Marais, M. (Les Timbres)
La Gamme
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Info |
Musikrichtung:
Barock Kammermusi
VÖ: 02.09.2022
(CSV / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. CSV074)
Gesamtspielzeit: 59:06
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MUNTER EXZENTRISCH
Nein, altermüde war Marin Marais, der Gambist des Sonnenkönigs, ganz offenkundig auch in seinen letzten Lebensjahren nicht. Vielmehr fühlte er sich frei, mit einigen experimentellen Werken musikalisches Neuland zu betreten. Für das ungewöhnliche Trio Violine, Gambe und Cembalo komponierte er ein ideensprühendes labyrinthisches Werk mit dem Titel „La Gamme“, dessen Abschnitte entlang der Tonstufen der C-Dur-Tonleiter hinauf und wieder herunter komponiert sind.
Die über 900 Takte dieses „Monolithen“ sind ohne erkennbare Pause und Zäsur gesetzt und sollten offenbar „am Stück“ gespielt werden. Die abstrakte Konzeption erfüllt sich eine einem unablässigen Spiel von Motiven, Formen und Ausdruckscharakteren. Eine stilistisch schwer greifbare Melange: Das Werk ist ein einziger unbekümmerter kaleidoskopischer Wirbel, wie das Leben selbst, geronnen in Musik. Von daher passt Marais‘ Aussage, er habe hier eine Oper im Sinn gehabt. Als urfranzösischer Musiker zeigt sich Marais durchaus empfänglich für die italienischen Musikreize und lässt die extrovertierte Violine virtuos auftrumpfen, während die sanftere Gambe eher im Hintergrund bleibt.
Ähnlich dann auch die „Sonate a la Maresienne“, wo er offenbar ein nicht weniger ungewöhnliches Selbstporträt in sieben Sätzen in der Art einer Suite kreiert hat, die einzelne Aspekte seiner Persönlichkeit zwischen Nachdenklichkeit und Gewitztheit herausstellen.
Einen Gipfel kreativitätsfördernder Selbstbeschränkung stellt schließlich „Sonnerie de Sainte Genevieve du Mont de Paris“ dar, ein entfesseltes Variationenstück über den dreitönigen Glockenklang der gleichnamigen Pariser Abteikirche. Drei Töne sind für einen echten Meister mehr als genug, und so entfaltet sich das Stück in immer neuen, üppigen Figurationen, die die Zuhörenden in einen regelrechten harmonischen Sog hineinziehen – wie es echte Glocken mit ihren Obertonkonzerten eben auch täten.
Das Ensemble „Les Timbres“, das bereits auf dem Label „Flora“ eine Serie ausgezeichneter Kammermusikproduktionen emblematischer französischer und deutscher Barockmusik vorgelegt hat, widmet sich Marais mit einem natürlichen, warmtönenden Zugriff. Gleichwohl vermisst man trotz aller Munterkeit ein wenig eine spielerische Ungezwungenheit. Marais‘ Exzentrik würde durchaus noch mehr klangliche Pikanterie und artikulatorische Zuspitzung vertragen.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | La Gamme |
2 | Sonate a la Maresienne |
3 | Sonnerie de Sainte Genevieve du Mont de Paris |
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Besetzung |
Yoko Kawakubo, Violine
Myriam Rignol, Gambe
Julien Wolfs, Cembalo
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