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Threshold und Dead Soul Tribe live im Colos-Saal Aschaffenburg
Nach der teils regengeschwängerten Open-Air-Saison geht es in Sachen Rockmusik nonstop in den Hallen dieser Republik weiter. Und dass dieser Umstand sehr vielen Menschen gar nicht so ungelegen kommt, konnte man an besagtem Donnerstag im gut besuchten Aschaffenburger Colos-Saal erleben. Eines der ersten Konzerte nach der Sommerpause war dort das Gastspiel des Prog-Metals-Doppelpack Threshold/Dead Soul Tribe und solch einen Leckerbissen in Sachen hochwertiger Musik durften wir und die zahlreich erschienenen Anhänger dieses Genres sich natürlich nicht entgehen lassen.
Als erstes durften Dead Soul Tribe beim unterfränkischen Publikum ein wenig Eindruck schinden. Und nachdem man sich an die etwas ungewohnte Bühneneinteilung (Sänger links, Schlagzeuger rechts(!) und der Rest der Band irgendwo dazwischen) gewöhnt hatte, stand dem musikalischen Hochgenuss nichts mehr im Wege. Ex-Psychotic Waltz-Sänger Devon Graves und seine Mannen konnten sogar ihren eh schon gelobten Summer-Breeze-Auftritt toppen, da Uhrzeit, Licht und Ambiente im Colos-Saal die Magie der Songs noch zusätzlich verstärkte. Diese stammten im Gegensatz zu den Open-Air-Auftritten hauptsächlich aus dem aktuellem January Tree-Longplayer, doch auch Klassiker wie das superbe "Some Things You Can`t Return" wurden nicht vernachlässigt und bei solchen Prog-Metal-Perlen drückt man bei den doch etwas karg dargebotenen Ansagen des Frontmannes beide Hühneraugen wohlwollend zu. Diesen Aufgabenbereich hätten wohl doch eher die österreichischen Mitstreiter des US-Amerikaners übernehmen sollen. Geschadet hätte es sicher nicht. "Kommunikation mit dem Publikum" hin oder her, dem Mastermind dieser Band bei der Arbeit zu beobachten, war auf jeden Fall ein Hochgenuss, egal ob Mr. Graves traditionell an seinen Gitarren werkelte, auf der Querflöte zauberte oder seine Klampfe mit einem Geigenstab-ähnlichen Objekt bearbeitete. So wurden Dead Soul Tribe nach ihrem letzten Song mit viel Applaus verabschiedet, doch Feierabend hatten die Jungs noch lange nicht, denn sogar als das Konzert des Headliners schon beendet war, konnte man Graves und Co. noch dabei beobachten, wie sie sich fast schon rührend um ihre Fans kümmerten. Diese kommen am 08.Dezember, wenn die Ösi/Ami-Connection als Supportact für Rage auftritt, garantiert wieder und somit hatten sich die freiwilligen Überstunden des sympathischen Haufens wohl ohne Zweifel gelohnt.
Der neue Threshold-Longplayer Subsurface räumte nach seinem Erscheinen ungefähr so viele "Album des Monats"-Auszeichnungen ab, wie Wilhelm Tell damals Plüschtiere auf dem Rummel, und so war es eigentlich nicht weiter verwunderlich, dass die ersten beiden von der Band dargebotenen Songs "Mission Profile" und "Ground Control" mit der Tracklist ihres jüngsten musikalischen Babys übereinstimmten. Schon bei den ersten Takten fiel selbst jedem Musiklaien auf, welch phantastischen Sound die Truppe und ihr Mischer da zusammenbruzzelten und über die im Überschuss vorhanden technischen Fähigkeiten der Musiker hier ein Wort zu verlieren, wäre wohl verschwendete Zeit. Für Musiker war dieses Konzert aber genau das richtige, da Sänger Mac, bei den zahlreich vorhandenen Instrumentalpassagen, die Bühne verließ und man sich voll und ganz auf das hervorragende Spiel der Axtfraktion konzentrieren konnte. Erwähnter Frontmann machte am heutigen Abend, dank seines Schottenrockes, seinem Namen alle Ehre und sammelte durch die fast akzentfrei vorgetragenen witzigen Ansagen in deutscher Sprache (der Frontmann wohnt in unserem schönen Land) schon mal jede Menge Pluspunkte unter dem anwesendem Volk. Daher war der Vorschlag dieses Herren, das nächste Livealbum in Aschaffenburg aufzunehmen, wohl alles andere als Geschleime, da das Publikum in Sachen Lautstärke den doch etwas lahmen Geräuschpegel auf dem offiziellen Liveoutput Critical Energy kilometerweise in den Schatten stellte. Auch wenn eigentlich nur letzterer Teil sicherlich die Hauptaussage in diesem Satz sein sollte, wäre es gar nicht so ganz unsinnig, wenn die Truppe hier die Bänder hätte mitlaufen lassen, da sich die Setlist, mit einigen Ausnahmen, ziemlich von der 2004er Doppel-Livescheibe abhob. Dies galt auch für den Härtegrad, denn bei Stampfern wie z.B. "Pressure" kam man sich, zumindest was die fliegenden Haare im Publikum anging, fast so vor wie auf einem Slayer-Konzert.
Diesem Sextett hätte man ewig zuschauen können und so war es schon ein kleiner Schock, als der Herr im Rock mich aus allen Träumen riss und die Zugaben ankündigte. Ein Blick auf die Uhr ließ meinen Ärger aber wieder abkühlen, denn die Zeit verging eben wie im Flug mit dieser Band und so konnte man nach angemessener Spieldauer noch die Zugaben "Flags And Footprints" und natürlich "Fracmentation" genießen. Als wir den Club den Rücken zukehrten und unser Auto suchten, war ich mir auf jeden Fall sicher, dass ich mit einen schöneren Start in die sogenannte "Hallen-Saison" nicht hätte vorstellen können. Wir sind auf jeden Fall gespannt, was da in dieser dunklen Jahreszeit noch so kommen mag.
Manuel Liebler
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