Reto Suhner & Fabian M. Mueller
Am Grund
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2011 war es, als ich den Pianisten Fabian M.Mueller durch seine Platte “Monolog“ kennenlernte. Der noch junge Musiker, Jahrgang 1983, aus der Schweiz stieß neben dem Jazz noch weitere stilistische Türen auf, genauso wie mit dem FM Trio, im gleichen Jahr mit “Objects“ vorstellig geworden. Dort meinte ich eine gewisse Nähe zu frühen Aufnahmen auf dem renommierten Label ECM zu vernehmen.
Und nun Am Grund, zusammen mit dem Saxofonisten und Klarinettisten Reto Suhner, ebenfalls ein Schweizer Musiker. Bei diesen Aufnahmen aus 2017 handelt es sich, so weist der Text auf dem Cover darauf hin, um freie improvisierte Musik. Die Platte ist die zweite Zusammenarbeit der Beiden nach 2014 und speist sich aus drei verschiedenen Konzerten. Nicht auf den Tasten, sondern auf den Saiten musiziert Mueller auf dem Auftaktsong und entwickelt damit in den ersten zwei Minuten eine nervöse Atmosphäre, die nachfolgend in eine ruhige Stimmung übergeht.
Wie ich bereits früher feststellte und bemerkte, wirkt die Musik des Pianisten mitunter recht „sperrig“. Das ist in diesem Sinne sicher keine Negativ-Feststellung, sondern bedeutet lediglich, dass man, Interesse vorausgesetzt, das gewisse Türchen öffnen muss, um sich einzulassen. Und genau das wird auch hier gefordert. Diese Musik ist nicht nach „08/15“-Mustern gestrickt, sondern verlangt Verständnis für das musikalische Tun der Beiden. Und es ist auch nicht immer so relativ zart und feinfühlig wie auf dem ersten Song, denn bereits “Metabolism“ kommt seinem Wortsinn, nämlich „Umwandlung“ deutlich nah, Viele werden rufen – Igitt- Free Jazz!!! Ja, frei ist es in der Tat, spielen die beiden Musiker doch mit ihrer Spontaneität und fordern die Abkehr von bekannten Strukturen herkömmlicher Muster, auch aus dem Bereich des Jazz.
So ist eine Art experimentales Feld von Klängen entstanden, eben frei improvisiert, wie bereits „angedroht“. Dabei verstehen sich die beiden Musiker offensichtlich sehr gut bei der Gestaltung ihrer Klangbilder, dabei scheint mir Mueller letztlich der freiere der Beiden zu sein. Suhner erinnert mich dann eher an John Surman, aus jener Zeit, als er seine wilderen Ausbrüche der mehr kreativen Gestaltung seines Spiels opferte, und dabei stets intuitiv und frei auf seine Art blieb. Insofern mag der Saxofonist der ruhende Pol sein.
Wenngleich man auch glauben mag, ein gestrichener Bass habe die Szene betreten, hierzu lausche man dem Stück “Bloch“, so scheint dieser Sound wohl irgendwie anders erzeugt worden sein. Jedenfalls halte ich diesen sehr mystisch ausgestatteten Titel für mein persönliches Highlight der Platte, dieses drohnenhafte Element birgt irgendwie auch etwas Keltisches. “Der Kreis“ wiederum ist einer jener Songs, die eindeutig in die oben erwähnte Sparte von “ECM-Musik“ deutet. Fantasie ist ein wichtiges Element in dieser Musik, und somit kann man sie teilweise durchaus als fantastisch bezeichnen, oder? Meine Empfehlung: einfach einmal wagen und vielleicht dabei gewinnen…..
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Am Grund
2 Metabolism
3 Der Besuch
4 Bloch
5 Kreis
6 Clouds & Clusters
7 Klima
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Besetzung |
Reto Suhner (alto, soprano, C-melody tenor saxophones, alto clarinet)
Fabian M. Mueller (piano)
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