Martin Geck kommentiert die Rezeptionsgeschichte Beethovens
Martin Geck hat sich 77 Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft geschnappt. Für jede Persönlichkeit stehen genau zwei Druckseiten zur Verfügung. In ganz wenigen (drei) Ausnahmen sind es drei Seiten. Auf diesen Seiten steht zu Beginn ein Text, in dem sich die jeweilige Persönlichkeit zu Beethoven äußert. Das wird dann von Geck kommentiert und eingeordnet. Wiederum gibt es einige wenige Ausnahmen, in denen der Text kein Text ist, sondern ein Bild, der Entwurf für einen Beethoven-Tempel oder ein Notenblatt. Englische Texte erscheinen dabei unübersetzt im Original. Eine kleine Auswahl, die die Breite des Spektrums verdeutlicht: Haydn, E.T.A. Hoffmann, Goethe, Heine, Lassalle, Nietzsche, Lenin, Stravinsky, George Bernard Shaw, Beckett, Furtwängler, Stalin, Adorno, Schönberg, Bloch uva. Es ist spannend zu lesen, für wen Beethoven herhalten muss. So sieht man in seiner Musik die geeignete Hymne für einen revolutionären Napoleon, einen nationalen Bismarck, ja selbst für den Führer aus Braunau. Nicht nur für den goldenen Sternenkranz auf blauem Grund soll sie den Wind liefern, auch für die rote, die schwarz-weiß-rote, die rot-weiß-blaue Flagge, für das Sternenbanner und die Hakenkreuzflagge. Ähnlich breit ist das Angebot an Philosophen, in deren Denken die Autoren eine Verwandtschaft zu Beethovens Musik sehen. So ordnet Geck Beethoven im Wesentlichen in die europäische Geistes- und Kulturgeschichte ein. Nur selten, aber doch gelegentlich, liest man eine Anekdote, durch die man etwas über den Menschen Beethoven erfährt, der hinter dieser Musik steht. Der Musikprofessor Martin Geck ist ein Vertreter der Hochkultur. Nicht nur, weil er sich Beethoven widmet. Das tun – und dürfen - auch andere. Man merkt es nicht nur an der Auswahl der Kommentatoren, die er zitiert, sondern auch an der Sprache, mit der er deren Zitate kommentiert. Aber Beethoven hat ja weit über die Hochkultur hinaus gewirkt. Ich wäre neugierig gewesen, ob man nicht auch von modernen Künstlern, die Beethoven verarbeitet haben, Zitate hätte finden können. Man denke nur an Rainbows „Difficult to cure“ oder natürlich an Chuck Berrys „Roll over Beethoven“. Norbert von Fransecky |
|
|