Drei Meter Feldweg
Durak
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Ja, ein recht eigentümlicher Name für eine Band, oder? Ebenso eigentümlich erklärt die Band Drei Meter Feldweg ihren Namen auf der Webseite, wie folgt:
Wie klingt eigentlich ein Feldweg? Man nehme einen runtergerockten Polo eines nicht mehr genau bestimmbaren Baujahres, der mit einer dem furchigen Untergrund absolut nicht angemessenen Geschwindigkeit durch die Walachei pflügt. Währenddessen leiert eine alte Kassette einer x-beliebigen Kapelle viel zu laut durch die eingedrückten Boxen. Dazu scheppern im Weg liegende Äste, hochgeschleuderte Steine und Baumwurzeln unregelmäßig gegen die rostige Ölwanne. Irgendwo flattert erschrocken ein kleiner Waldkauz in die Nacht hinein.
So, alles klar jetzt? Ferner kann ich entnehme, dass es sich um fünf Jungs mitten aus der Lüneburger Heide handelt, die zu Beginn ihres Schaffens wohl schrammeligen Dorfpunk zum Besten gaben. Heute soll man sich gebessert haben und der Sound für modernen, energetischen und facettenreichen Punkrock, getragen von eingängigen Melodien und mitreißenden Refrains, die das Publikum von Sekunde Eins an zum Tanzen bringen, stehen.
Nun denn, hinein ins Vergnügen, "Mit Pauken und Trompeten", so der Titel des Eröffnungssongs des vierten Studioalbums, Durak. Yeah - und das ballert förmlich los, aber erst nach der feierlichen Einleitung, die einer Fanfare gleicht, recht ruhig ist, erst mit dem "Lagebericht", Hier kommt die nächste Episode, Kratzer nehmen wir in Kauf, unsere Körper sind marode, doch wir setzen noch ein' drauf.
Straff im Rhythmus, mit straff gespielten Gitarren, rauem und rotzigem Gesang, geht dieser Song nahtlos über in den nächsten. Und die Energie ist nicht verpufft, Gib niemals auf, denk fest daran, dass jeder Tag etwas verändern kann, und mit der Textzeile Auf Dunkelheit folgt Licht versprüht man ungezügelt vorgetragenen Optimismus. Ja, hier passen die Elemente wie die Faust aufs Auge. Alles zusammen drückt dieser Sound tief in die Magengrube, in den Solarplexus, in die Seele.
Diese Partystimmung wird zwischendurch ein wenig unterbrochen mit Songs, die mehr fokussieren auf den Text, "Eine Lovestory" zum Beispiel, wo man sich offen gegen Rechtsradikale ausspricht. Dazu ertönt eine Trompete, die man in den Sound eingeflochten hat, meines Erachtens passt das leider nicht unbedingt. Aber die Botschaft ist klasse!
Eine interessante Betrachtung bietet auch "Im Angesicht der Zeit", hier begibt sich die Band auf die Reise mit einer Zeitmaschine und verhindert so manches Unheil der Vergangenheit, wie die Ermordung John Lennon's, spendiert den Eltern von Hitler Präservative, und macht die Ereignisse in New York vom 11.9.2001 ungeschehen.
Erst mit "Briefe an Dich" wird die Akustikgitarre hervorgeholt und ein wehmütiges Liebeslied entstand, recht emotional und einfühlsam vorgetragen, bis es dann wieder abrockt, trocken und auf den Punkt, immer mit dieser Prise Punk im Gepäck. Und die Texte basieren allesamt auf Beobachten des Alltags und werden teils durchaus tiefgründig und kritisch ausgeführt, im Übrigen alle im separaten Booklet abgedruckt.
"Ich mach ne kleine Party" ist wieder mit Bläsern angereichert, und eine Prise Ska dabei lädt zum wilden Tanzen ein. Zum Schluss dann eine Botschaft, die ich guten Gewissens unterstützen kann: "Kaufen Kaufen Kaufen"! Denn die Musik auf Durak geht ins Blut, direkt und ohne Umwege, macht Spass und gibt auch Raum zum Nachdenken.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Mit Pauken und Trompeten
2 Lagebericht
3 Gib niemals auf
4 Eine Lovestory
5 Ganz Vielleicht
6 Im Angesicht der Zeit
7 Und Sie tanzt
8 Briefe an dich
9 Unten am Strand
10 Ich bin die Zukunft
11 Steine
12 Ich mach ne kleine Party
13 Brauch Mich
14 Kaufen Kaufen Kaufen
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Besetzung |
Simon Müller (Bass)
Bennet Ramm, Hendrik Petersen (Gesang)
Hendrik Petersen (Gitarre)
Philip Hellmig (Schlagzeug)
Finn Opeldus
Claas & Flecki (Bläser - 9, 12)
Bela (Wisecräcker) (Trompete - #1, 4, Gesang - #5, 7, 9)
Florian Nowak (Zusätzliche Instrumente & Beat)
Flo Kern (Drumtuning)
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