Schubert, F. (Staier, A. - Sepec, D. - Dieltiens, R.)
Klaviertrios op. 99 & 100 - Nocturne op. 148
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Info |
Musikrichtung:
Romantik Kammermusik
VÖ: 16.09.2016
(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / 2 CD / DDD / 2015 / Best. Nr. HMC 902233.34)
Gesamtspielzeit: 97:00
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VERBINDLICH - ABER ALLES ANDERES ALS GEMÜTLICH!
Verbindlich, aber alles andere als gemütlich: Die beiden großen Klaviertrios von Franz Schubert sind monumentale Spätwerke - sofern man bei einem Komponisten, der im Alter von nur 31 gestorben ist, von "Spätwerken" sprechen möchte. Weit ausladend, episch und dicht, dabei auf faszinierende Weise an Beethoven anknüpfend und zugleich in ganz eigene Bereiche vordringend. Ihr Ton ist nicht so harsch, dunkel, vergrübelt oder statisch wie bei den späten Quartetten Lieder oder Klaviersonaten. Schubert präsentitert sich hier gleich mit den ersten Takten spielfreudig und musikantisch, ja riskiert sogar das eine oder andere Tänzchen.
Trotzdem steckt auch diese Musik voller plötzlicher und berührender Wendungen und eröffnet neben all den elegischen Entspannt- und Heiterkeiten immer wieder Einblicke in kleinere und größere Abgründe. Glücks- und Trauermomente folgen in einer einzigen harmonischen Wendung aufeinander, atmosphärische Trübungen lassen das, was eben noch strahlte, plötzlich geheimnisvoll verschattet wirken. Vor allem der langsame Trauermarsch im 2. Satz von op. 100 treibt das Spiel schmerzhafter Variationen bis an die Grenze des Ertäglichen. Auf dem Höhepunkt erstarrt die Musik regelrecht in einem Aufschrei der Streicher.
Auf ihren originalen oder nachgebauten historischen Instrumenten der Schubertzeit spitzen Andreas Staier am Hammerflügel, der Violinist Daniel Sepec sowie der Cellist Roel Dieltiens die Kontraste noch weiter zu. Die Streicher klingen weniger lyrisch, ihr Ton kann schon mal eine körnige Schärfe annehmen, die die emotionalen Gipfel zusätzlich akzentuiert, aber auch etwas unbequem wirkt. Dann wieder: zarteste Pizzicati, mattierte und rauchige Auf- und Abstriche, die die Musik in ein sehr schönes herbstliches Licht tauchen. Und zwischendurch: Ländlerseligkeit, Heurigencharme.
Auch der Flügel ist für manche Überraschung gut: Da entschwebt der Ton durch raffinierte Dämpfung in sphärische Regionen oder klingt manchmal mehr nach Harfe oder nach einem Holzblasinstrument als nach einem "besaiteten Schlaginstrument". In op. 100 fährt schließtlich im 3. Satz, dem Scherzando, der Janitscharenzug, ein ins Klavier eingebautes Schlagzeug, in die marschartigen Textturen hinein - ein bühnenreifer Coup, genau dosiert und gerade deshalb so wirkungsvoll. Die vielen zusätzlichen Farben bekommen Schuberts Trios sehr gut, zeigen, wie ungemein differenziert diese Werke sind, welche Fülle an Ausdrucksnuancen in ihnen steckt. Dazu gehören nicht zuletzt eine gute Portion Humor und Ironie. Und selbst da, wo der Klang geradezu sinfonisch aufblüht, bleibt die Interpretation angenehm unpathetisch, frei von Druck und "Größe" - eben gerade nicht "lukullisch" oder "schwelgerisch". Genießen, schwelgen, und zwar im Reichtum der Musik, tut hier der Hörer, dem diese gelungene Einspielung noch lange innerlich nachklingt.
Das Klangbild ist angenehm räumlich und bei aller Präsenz nicht aufdringlich.
Georg Henkel
Trackliste |
CD I
01-04 Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 1 B-Dur op. 99 D 898
05 Notturno Es-Dur op. 148 D 897
CD II
01-04 Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 2 Es-Dur op. 100 D 929 |
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Besetzung |
Andreas Staier, Hammerflügel
Daniel Sepec, Violine
Roel Dieltiens, Cello
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