Susanne Sundfør

Blómi


Info
Musikrichtung: Chamber Folk-Pop

VÖ: 23.06.2023

(Bella Union)

Gesamtspielzeit: 46:00

Internet:

https://susannesundfor.com/
https://www.bellaunion.com/
https://www.pias.com/


Elf Jahre ist es bereits her, dass mich eine Platte der Norwegerin Susanne Sundfør, mit ihrer damals fünften Veröffentlichung The Silicone Veil, begeistern konnte. Nun liegt mir ein weiteres Album vor, Blómi. Wird es erneut so gut abschneiden?

Damals hatte ich auch Bezug genommen auf düster ausgerichtete Texte. Diese liegen nun aber nicht vor, also sollte man sich die Mühe machen, genauer hinzuhören. Nun, im sehr merkwürdigen Auftaktsong "Orð Vǫlu" spricht Eline Vistven, ja, man singt hier nicht, von schwarzen Löchern und Schwerelosigkeit und scheint sich thematisch im All zu bewegen, untermalt wird ihr Sprechgesang jedenfalls von flirrenden und mystischen Klängen.

Mit "Ashera's Song" bleibt es mystisch und in der Tat vermag ich nicht eindeutig zu erkennen, in welche Sprache die Protagonistin nun singt, ich meine jedenfalls auch Englisch herauszuhören. Die klare Stimme vermengt sich mit den dahinfliegenden elektronischen Klängen und vielleicht steckt eine Symbolik dahinter? Nun, auf dem Titelsong singt sie eindeutig auf Englisch. Blómi, das bedeutet in etwa "Aufblühen", nun, nach den ersten beiden geheimnisvollen Songs passt es, denn die Stimmung blüht positiv auf nach der Düsternis. Der Song ist darüber hinaus sehr luftig und leicht inszeniert, viele Nuancen reichern die Atmosphäre an und zeugen von einem sehr durchdachten Arrangement, geführt vom Piano schält sich ein Saxofonsolo heraus, man meint, einen leichten Walzer-Rhythmus zu vernehmen und kann rasch versinken in dieser dichten und warmen Umgebung.

War es soeben noch das Piano, so stellt sich der Song "Rūnā" mit akustischer Gitarrenbegleitung vor, die Stimmung erinnert mich spontan an "Here, There And Everywhere" der Beatles. Stimmlich bietet die Protagonistin auch auf dieser Platte wieder eine großartige Vorstellung, man spürt förmlich, wie sich emotional mit voller Überzeugung einbringt, seinerzeit assoziierte ich anteilig auch Spuren von Lisa Gerrard, Annie Haslam und Maddy Pryor.

Eingebettet ist der Gesang in eine wattige weiche Instrumentierung, die Synthesizer bereiten einen gar nicht so sehr künstlich klingenden Untergrund, und wie bereits beim Titelsong ist es der Einsatz des Saxofons, das auch bei weiteren Songs eine wichtige Stellung einnimmt. "Leikara Ljóð" wird von Vogelgezwitschern eingeleitet und Susanne summt dazu, später wird ein durch Händeklatschen steter Rhythmus erzeugt, und Sologesang und Chor stimmen gemeinsam zu einer dahintreibenden Aktion ein, die schon fast einen Hauch Gospel in sich trägt. Der Gesang wird ständig verstärkt und es wird immer lebendiger, ein sehr ungewöhnlicher Song, einer unter vielen ungewöhnlichen, aber der hier nimmt doch sehr gefangen.

Folk und anteilig Pop vereinen sich zu einem geheimnisvollen Kammerpop, diese Musik nimmt auf jeden Fall eine absolute Sonderstellung ein, Musik, mit der mich die Protagonistin erneut begeistern kann. Und das nicht nur mit subjektiven Maßstäben gemessen, das kann ich mit Fug und Recht auch objektiv behaupten, weil das, was hier vorgestellt, in der Tat völlig eigenständig und individuell klingt, jeden einzelnen Song muss man hierbei neu entdecken, weil keiner wie der andere klingt.

Das ist mit Sicherheit nicht nur auf die ausgefeilten Kompositionen und Arrangements zurückzuführen, die voller Ideen stecken, sondern hängt auch mit der Umsetzung durch die erstklassigen Musiker zusammen, einige Namen sind mir aus der norwegischen Musikszene wohlbekannt.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Orð Vǫlu
2 Ashera's Song
3 Blómi
4 Rūnā
5 Fare Thee Well
6 Leikara Ljóð
7 Alyosha
8 Ṣānnu Yārru Lī
9 Náttsǫngr
10 Orð Hjartans
Besetzung

Susanne Sundfør
André Rolligheten
Nikolai Hængsle
Gard Niissen
Ståle Storløkken
Jørgen Træen
Erland Viken
Eline Vistven (speaking - #1, 10)



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