Markus Harm

Out In Space


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 23.08.2024

(Challenge)

Gesamtspielzeit: 47:20

Internet:

https://wp.markusharm.de/
https://challengerecords.com/home
https://www.martinaweinmar.de/


Den deutschen Saxofonisten Markus Harm hatte ich im letzten Jahr vorgestellt mit seiner Veröffentlichung Foresight, nun legt er nach mit Out In Space, von der Quintett-Besetzung reduziert auf ein Quartett, und auch mit anderen Musikern.

Ich bemerke stark, wie sich Jazz verändert hat, gleichwohl er Jazz geblieben ist. Wichtige Säulen waren in Verbindung mit der Begriffsbestimmung einst, und das war irgendwie fest zementiert, der Bebop und der Hard Bop. Doch heute, wenn sich auch meist der Hard Bop als Brücke anbietet, ist die Gestaltung viel freier geworden, dergestalt, dass sich die Konzentration nicht allein auf die Solisten bezieht, sondern alle Beteiligten sind mittlerweile viel stärker eingebunden worden und sozusagen wesentliche Mitgestalter.

So ist der Jazz, wie man ihn gewohnt ist von Musikern wie Dexter Gordon, Johnny Griffin, Stan Getz, Gerry Mulligan, Joe Henderson, Lester Young und anderen, nur noch recht selten anzutreffen. Diese Art von Kreativität, wie sie sich bereits mit John Coltrane und seiner gestaltenden Freiheit etabliert hat , hat sich offensichtlich sehr stark durchgesetzt, allerdings nicht unbedingt dergestalt, dass neue Türen geöffnet werden, sondern man verbleibt zumeist innerhalb nach und nach gewachsener Strukturen und viel Wert wird auf Gestaltung gelegt mit Beteiligung aller Musikern*innen.

Genau das empfinde ich auch so bei Out In Space von Markus Harm. Bereits stark ausgeprägt mit "Ups And Downs" scheint die Band eine ganze Bandbreite der Geschichte des Jazz aufgesaugt zu haben. Es fließt und entwickelt sich ständig, man bedient sich bestimmter Spielarten, ein grundsätzlich zwar relativ ruhiger Song, so gerät er bis an den Rand eines Ausbruchs und ich spüre hier, wie sich Tradition neben die Freiheit eines Coltrane stellt, mit dem Ergebnis, dass sehr viel Kreativität entspringt.

Im Grunde genommen gilt das für alle sieben Kompositionen von Harm, und im Gegensatz zu "Foresight" scheint man hier weiter gegangen zu sein, oder einen neuen Weg beschritten zu haben. Ich spüre viel Spannung, auch im oft sehr losgelösten Spiel des Protagonisten, und gerade das Zusammenspiel des Quartetts ist geprägt von reichlich emotionaler Kraft, die sich viel Raum schafft in der gemeinsamen Gestaltung.

Gemäß der Pressemitteilung gibt es Songs, die thematisch Bezug nehmen, zum Beispiel "Ringelpulli" gilt als Hommage an "den prominentesten Ringelpulli-Träger der Jazzwelt, Pat Metheny". Oder "Home" gilt als "tief empfundene Widmung an die Eltern, auf die Harm stets bauen konnte". Klar- und das dürfte sich automatisch ergeben - "Trane Station" als Verbeugung vor John Coltrane, dessen Ausstrahlung empfinde ich hier als gut wiedergegeben.

Zusammenfassend kann ich also feststellen, dass diese moderne Spielweise des Jazz von großer Lebendigkeit erfüllt ist und einen hohen Unterhaltungswert aufweist, voller Spannung und mitreissendem Ausdruck!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Ringelpulli (6:46)
2 Ups And Downs (7:12)
3 Home (6:21)
4 Trane Station (5:55)
5 Out In Space (8:01)
6 Lost And Found (7:29)
7 Don't Scrumble, Mr. Humble (5:33)
Besetzung

Markus Harm (alto & soprano sax)
Andreas Feith (piano)
Martin Gjakonovski (bass)
Vladimir Kostadinovic (drums)



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