Gebhard Ullmann
Impromptus und Interationen
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Mit sehr avantgardistischen Veröffentlichungen im Bereich Jazz ist mir der Saxofonist Gebhard Ullmann bereits mehrfach aufgefallen. Doch auf dieser aktuellen Veröffentlichung hören wir nicht einen einzigen Ton von ihm. Denn er ist der Komponist der fünfzehn Impromptus und Interationen, die gespielt werden von Vitalii Kyianytsia am Klavier.
Vorgestellt wird ein etwa einstündiger Zyklus von Werken für Piano solo, die 2023 komponiert wurden. Zum Verständnis dazu, was geboten wird, greife ich auf die Ausführungen der Plattenfirma zurück. Es sollen in diesem Klavierzyklus komponierte und improvisierte Elemente nahtlos ineinander übergehen, das empfindliche Gleichgewicht zwischen strukturierter und spontaner Kreativität soll erforscht werden. Diese Stücke, die von Allegro Furioso bis Larghissimo reichen, betonen die Bedeutung von Stille und Besinnung inmitten des Chaos. Inspiriert von Erik Satie präsentiert Ullmann eine überzeugende Alternative zum hektischen Tempo des modernen Lebens und bietet ein kontemplatives Musikerlebnis.
Für mich als Hörer bedeutet das, ungeachtet der Absicht der Kompositionen, dass ich mich unterschiedlich darauf einstellen kann. Hier kommt das jeweilige subjektive Erleben ganz stark zum Tragen. Für Einige mag das, ganz böse ausgedrückt, "Geklimper" sein, für Andere ein Ausdruck höchster Virtuosität und Kompositionen, die von durchdachter Raffinesse zeugen.
Auf jeden Fall schafft es Vitalii Kyianytsia, mit seinem meisterhaften Spiel den Kompositionen Leben und Ausdruck einzuhauchen, ganz verschiedene Emotionen prallen hier aufeinander, mal klingt es regelrecht weggetreten und total verträumt, dann wieder verspüre ich eine Hinwendung zum Free Jazz, und immer wieder fallen mir dann auch die anderen Produktionen von Ullmann ein, die sich ohnehin stets im Umfeld avantgardistischer Musik bewegten, mit der Verknüpfung zum Jazz.
Hier gibt es sicher die eine oder andere Annäherung an klassische Musik, zumindest dann, wenn Strukturen vorgegeben werden, der Bereich des Jazz wird durch die Improvisation berührt. Mitunter habe ich den Eindruck, dass die Musik ein wenig unberechenbar erscheint, dadurch natürlich ein gewisser Spannungsbogen aufrecht erhalten wird.
Für Ullmann als Komponist ist dieses hier kein Neuland, denn bereits seit Anfang der 90er Jahre soll er damit begonnen haben. Was mir bleibt, ist den englischen Ausdruck zu benutzen, "To whom it may concern", wer sich also wirklich dafür interessiert, dürfte alles Andere als enttäuscht sein.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Impromptu #8
2 Interation #1
3 Impromptu #12
4 Impromptu #4
5 Interation #3
6 Impromptu #2
7 Impromptu #9
8 Impromptu #3
9 Impromptu #5
10 Interation #2
11 Impromptu #10
12 Impromptu #6
13 Impromptu #1
14 Impromptu #7
15 Interation #4
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Besetzung |
Vitalii Kyianytsia (piano)
Gebhard Ullmann (compositions)
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