Nikolov-Ivanovic Undectet

Dystopia


Info
Musikrichtung: Big Band Jazz / Fusion

VÖ: 16.08.2024

(Rue Des Balkans)

Gesamtspielzeit: 61:26

Internet:

https://vladimirnikolov.com/
https://vladimirnikolov.com/undectet/
https://lautredistribution.wordpress.com/
https://mosaik-promotion.de/


In der Pressemitteilung wird es Free Jazz Ensemble genannt. Nikolov-Ivanovic Undectet wird vom Pianisten Vladimir Nikolov und vom Schlagzeuger Srđan Ivanovic geleitet, mit Dystopia stellen sie ihr drittes Album vor. Eine CD des Drummers hatte ich erst in diesem Jahr vorgestellt, Modular , ein mich begeisterndes Album, allerdings kein Free Jazz, sondern mehr in Richtung Fusion.

Nun fahren die beiden Bandleader gleich mit einem elfköpfigen Ensemble auf, mit Musikern aus Frankreich, Serbien, Mazedonien und Bulgarien. So bleibt es nicht aus, dass in den Gesamtsound Elemente vom Balkan beeinflusster Musik Einzug gehalten haben. "Scream", das erste Stück, doch im Sinne des Titels erfolgt mitnichten ein Schrei oder Aufschrei gemäß der Vorankündigung in der Pressemitteilung, das ist nun gar kein Free Jazz! Dazu läuft es hinsichtlich des Arrangements viel zu geordnet ab, das ist zwar keines der üblichen Bearbeitungen für Big Bands mit den entsprechenden Ausprägungen. Doch mit Free Jazz verbinde ich Cecil Taylor, frühe Werke von Pharoah Sanders, Ornette Coleman, Albert Ayler und viele andere, und wenn ich an eine große Formation denke, fällt mir spontan The Jazz Composer's Orchestra ein. Nun, wenn bei 3:20 der Pianist kräftig und dissonant in die Tasten schlägt und sich darum ein wenig Wildheit und Freiheit entwickelt, rechtfertigt das noch keinen freien Jazz, sondern eher eine gelungene Abwechslung, und es zeugt von der Besonderheit der Komposition.

Das Akkordeon auf "Rue des Balkans" bringt gleichermaßen französisches Flair als auch den Hauch des Balkans ins Spiel, locker umspielt von den übrigen Musikern. Im Übrigen lebt diese ausgefeilt komponierte Musik von der Frische und Lockerheit ihres Vortrags, hier zeigen sich vordergründig halt die musikalischen Elemente des Balkans. Eine wichtige Rolle nimmt innerhalb dieses Kontexts auch Noé Clerc mit dem Akkordeon ein, einmal auf Track 5 ist es die Accordina.

Recht unterschiedlich stellen sich grundsätzlich die zehn Songs dar, "Lament of a City" zum Beispiel fließt sehr zäh dahin, und - siehe da, innerhalb dieses Arrangements zeigen sich dann doch tatsächlich einige frei gestaltete Passagen. An Musik des Labels ECM erinnert mich die Stimmung auf "Punky Romantic", schwer schleppend steigert sich die Atmosphäre auf "Résistance", der Titelsong swingt mitunter im Wechsel zu Elementen der Fusion, und "Seasons" verabschiedet uns dann noch einmal mit einem vielschichtigen und hochwertigen Arrangement für die Band.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Scream (5:02)
2 Rue des Balkans (6:30)
3 Changing Landscapes (7:04)
4 Something to Look Forward to (5:26)
5 Lament of a City (4:56)
6 Punky Romantic (6:24)
7 Résistance (6:11)
8 Dystopia (5:58)
9 Sincere Greed (8:06)
10 Seasons (5:45)
Besetzung

Luka Ignjatović (alto sax, flute -#7)
Kristijan Mlačak (tenor sax, soprano sax - #3,6)
Léo Guedy (baritone sax, bass clarinet - #2,7)
Olivier Laisney (trumpet)
Milan Roksandić (french horn)
Sébastien Llado (trombone)
Miloš Budimirov (tuba)
Noé Clerc (accordion, accordina -#5)
Vladimir Nikolov − piano, Rhodes, percussion - #1,8)
Mihail Ivanov (double bass)
Srđan Ivanović (drums, percussion - #8)



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