Crumb, G. (Kent)
Songs, Drones and Refrains of Death
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik Ensemble
VÖ: 06.06.2006
Naxos / Naxos CD (AD DDD 2004) / Best. Nr. 8.559290
Gesamtspielzeit: 54:39
Internet:
George Crumb
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KLANGRITUALE
Der Amerikaner George Crumb (geb. 1929) hat eine eigenwillige und faszinierende, manchmal aber auch geradezu unheimliche Klangwelt geschaffen: Lyrisch, archaisch und ekstatisch zugleich, spiegelt sie musikalische Einflüsse der Alten und Neuen Welt aber auch asiatischer und afrikanischer Kulturen. Ihre starken rhythmischen Akzente, die Einbeziehung exotischer Instrumente oder die naturhaften Geräuschanteile berühren sich nicht nur mit der so genannten Volksmusik, sondern erinnern mitunter z. B. an Rituale von Schamanen. Das hat vor allem in den 1960er Jahren Elemente des Geheimnisvollen und Magischen in die sonst so strukturversessene „positivistische“ Klangwelt der Neuen Musik gebracht, die trotz mancher Übertreibungen und Abnutzungssymptome auch heute noch zu faszinieren vermögen. Wichtiger als strukturelle Komplexität ist dem Komponisten die Entfaltung des Klangs in allen möglichen Schattierungen sowie die Gestaltung der musikalischen Zeit durch den Klang. Daher die häufigen stillen und repetitiven Momente. Crumbs feines Gespür für die Klangfarbe zeigt sich vor allem in der Sinnlichkeit seiner ausgefallenen, meist mit viel Schlagzeug angereicherten Instrumentalkombinationen. Dass die akustischen Instrumente nicht selten elektrisch verstärkt werden, verleiht der Musik selbst in den bevorzugten Kammerbesetzungen eine kraftvolle körperliche Präsenz und erlaubt überdies aufregende Manipulationen des Klangs (eindrucksvoll vor allem die schier unerschöpflichen Möglichkeiten, aus einem modernen Konzertflügel die seltsamsten Klänge hervorzuzaubern).
Das Ensemble New Art hat unter der Leitung von Fuat Kent zwei Zyklen eingespielt, die einen eindrucksvollen Einblick in den weitverzweigten Crumbschen Klangkosmos gewähren. Die 1962-68 komponierten Songs, Drones, and Refrains of Death gehören zu einem größeren Werkzusammenhang, in dem Crumb sich mit der düsteren Lyrik des Spaniers Frederico Garcia Lorca auseinandergesetzt hat. Das kleine Instrumentalensemble, dessen Mitglieder auch vokal gefordert werden, wirkt mitunter wie eine Erweiterung des Vokalparts (und umgekehrt). Dieser wird vom Bariton Nicholas Isherwood perfekt inszeniert. Die alle Nuancen zwischen Sprechen, Schreien und Singen auskostende Partie ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Dass der „komische“ Effekt der verfremdend, manchmal auch bizarr intonierten Lorca-Verse vom Komponisten zumindest stellenweise gewollt ist, macht es dem Hörer nicht unbedingt leichter – mir klingt diese Art der Stimmbehandlung zwischen Pathos und Groteske zu geziert und gekünstelt und, leider, eben auch unfreiwillig komisch. Das 1994 vollendete rein instrumentale Sextett Quest ist da zugänglicher und wirkt weniger verbraucht. Im Vordergrund stehen eine akustische Gitarre und manchmal auch ein Sopransaxophon, die von einer erlesenen Schlagzeugkombination, einer Harfe sowie Kontrabass kontrapunktiert werden. Der spanischen oder südamerikanischen Volksmusik abgelauschte „Klangsplitter“ werden kunstvoll mit den Schlagzeugparts verwoben. Eine musikalische Suche, die ihre meditativen und eruptiven Momente hat.
Klangtechnisch ist diese Produktion ausgezeichnet gelungen. Auch interpretatorisch braucht sie sich nicht hinter der vom Komponisten betreuten Vergleichseinspielung beim New Yorker Label Bridge Records, wo seit 1996 Jahren eine Gesamteinspielung von Crumbs Werken in Arbeit ist, zu verstecken.
Georg Henkel
Trackliste |
01-11 Songs, Drones and Refrains of Death 12-19 Quest |
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Besetzung |
Ensemble New Art Ltg. Ken Fuat
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