25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 103: Blackthorne - Afterlife





Das Sein bestimmt das Bewusstsein, das hatte Karl Marx klar erkannt. Und das Bewusstsein bestimmt natürlich das Handeln. Mein Sein das war – zumindest was die Wahrnehmung der Musik-Szene anbelangt Mitte der 90er immer mehr von der Rock Hard Lektüre geprägt. Und das hatte Folgen - auch für mein Handeln.

Neben den Artikeln und Reviews prägten – vor allem im hinteren Teil des Magazins – Anzeigen das Bild. Darunter fanden sich oft lange Listen von Sonderangeboten. Zu Beginn meiner Rock Hard Lektüre sagten mir die Namen der dort angepriesenen Bands in etwa so viel, wie heute Listen von Computerspielen. Aber – wie gesagt – das Sein bestimmt das Bewusstsein.

Nach etlichen Monaten Rock Hard Lektüre konnte ich mit (zumindest einem Teil der) Bandnamen in bestimmten Anzeigen etwas anfangen – und die aufgerufenen Preise machten mich zu einem Besteller. Ein Beispiel davon habt ihr ja schon in der letzten Ausgabe erlebt.

Der Oktober 1994 war da aber noch deutlicher. Sechs von sieben CDs sind per Versandhandel in meine Sammlung gekommen. Drei davon haben allerdings nichts mit der Rock Hard zu tun. Der Sound Plus Versand in Hamburg hatte drei aktuelle CDs zum Preis von insgesamt 19,90 DM angeboten. Da hatte ich zugegriffen und mir drei mehr oder weniger spektakuläre Alben von Heinz Rudolf Kunze, Aerosmith und Billy Joel ausgewählt. Die Sache hatte einen Haken. Man musste dort fortan regelmäßig CDs bestellen, oder man bekam automatisch eine Vorschlags-CD zugestellt. Irgendwie ist das aber im Sand verlaufen. Ich hab dort ein Jahr später zwar noch mal bestellt, aber regelmäßige CDs habe ich nie erhalten.

Für diese Kolumne hätte sich die einzige in diesem Monat vor Ort gekaufte CD allemal geeignet. Dream Theaters Awake wäre auch definitiv mit 20 Punkten geadelt worden, aber vor wenigen Monaten war bereits der Vorgänger Images and Words Thema. Daher habe ich mich anders entschieden. Auch das Album wegen dem ich mich zum ersten Mal zur Bestellung bei EMP, damals noch mehr eine Szene-Versand, entschieden hatte, lasse ich außen vor. Denn auch die Onkelz, deren frühere Werke man damals aufgrund des (verlogenen) Rechts-Rock-Boykotts kaum im Laden bekam, waren mit ihrem Schwarz / Weiß Doppelschlag vor nicht allzu langer Zeit Thema dieser Kolumne. Und die Scheibe, die ich bestellt hatte, Onkelz wie wir…, war 1994 nicht aktuell.

Ganz anders Blackthornes Afterlife. Die damals aufgrund der hoch gelobten Beteiligten als Supergroup bezeichnete Hard Rock-Truppe hatte zwar nur ein kurzes Leben, aber ihr einziges Album hat es mehr als verdient, dem vergessen Werden entrissen zu werden.


Norbert von Fransecky



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