Musik an sich


Artikel
P. PAUL FENECH (The Meteors) im Interview – Don’t ever think you can stop me!




Info
Gesprächspartner: P. Paul Fenech

Interview: Face 2 Face

Stil: Psychobilly

Internet:
http://www.kingsofpsychobilly.com

P. Paul Fenech – ein Name, der durchaus bekannt sein sollte. Frontmann der Meteors und alleiniger Erfinder des Psychobilly. Die Musikgeschichte behauptet es zumindest so. Eine Musikrichtung, die den klassischen Rockabilly-Sound der 1950er Jahre mit der Attitüde des Punk kreuzt und das Ganze mit kranken Horrotexten würzt. Die Meteors waren damals vor gut einem Vierteljahrhundert ganz vorne mit dabei und sind es auch heute noch. In all den Jahren hat Fenech mit seiner Band über 30 Veröffentlichungen unter die Fans gebracht. Und in den letzten 12 Jahren, vor allem als seine Band kurzzeitig aus Eis lag, zudem noch fünf Soloscheiben veröffentlicht, auf denen er auch einen kleinen Blick über den Tellerrand der Meteors hinaus wagte. Wir haben es also mit einer echten Legende tun. Für viele allerdings mehr berüchtigt als berühmt.

Als MAS die Gelegenheit bekam mit ihm ein wenig über sein sechstes Soloalbum The ‘F’ word (s. Review) zu plaudern, zögerten wir nicht lange. Auch wenn er von vielen Kollegen immer wieder als arrogant und verbissen beschrieben wird, war hiervon nicht allzu viel zu spüren. Er gab sich recht natürlich und bodenständig – noch dazu ziemlich gut gelaunt. Eine angenehme Plauderei also. Los geht’s!


MAS:
The ‘F’ word ist bereits Deine sechste Solo-CD. Die erste seit der Wiederbelebung der Meteors. Nachdem Du mit den Psychobilly-Königen zurückkamst, habt ihr fast pausenlos getourt und seitdem auch noch mehrere Alben aufgenommen. Wann fandest Du da die Zeit diese neue CD aufzunehmen.

Fenech:
Nun, wir haben nie eine richtige Pause eingelegt, lediglich das Touren für ein Jahr ein wenig zurückgeschraubt. Wir schrieben weiterhin zusammen Songs und nahmen Sachen auf. Ich besitze zwei Studios und es ist mein Beruf und meine Passion. Gerade deswegen habe ich alle Zeit der Welt für meine Solo-Sachen. Ich Glücklicher, hehe.

MAS:
Was war der Grund ein weiteres Solo-Album aufzunehmen? Ist es wegen der engen („tight fitting“) stilistischen Ausrichtung der Meteors? Was ist der Unterschied zwischen Deinen Band- und Solosachen?

Fenech:
Wenn ich einen Song schreibe weis ich sofort ob er eher für die Meteors taugt oder besser bei einem meiner Nebenprojekte aufgehoben ist. Haha, „tight fitting“. Das ist ein ziemlich diplomatischer und freundlicher Weg Psychobilly zu beschreiben.

MAS:
Die meisten der neuen Songs enthalten in gewisser Weise Texte über Liebe. Meistens in einer ziemlich dunklen Art und Weise. Hast Du nach all den Jahren genug von den Horrorgeschichten oder gehört diese Seite eher zu den Meteors?

Fenech:
Liebe besitzt nicht zuletzt eine extreme dunkle und kranke Seite. Oder geht das nur mir so? (lacht) Es gab schon so viel Horror und eine Menge Liebhaber sind gestorben … Cool, jetzt hör ich mich schon an wie ein Philisoph, hehe.

MAS:
Welche Songs von The ‘F’ word gefallen eigentlich Dir am besten oder auf welche bis Du am stolzesten?

Fenech:
Beim Titelsong mache ich mich über mich selbst ein wenig lustig. Das finde ich immer eine gute Sache. Eigentlich bin ich auf meine ganze Arbeit stolz. Aber „Angel song“ ist ziemlich persönlich und wahrscheinlich das einzige echte Liebeslied das ich je geschrieben habe und auch jemals schreiben werde.

MAS:
Diese CD beinhaltet eine paar ziemlich gute Cover-Versionen. Besonders Deine Version von „Poison Heart“ hat es mir angetan. Wie wählst Du die Songs, aus die Du covern möchtest? Sind das Titel welche Dir viel bedeuten und die Du in Deiner Art zu spielen ausprobieren möchtest?

Fenech:
Danke für das Lob. In all den Interviews in denen ich ähnliche Fragen gestellt bekam, bist Du der erste welcher diese Frage schon selbst beantwortet hat. Genau, ich nehme Songs die mir einfach gefallen. Ganz ungeachtet des Stils oder des Künstlers.

MAS:
Du hast hier auch ein paar coole Duette aufgenommen, z.B. Deine Version von Johnny Cash´s „Jackson“. Wer ist diese wilde Dame die wie hier zu hören bekommen?

Fenech:
Das ist meine Freundin Cherry. Duette funktionieren eben am besten wenn man sein Gegenüber sehr gut kennt.

MAS:
Wer spielt sonst noch mit auf der CD? Sind das Deine Kumpels von den Meteors oder andere alte Freunde?

Fenech:
Yeah, auf ein paar Tracks habe ich auch die Band dabei. Viele Lieder habe ich komplett alleine gemacht und auch ein paar Gäste spielen hier und dort mit.

MAS:
Hast Du The ‘F’ word in Deinem eigenen Studio aufgenommen? Meiner Meinung nach hat es den perfekten Sound für diese Art Musik. Wild und schmutzig!

Fenech:
Ja. Es ist so, dass ich sogar zwei Studios habe. Eines in der UK und eines hier in Deutschland. Das auf der Insel ist allerdings ziemlich oft belegt. So habe ich einfach in Deutschland noch eines errichtet, da ich inzwischen auch hier lebe. Es sind zwei richtige Studios in denen wir auch andere Bands machen. Aber nur Bands, keine Pop- oder Elektro/Acid-Produktionen. Das Equipment dort ist ziemliches High-Tech, aber teilweise auch altes und klassisches Rock ´n Roll-Zeugs. Wir machen unsere Sachen ziemlich im „old school way“. Ganz so wie es mit Bands allgemein gemacht werden sollte.

MAS:
Wirst Du mit Deinem Solo-Zeugs in nächster Zeit auch Konzerte spielen? Gibt es für Dich überhaupt noch ein Bühnenleben abseits der Meteors, oder wirst Du einfach Deine Solo-Songs mit der Band spielen?

Fenech:
Ich werde ein paar Solo-Shows machen wenn ich mal die Zeit dafür finden sollte. Aber ich werde es nie mit den Meteors-Sachen mischen. Das eine ist ein Nebenprodukt des Anderen. Ich habe jetzt schon über 35 Alben gemacht und bin sehr zufrieden wie sich der Sound und der Stil der Meteors in all den Jahren entwickelt hat. Jemand der nach den ersten Alben aufgehört hat uns zu hören wäre glaube ich überrascht wie wir heutzutage klingen.

MAS:
Auf dem Album ist eine ganze Bandbreite von verschiedenen Stilistiken zu finden. Das bringt mich zu der Frage welche Art von Musik oder Künstler inspirierte dich während Deiner Kariere hindurch und auch noch heute?

Fenech:
Die Meteors inspirierten mich. Rockabilly, guter Punk und Band wie Motörhead und die Ramones halfen mir dabei es bodenständig und ehrlich zu halten. Johnny Cash (R.I.P.) war immer eine Art Gott für mich.

MAS:
Wenn Du für einen Gig eine Band mit all Deinen Lieblingsmusiker zusammenstellen könntest, ob lebend oder bereits verstorben, wie würde diese Band aussehen?

Fenech:
Nun, ohne Wolfgang (Meteors-Drummer – Anm.d.Red.) würde es live nicht funktionieren. Und sonst, Johnny Cash natürlich, Lemmy, Gene Vincent, Joey Ramone. Ich könnte für immer so weiter machen, aber dies wäre doch eine nette kleine Combo.

MAS:
Lass uns doch noch einen Blick auf die Meteors werfen. Was gibt es momentan für Pläne Deine Hauptband betreffend, was können wir da in nächster Zeit erwarten?

Fenech:
Derselbe Scheiß wie immer – Danke allen Göttern dafür! – Tour, Tour, Tour, Studio, Gefängnis, Rehabilitation, Tour und dann direkt ab in die Hölle denk ich mal. (lacht)

MAS:
Keine Frage, die Meteors sind nach wie vor die Könige des Psychobilly. Denkst Du, es gibt mittlerweile eine Band euren Thron erklimmen könnte?

Fenech:
Dankeschön! Aber um die Wahrheit zu sagen, denke ich kaum. Wir sind unantastbar. Ist das arrogant? Hm, vielleicht. Aber egal, wahrscheinlich wolltest Du genau das hören von mir, hehe. Es gibt halt einen fundamentalen Unterschied zwischen ihnen und uns. Wir meinen es so wie wir es tun.

MAS:
Deine Abneigung gegen diese neumodischen Psychobilly-Bands ist wohlbekannt. Kannst Du uns Unwissenden dann einfach mal erklären was das „real thing“ hinter Psychbilly ist und was es Dir persönlich bedeutet?

Fenech:
Es ist mein Lifestyle, meine Religion. Und die von vielen Anderen auf der Welt. Es ist was wir sind und an was wir glauben. Und es ist noch mehr für mich. Das Publikum ist unser viertes Bandmitglied. Es ist keine Mode und kein Trend oder Ähnliches, dem man einfach so folgt. Es ist eine konstante Sache, schon seit 28 Jahren. Es gehört zu uns. Und die Anderen sind nur einfache Imitatoren „and they can go f*** ´em selves“, hahahahahahahaha. Aber sorry, Du wolltest halt meine ehrliche Meinung.

MAS:
Klare Worte Mr. Fenech! Wenn Du bereits die lange Zeitspanne dieser Bewegung erwähnt hast: Was waren Deine Höhe- und Tiefpunkte während der dieser 28 Jahre Meteors und Solo? Welche Songs und Alben machen Dich auch heute noch stolz? Und gibt es auch Sachen, von denen Du wünscht Du hättest sie nie aufgenommen?

Fenech:
Das ist eine coole Frage die mir noch niemand gestellt hat. Ok, das Highlight ist jeder verdammter Tag an dem ich mir meine Strat umschnalle und Mutanten zum Leben erwecke. Ganz ohne Politik, Effekte, Predigten und der Notwendigkeit mich selbst dafür zu entschuldigen. Weiter die tollen Leute die ich in all den Jahren getroffen habe. Ebenso die Unterstützung unser echten Hardcore-Fans und die Tatsache, dass einfacher, ehrlicher und altmodischer Rock ´n Roll immer noch die Leute in Brand setzten kann. Und die Tiefpunkte? Hm, das frühe Aufstehen um einen Flieger zu erwischen. Aber ich denke es könnte schlimmer sein. (lacht)

MAS:
Was inspiriert Dich einen Song zu schreiben und was motiviert Dich immer noch ein Teil des verrückten Musik-Business zu sein? Die Fans, Deine Band-Kumpels, die Musik selbst – oder einfach das Geld, hehe?

Fenech:
Eigentlich das Selbe wie vorhin. Aber zur Hölle, ich bin ein Profi. Ich arbeite genauso wie der Rest der Welt. Aber das Geld ist eher ein Bonus, als ein reiner Lohn für mich.

MAS:
Was hältst Du eigentlich vom Internet und seinem Potential Musik zu bewerben? Speziell im Hinblick auf Online-Magazine?

Fenech:
Ich denke es ist die Zukunft, genauso wie die heutige Technologie eine moderne Hexerei ist. Es ist eine ziemlich coole Sache denk ich einfach.

MAS:
Gibt´s irgendeine Frage die Dir noch nie gestellt wurde, du aber wünscht jemand hätte es getan? So, das ist Deine Chance der Welt etwas Spezielles über Mr. Fenech zu erzählen!

Fenech:
Kurz und knapp: Denkt ja nicht daran, ihr könnt mich jemals stoppen!

MAS:
Um langsam zum Ende zu kommen, möchtest Du unseren Lesern noch etwas mitteilen?

Fenech:
Und ob! Hört nie auf Dinge die ihr von Leuten hört, die uns nicht einmal oder zumindest nur ein wenig kennen. Unsere Message ist nach wie vor die gleiche wie sie es immer war. Wir spielen für Leute die uns mögen – scheiß auf die Anderen!

MAS:
Ok Paul, gutes Schlusswort. Ich danke Dir für Deine Zeit meine Fragen zu beantworten und wünsche Dir alles nur erdenklich Gute für die Zukunft!

Fenech:
Hey mein Freund kein Problem! Ich hatte meinen Spaß und es brachte mich teilweise zum Nachdenken. Und jetzt schmerzt gleich mein Kopf davon. Ahhh, blöder Psychobilly. (lacht)


Mario Karl



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