Rough Silk

Circle of Pain … or: The secret Lies of Timekeeping


Info
Musikrichtung: Prog Rock / Prog Metal

VÖ: 1996

(Massacre / Intercord)

Gesamtspielzeit: 69:18

Internet:

http://www.rough-silk.com


Wäre die Welt gerecht, würden Rough Silk in einem Atemzug mit Blind Guardian, Savatage und den ebenfalls sträflich unterbewerteten Cryptex genannt werden. Werden sie aber nicht. Und auch die MAS hat sich bislang nur sehr wenig um die Band gekümmert. Nur zwei ihrer Alben sind bei uns besprochen worden.

Ganz zu Beginn unserer Geschichte, in der sechsten(!) MAS-Ausgabe (Wir sind jetzt bei Ausgabe 254!), wurde das 2001er Album Symphony of Life aktuell besprochen.

Es folgte 2019 das Debütalbum als Folge 95 meiner monatlichen Kolumne, in der nun auch Circle of Pain … or: The secret Lies of Timekeeping, das dritte Album der Band, besprochen wird.

Ein paar Veränderungen zu den beiden Vorgängern hat es gegeben. Mit Andreas Laszewski ist ein neuer Gitarrist an Bord. Es werden vermehrt “exotische“ Instrumente benutzt. Erstmals sind auch Gastmusiker mit an Bord. Und man ist bei Massacre gelandet, Mitte der 90er eines der führenden Metal Label in Deutschland.

Musikalisch wird an dem farbenfrohen Prog Metal festgehalten, der zwischen sanft und fröhlich und aggressiver Power dem Bandnamen kongenial gerecht wird.

Der Titelsong ist nicht nur der längste (mit einer Ausnahme, auf die wir noch gesondert zu sprechen kommen werden), sondern auch der stärkste Song des Albums, ein Longtrack, der alles hat, was ein Prog-Song braucht, verspielte Solo-Parts, eine sehr variabel eingesetzte Stimme und die vielleicht metallischten Momente des Albums. Dazu kommt noch ein Klasse Text, der die Spirale der Gewalt, die immer weitere Kreise zieht sehr anschaulich beschreibt. Ich musste dabei an den uralten Kurzfilm Der Tod der Ratte denken, den wir in den 80ern als 16mm-Film in der Jugendarbeit der Gemeinde eingesetzt haben und der heute auf youtube zu finden ist.



Ihm zur Seite steht das Prog-Finale „The Angel and the Raven“, das melodisch powernde „The mysterious Boot Hill Grave Inscription” und „For once in my Life”, dessen Finale ein idealer Showstopper ist, der Zugabe-Rufe geradezu provozieren müsste.

Der akustische Softie „On the wrong Side of the Moon” und der ruhige hymnische Auftakt „The End” zeigen die Band von ihrer starken ruhigeren Seite.

Wenn dem Album etwas fehlt, dann der eine oder andere Song mit einem Refrain oder einer Textzeile, die langfristig im Ohr bleibt. Am stärksten in dieser Hinsicht sind „Insania“ und das relativ simpel angelegte „Life goes on“, die zwar nicht zu den Highlights des Albums gehören, aber dennoch mehr sind als Filler.

Ja und dann ist da am Ende noch das instrumentale „The Beginning“, ein dermaßen sinnfreies Gelärme, dass man schon die Bibel bemühen muss, um überhaupt irgendeinen Sinn hineinzubemühen. Dort heißt es nämlich am Anfang(!): „Am Anfang war alles wüst und leer“, auf Hebräisch: ein „Tohuwabohu“. Und so wüst und leer gibt sich auch „The Beginning“. Zum Glück steht der Anfang auf dem Circle of Pain am Ende. Man kann den CD-Player daher mit gutem Gewissen zehn Minuten vor Schluss abschalten – oder besser noch: neu starten!



Norbert von Fransecky



Trackliste
1The End 5:27
2Insania 6:16
3Circle of Pain 9:37
4Les Chiens de la Guerre 5:36
5Life goes on 4:33
6When the Skunk's got you down 0:51
7...and the Wind screams in Anger 6:40
8For once in my Life 5:20
9On the wrong Side of the Moon 3:41
10The mysterious Boot Hill Grave Inscription 4:44
11The Angel and the Raven 6:04
12The Beginning (Instrumental)10:15
Besetzung

Jan Barnett (Voc, Ac. Git, Mandoline)
Ferdy Doernberg (Keys, Git, Akkordeon, Dobro, Hammond)
Herbert Hartmann (Dr, Perc, Timpani, Back Voc <11>)
Andreas Laszewski (Git, Balalaika)
Ralf Schwertner (B, Mundharmonika)

Gäste:
Martin Huch (Mandoline, Git, Back Voc <9>)
Andrea Schwarz (Back Voc <8>)
Anca Graterol (Back Voc <8>)



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