Uriah Heep
Firefly
|
|
Info |
Musikrichtung:
Hard Rock / Progressive Rock
VÖ: Februar 1977
(Bronze)
Gesamtspielzeit: 35:20
Internet:
http://www.uriah-heep.com
|
|
|
50 Jahre Uriah Heep – Reviews zum Jubiläum; Folge 4: Firefly
Zwei Interviews mit Mick Box und Ken Hensley haben im Juni unsere Würdigung der 50-jährigen Geschichte von Uriah Heep eröffnet. Seitdem besprechen wir Monat für Monat die Uriah Heep-Alben, zu denen bislang bei musikansich.de noch keine Review erschienen ist.
In der letzten Ausgabe wurde mit High and mighty das letzte Album mit Gründungssänger David Byron besprochen. Für viele Hardcore Fans der frühen Tage ist damit die „eigentliche“ Zeit Uriah Heeps beendet. Stefan zeigt nun mit seiner Review zu Firefly, dass die Band ihr Feuer noch längst nicht verschossen und auf ihrem zehnten Album noch einiges zu bieten hatte.
Den Song „Firefly“ habe ich vor vielen Jahren zufällig auf einem Sampler entdeckt. Das Stück hat mich von Anfang an gepackt und ich musste die dazugehörige Scheibe unbedingt haben. Um eins vorweg zu nehmen: Das Album ist für mich bis heute eines der besten von Uriah Heep!
Es war ein Umbruch innerhalb der Band zu spüren. Die Tage mit dem schwierigen David Byron waren gezählt, ein neuer Sänger musste her. Mit dem erfahrenen Sänger John Lawton haben sich Uriah Heep seinerzeit in meinen Augen geradezu neu erfunden. Lawton hatte schon einige Jahre mit den Les Humpries Singers und den kultigen Lucifer’s Friend verbracht, ehe er zu Uriah Heep kam. Von daher wussten Hensley, Box und Co. ziemlich genau um die Qualitäten von Lawton.
Da auch John Wetton die Band verlassen hatte, wurde mit Trevor Bolder ein neuer Bassist verpflichtet, der bei David Bowie bereits sehr viel Erfahrung sammeln konnte.
Der Einstieg mit „The Hanging Tree“ ist für mich perfekt. Ein verwirrendes Echo setzt ein und dann haut mich die Wahnsinnsstimme von Lawton fast um. Und Mick Box spielt ein Solo der Extraklasse!
„Been away too long“ beginnt ziemlich mystisch, bis einen der Gesang von Lawton förmlich aus allen Träumen reißt. Der Song rockt sehr elegant und bleibt sofort im Ohr hängen. Ein durch und durch perfektes Stück Musik!
Bei „Who needs me“ ist ein sehr partytaugliches Rock n Roll-Stück am Start, das Lebens- und Spielfreude pur ausstrahlt. Die perfekten Chöre tun ihr Übriges, ein typischer Heep-Kracher. Man merkt, dass der Ärger mit Byron der Vergangenheit angehört.
„Wise Man“ ist eine der besten Balladen, die Uriah Heep jemals geschrieben haben. Fast schon in die Gospel- bzw. Soul-Richtung gehend zeigt das Stück, wie vielseitig Uriah Heep in meinen Augen immer waren. Der Text ist schlichtweg genial und zeitlos. Und Lawton singt so phantastisch, dass es fast nicht zu glauben ist.
Für mich als Bassist ist „Rollin’ on“ ein Highlight der Scheibe. Ziemlich wuchtig und geheimnisvoll schleicht sich dieses Lied in die Gehörgänge und wird diese auch so schnell nicht wieder verlassen. Der Refrain ist bockstark und der Basslauf von Bolder einfach nur gigantisch gut. Und Lawton singt hier in einer Liga mit Ronnie James Dio, Ian Gillan oder Robert Plant. Am besten macht man hier die Augen zu und stellt sich vor, man fährt nachts durch die Wüste. Einfach mal ausprobieren!
„Sympathy“ erinnert mit seinem Twin-Gitarren-Einstieg stark an Thin Lizzy oder Wishbone Ash. Ein Stück zum Dahinschmelzen. Bolder und Kerslake tragen das Stück mit ihrer perfekt verzahnten Rhythmus-Arbeit bis weit in die Stratosphäre hinauf. Und wenn ich auf den Text achte, stellen sich mir sämtliche Nackenhaare. „Dreams are the possession of the simple man, Reality the fantasy of youth“.
Das Herzstück von Firefly ist jedoch das traumhafte Titelstück. Gefühlvolle Keyboard-Klänge bereiten dem Stück den goldenen Teppich aus. Hier singt Ken Hensley und der Rest veredelt alles mit perfekt einsetzenden Chören. Der Song wechselt dann in einen schnellen Teil, um zum Schluss wieder den Beginn wieder aufzunehmen. Ich habe nur den Anfang des Stückes einmal auf einer Unplugged-Tour von Uriah Heep live gehört. Allein das war das Eintrittsgeld schon wert.
2013 musste sich der aktuelle Uriah Heep–Sänger Bernie Shaw gesundheitsbedingt eine Auszeit nehmen. Es spricht für die menschlichen Qualitäten von John Lawton, dass er hier ohne lange zu zögern in die Bresche gesprungen ist und Shaw auf der Tour mustergültig vertreten hat. Es war für mich eine wunderbare Sache, Lawton und Uriah Heep noch einmal zusammen auf der Bühne zu sehen. Leider hat der Sound damals ziemlich viel kaputt gemacht…
Firefly gibt es mittlerweile in mehreren CD-Ausführungen. Manche Bonustracks wie „Crime of Passion“ sind für mich unverzichtbar. (ursprünglich Single-b-Seite von „Sympathy“; Red.) Es wundert mich sogar, warum es dieses Stück nicht auf das Album geschafft hat. Ansonsten muss jeder selber entscheiden, welche Version er hier haben möchte. Aufgrund des wunderbar gemalten Covers könnte es natürlich auch die Vinyl-Ausgabe sein!
Was mich auch heute noch an dem Album fasziniert, sind die wunderbar stimmigen Songs, das geschmackvolle Arrangement und die Hammer-Stimme von Lawton. Die Songs wurden insgesamt melodischer und kompakter. Das kann man daran sehen, dass die komplette Scheibe gerade mal 35 Minuten dauert! Es lohnt sich wirklich, Firefly in Gänze und am besten auf Vinyl mehrfach hintereinander zu hören. Ich bin der Meinung, dass man immer wieder etwas Neues entdecken kann.
Eins ist jedoch klar: Jeder Rock-Fan sollte sich die Scheibe zumindest einmal zu Gemüte führen. Ansonsten hat er definitiv was verpasst!
Stefan Graßl
Trackliste |
1 | The hanging Tree | 3:42 |
2 | Been away too long | 5:04 |
3 | Who needs me | 3:40 |
4 | Wise Man | 4:44 |
5 | Do you know | 3:15 |
6 | Rollin' on | 6:23 |
7 | Sympathy | 4:50 |
8 | Firefly | 6:18 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
John Lawton (Lead Voc)
Mick Box (Gitars, Voc)
Ken Hensley (Keys, Voc <8>, Git)
Trevor Bolder (B, Voc)
Lee Kerslake (Dr, Voc)
|
|
|
|