Mike Stern

Echoes And Other Songs


Info
Musikrichtung: Jazz-Fusion

VÖ: 13.09.2024

(Mack Avenue)

Gesamtspielzeit: 77:15

Internet:

https://www.mikestern.org/
https://mackavenue.com/
https://www.martinaweinmar.de/


Der 1953 geborene Gitarrist Mike Stern war nicht nur solo aktiv, sondern machte sich bereits früh einen Namen als Sideman vieler Bands und Produktionen: mit Blood, Sweat & Tears, Steps Ahead, Miles Davis, The Brecker Brothers und vielen anderen. Sein Debüt-Album, "Upside Downside", erschien 1986. Jaco Pastorius und David Sanborn begleiteten ihn unter anderem.

Wenn man mit der Entwicklung des Jazz Rocks bzw. der nachfolgenden Fusion-Bewegung groß geworden ist, hat man eigentlich bereits alles Mögliche erlebt. Den experimentierenden Miles Davis, die Klassiker jener Tage, Billy Cobham, Chick Corea, Stanley Clarke etc., wo man sich regelrecht überschlug mit Tempo und Virtuosität, den bläserangereicherten Funk der Brecker Brothers, und viele Gitarristen, die immer schneller spielten, so wurde das ganze Spektrum eigentlich bereits ausgefüllt. Und einer der vielen Gitarristen neben solchen wie Al DiMeola, Allan Holdsworth, John Scofield etc. war halt auch Mike Stern, der wie alle anderen stets eine individuelle Note einbrachten.

Und nun gibt es eine neue Platte von ihm, Echoes And Other Songs. Echoes, hat das eine Bedeutung? Auch Widerhall genannt, könnte es auf ehemals gespielte Musik deuten, die nun zurückkommt. Und dann noch And Other Songs, also neue Klänge, neue Ausrichtungen? Jedenfalls helfen dem Protagonisten viele bekannte All Stars, Chris Potter, Christian McBride, Dennis Chambers oder Jim Beard, der das Album auch produziert hat, ihm ist es dann auch gewidmet, verstarb er doch im März dieses Jahres. "This record ist dedicated to the memory of Jim Beard (1960-2024). An amazing musician and a wonderful friend."

Echoes And Other Songs ist ein sehr gutes Album geworden, es werden verschiedene Elemente des Jazz-Genres vereint. Klar, allen voran die Fusion, wird hier doch reichlich fusioniert. Doch es ist nicht der alte Stil der Siebziger oder Achtziger, wo jener Sound reichlich geprägt war von Funk-Elementen und rockenden Ansätzen, denn hier klingt es allgemein luftiger und dichter im Ensemblesound, somit könnten verschiedene Interessenten*innen aus verschiedenen Lagern angesprochen werden. Denn auch am Jazz orientiert man sich, und sei es nur als Bestandteil einzelner Songs, wenn die Musik ansetzt zu swingenden Passagen, gleich beim Auftaktsong bringt Saxofonist Chris Potter in diesem Umfeld ein sehr mitreissendes Solo!

Mike's Ehefrau, die deutsche Jazz-Gitarristin Leni Stern tritt drei Mal auf, jedoch tauscht sie auf drei Songs die Gitarre ein, um eine westafrikanische Binnenspießlaute zu spielen, genannt ngoni, wobei mich der Klang eher an Ursprünge aus Asien denken läßt. Nun, eine weitere interessante Zutat in diesem recht interessanten Umfeld, dass vor Allem durch die hervorragenden Musiker lebt, Alle haben eindrucksvoll ihre Spuren hinterlassen. Freunde des "alten Jazz Rocks", teilweise des Jazz', insgesamt Alle, die sich für hervorragende Fusion interessieren, werden hier bestens bedient, auch Elemente von Funk, Gospel und von Folk haben sich häppchenweise eingeschlichen. "Crumbles" zum Beispiel läßt gar einige recht freie Elemente des Jazz aufblitzen!

Und Mike Stern spielt wirklich ganz individuell und virtuos, läßt mitunter rasante Läufe aufblitzen, aber widmet sich auch stark melodischen Elementen und gibt dabei den Mitspielern reichlich Raum zur Entwicklung. Ja, da ist dem Gitarristen ein brillanter Brückenschlag von den Siebzigern in die Jetztzeit gelungen! Auffällig ist, dass sein Sound im Gegensatz zu früher wärmer klingt, mitunter wie in Watte gepackt, man bemerkt kaum den Anschlag. Möglicherweise hat das mit diversen Verletzungen der Schulter und des Armes zu tun, mir scheint, es hätte er seine Art des Spiels verändert im Laufe der Jahre, doch mir gefällt es, so oder so...



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Connections (8:10)
2 Echoes (7:31)
3 Stuff Happens (6:56)
4 Space Bar (6:55)
5 I Hope So (7:06)
6 Where's Leo?(6:53)
7 Gospel Song (4:56)
8 Crumbles (8:13)
9 Curtis (5:31)
10 Climate (7:27)
11 Could Be (7:33)
Besetzung

Mike Stern (electric guitar, backing vocals -#9)
Chris Potter (tenor saxophone -all tracks except #4, 5, 9)
Jim Beard (acoustic piano, keyboards)
Christian McBride (electric bass - #1, 2, 3, 6, 8), acoustic bass - #7, 10, 11)
Antonio Sanchez (drums - all tracks except #4, 5, 9)
Leni Stern (ngoni - #1, 5, 8)
Arto Tunçboyacian (percussion - all tracks except #6, 7)
Richard Bona (bass guitar - #4, 5, 9, vocals - #5, 9)
Dennis Chambers (drums - #4, 5, 9)
Bob Franceschini (soprano saxophone - #5, tenor saxophone - #4, 9)



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