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The Tangent
The World that we drive through
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Im vergangenen Jahr erschien das All-Star-Projekt The Tangent aus dem Nichts in der Prog-Welt – und nahm sie im Sturm. 19 Punkte in der MAS; ein zweiter Platz im Jahrespoll der Prog-Gazette „Eclipsed“ sprechen eine deutliche Sprache. Dass es für das Zweitwerk The World that we drive through angesichts der massiven Erwartungshaltung schwerer werden würde, war klar.
Drei Tracks lang aber sieht es so aus, als könne das Team um Andy Tilson in ähnliche Regionen vorstoßen, wie das Debüt. Der Eingangs-Hattrick öffnet die Fenster in drei unterschiedliche Regionen des Progs und anliegender Gefilde.
Leicht jazzig eröffnet das “Winning Game“ die CD. Es folgen rockende Strecken mit herrlichen erhebenden Vocal-Parts. Bei der großen Prog-Liebe zu den 70ern dürfen natürlich auch anheimelnd antiquierte Orgeltöne nicht fehlen, bevor das Stück den Bogen schließt und sich wieder leicht jazzig verabschiedet. Die Querflöte ist das bestimmende Instrument des folgenden “Skipping the Distance“. Trotzdem klingt man nie nach Jethro Tull. Britische Folkies kommen einem eher in den Sinn. The Tangent malen allerdings mit etwas kräftigerem Pinsel. Fließende Pianoklänge betonen die Naturnähe. Die wird beibehalten. Ein perlendes Piano und schmelzender Gesang, an der Grenze des zu Glatten, versetzen uns photosynthetisch in eine elegante, aber gemütliche Bar. In die Kunstwelt der Nachtclubszene tauchen wir aber nicht hinab. Der Titel deutet es schon an. Wir hören weit geöffnete Fenster, die einen entspannend grünen Blick über Wiesen und Bäche ermöglichen.
Spätestens an dieser Stelle beginnt man sich Superlative und Jubelarien für die Rezension zu notieren – und bekommt zwei große kalte Eimer über den Kopf geschüttet. Die beiden Longtracks, die die CD beschließen, sind zumindest im Vergleich mit dem anderen The Tangent-Material eher belanglos. Kann der Titeltrack im Mittelteil noch mit Genesis- und ELP-Anleihen punkten, fehlt es dem langen “A Gap in the Night“ einfach an Esprit. Man hat den Eindruck, irgendwo wurde der Stecker herausgezogen. Das Licht ging aus. Es wird … Nacht.
Na,ja, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Auch in der zweiten Hälfte gibt es Stellen, die den Proggie begeistern können. Aus dem Überflieger-Bereich reißt sie die CD aber deutlich heraus. Nach der ersten Hälfte war ich begeistert und plante 18 Punkte ein – auch um einen kleinen Unterschied zum Vorgänger einzuhalten. Bei der zweiten Hälfte lande ich bei 12 bis 13 Punkten – macht summa summarum 30 durch 2 = 15 Punkte.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | The winning Game | 11:10 |
2 | Skipping the Distance | 8:57 |
3 | Photosynthesis | 7:40 |
4 | The World we drive through | 13:00 |
5 | A Gap in the Night | 18:20 |
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Besetzung |
Andy Tillson (Keys, Voc) Roine Stolt (Git, Voc) Sam Baine (Keys, Voc) Jonas Reingold (B) Zoltan Csorsz (Dr) Guy Manning (Git, Voc) Theo Travis (Sax, Flöte)
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