Chrissie Hynde With The Valve Bone Woe Ensemble
Valve Bone Woe
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Nach etlichen musikalischen Jobs in London gründete die 1951 in Ohio geborene Chrissie Hynde die Band The Pretenders, das war 1978. 2014 veröffentlichte die Musikerin ihr erstes Solo-Album. Und nun ist es doch schon wieder soweit, Chrissie meldet sich erneut, mit Valve Bone Woe. Aber was bedeutet das? Die Künstlerin erklärt es entsprechend: “Zum Album Titel kam es so: Vor ein paar Jahren las ich einen Nachruf auf den Posaunisten Bob Brookmeyer in der Zeitung.Ich schickte meinem Jazz-Saxophon spielenden Bruder Terry eine Mail mit den Worten ‘R.I.P. Bob Brookmeyer‘. Als Mann weniger Worte antwortete er mit ‘Valve Bone Woe‘, einer Art Haiku im Beatnik-Prosa-Style. Ich fand sofort, dass es der perfekte Titel für das Album war“.
Was mir auffällt, ist das Cover, weil es mich erinnert, an ein Cover von der Platte “Mingus Ah Um“ vom Jazz-Bassisten und Komponisten Charles Mingus. Und von ihm ist dann auch ein Song auf der Platte, “Meditation On A Pair Of Wire Cutters“. Das sind nun bereits zwei Hinweise in Richtung Jazz. Und mit einem Blick auf die Trackliste erkennt man, dass Chrissie ein Album mit Coverversionen vorgelegt hat, und diese stammen größtenteils aus dem Bereich des Jazz, oder solche, die, aus dem Great American Songbook stammend, in Jazzversionen einige Erfolge hatten. Neben Mingus gibt es also noch “Naima“ von John Coltrane, sowie den einen oder anderen Klassiker, wie zum Beispiel “You Don’t Know What Love Is“. Als Liebhaber der Kompositionen Brian Wilson’s freue ich mich natürlich besonders über die mit einem Hauch unterhaltenden Jazz‘ angehauchten “Caroline, No“. Und dann gibt es da noch eine weitere, sehr ungewöhnliche Version von “River Man“ (Nick Drake), die die mir vor einigen Jahren über den Weg gelaufene Interpretation von Boy George mit Nigel Kennedy noch um ein weiteres ungewöhnliches Beispiel ergänzt.
Nun, ist das jetzt ein Jazz-Album? Sicher nicht allein, angesichts der teils üppigen Streicher- und Bläserarrangements mögen das Einige vielleicht sogar in den Bereich des Easy Listening Jazz packen, doch so sehe ich es nicht. Ich betrachte diese Musik als formvollendete Unterhaltungsmusik mit sehr guten Kompositionen, wie es sie heute kaum noch gibt und mit den hochwertigen Arrangements klingt es sehr edel, und wenn dann ab und an ein Trompetensolo die Stimmung emotional noch erhellt, dann bemerkt man das hohe und durchdachte Niveau. Und gelegentliche elektronische Bearbeitungen, Dub etc., die eingeworfen werden, beleben die Atmosphäre und verhelfen zusätzlich zu einem ungewöhnlichen und individuellen Charakter. Die Sahneschnittchen dieser Platte sind aus meiner Sicht die guten alten Titel wie “I’m A Fool To Want You“, “I Get Along Without You Very Well“ oder “You Don’t Know What Love Is“. Doch “Once I Loved“, ein Bossa-Nova-Klassiker oder eines der wohl schönsten Kompositionen von John Coltrane, “Naima“, hier ohne Gesang, sind äußerst reizvoll arrangiert und bewegen die Seele ebenfalls tief im Innern, wie eigentlich die Stimmung der gesamten Platte.
Begleitet vom Valve Bone Woe Ensemble hat die Protagonistin etwas umgesetzt, dass ihr am Herzen lag, eigenen Aussagen zufolge ist sie der Auffassung, „dass innerhalb der aktuellen populären Musik nicht mehr so viel Wert auf gute Melodien gelegt würde. Dementsprechend wollte sie sich auf Melodien konzentrieren.“ Ja, und das ist mit dieser hervorragenden Titelauswahl vortrefflich gelungen!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 How Glad I Am [Jimmy Williams, Larry Harrison]
2 Caroline, No [Tony Asher, Brian Wilson]
3 I’m A Fool To Want You [Frank Sinatra, Joel Herron, Jack Wolf]
4 I Get Along Without You Very Well (Except Sometimes) [Hoagy Carmichael]
5 Meditation On A Pair Of Wire Cutters [Charles Mingus]
6 Once I Loved [Norman Gimbel, Vinicius De Moraes, Antonio Jobim]
7 Wild Is the Wind [Ned Washington, Dimitri Tiomkin]
8 You Don’t Know What Love Is [Don Raye, Gene De Paul]
9 River Man [Nick Drake]
10 Absent Minded Me [Jule Styne, Bob Merrill]
11 Naima [John Coltrane]
12 Hello, Young Lovers [Richard Rogers, Oscar Hammerstein II]
13 No Return [Ray Davies]
14 Que Reste-t-il de nos Amours? [Charles Trenet]
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Besetzung |
Chrissie Hynde (vocals)
The Valve Bone Woe Ensemble
(Näheres nicht bekannt)
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