Slime
Hier und jetzt
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Info |
Musikrichtung:
Punk / Metal
VÖ: 29.09.2017
(People like you)
Gesamtspielzeit: 55:13
Internet:
http://www.slime.de
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Die Welt ist zum Dorf geworden. Das spektakuläre Busunglück im hinteren Kongo, eine Massenvergewaltigung in Indien, Flutkatastrophen auf Pazifikinseln, deren Namen man zuvor noch nie gehört hat, landen pünktlich per Tageszeitung und Radio auf dem Frühstückstisch. Aber das, was vor der eigenen Haustür passiert, bekommt man oft nicht mehr mit.
Slime - das war für mich immer die Speerspitze des deutschen Politpunks – in den 80ern versteht sich. Als ich neulich eine Pressemitteilung wegen eines neuen Albums der Hamburger bekam, war ich mehr als überrascht, was mir im Interview mit der Band deutlichen Tadel einbrachte. „Wir haben in den letzte beiden Jahren in Berlin vor ausverkauftem Haus gespielt,“ grantelte Sänger Elf. „Und Du hast nichts davon mitbekommen.“ Botschaft angekommen! Asche auf mein Haupt! Aber Berliner ist ja auch sehr groß – und liegt zudem außerhalb der Stadtgrenzen von Spandau!
Wie dem auch sei, nun dreht sich Hier und jetzt zwar noch nicht auf meinem Plattenteller, aber immerhin flitzen die Bits und Bytes schon von der Festplatte in die Boxen – oder so ähnlich! Und natürlich sind 35 Jahre nicht ohne Spuren an der Band vorbeigegangen – wäre ja auch schlimm. Und da, wo alles beim Alten geblieben ist, bedauert die Band es selber. „Schade, dass unsere Lieder noch nötig sind.“ gibt das eröffnende „Unsere Lieder“ ein deutliches Statement ab. Es stinkt immer noch im Staate Deutschland – und meistens stinkt der Fisch vom Kopf her. Obwohl auch der so genannte „kleine Mann“ sein Teil am großen Geruch beiträgt. Das wird in Stücken, wie „Banalität des Bösen“ oder „Patrioten“ klar erkennbar.
Da ist Kontinuität da. Die ganzen alten Themen sind heute mindestens so heiß wie „damals“ – Rassismus und Überwachungsstaat, Imperialismus und Klimaschutz, Fremdenfeindlichkeit und Antikapitalismus. Und wenn es Begriffe wie Pegida und Gentrifizierung damals auch noch nicht gab, so sind auch die damit angesprochenen Sachverhalte keineswegs neu.
Das Florett wird 2017 allerdings etwas feiner geschwungen. Die manchmal doch arg platte Parolen Power der Punk Pioniere (Ist Dir kein weiteres Wort mit „p“ mehr eingefallen?; Red.) ist einem etwas differenzierteren Herangehen gewichen, ohne es nun an Deutlichkeit fehlen zu lassen.
Ähnliches gilt für Musik und Produktion. Die (Rentnerabteilung der) Szenepolizei könnte bemäkeln, dass das ja gar kein Punk mehr sei. Und richtig: Das bereits erwähnte „Unsere Lieder“ würde auch als regulärer Deutsch-Rock durchgehen. Die Riffs von „Die Stummen“, einem meiner Favoriten auf dem Album, würden auch Judas Priest gut zu Gesicht stehen und „Patrioten“ schmückt sich mit einem HipHop-Part. „Ich kann die Elbe nicht mehr sehen“ schimpft im Reggae-Rhythmus über die Luxussanierungen am Elbufer. Der politische Kritik Rundum-Schlag „Schöne neue Welt“ ist als Street Rock sehr nahe am Punk, während das „Bekenntnis zu einem Paradoxon“ lupenreiner Metal ist.
Gut gereift, nennt man das wohl – und vor allem ohne jede Art von der Altersmilde, die im Grunde nichts anderes wäre als resignatives Sich-Abfinden mit dem was da ist. Slime, gut, dass Ihr noch da seid!
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Unsere Lieder | 4:07 |
2 |
Brandstifter | 2:33 |
3 |
Sie wollen wieder schießen (dürfen) | 3:29 |
4 |
Patrioten | 4:21 |
5 |
Banalität des Bösen | 3:40 |
6 |
Hier und jetzt | 3:35 |
7 |
Die Stummen | 2:55 |
8 |
Ernie und Bert in Guantanamo | 3:42 |
9 |
Let's get united | 4:07 |
10 |
Die Geschichte des Andreas T. | 2:38 |
11 |
Spinner | 3:53 |
12 |
Der siebte Kontinent | 3:14 |
13 |
Ich kann die Elbe nicht mehr sehen | 3:52 |
14 |
Bekenntnis zu einem Paradoxon | 2:38 |
15 |
Schöne neue Welt | 3:11 |
16 |
Für alle Zeit | 3:18 |
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Besetzung |
Dirk (Voc)
Elf (Git)
Christian (Git)
Nici (B)
Alex Schwers (Dr)
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