Musik an sich


Reviews
Joris Posthumus Group

Tokyo’s Bad Boys


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 09.09.2016

(Challenge Records)

Gesamtspielzeit: 68:31

Internet:

http://www.jorisposthumus.com/
http://www.in-akustik.com/de/


Der Altsaxofonist und Komponist Joris Posthumus studierte an den Konservatorien in Rotterdam und Tilburg. Bereits seit seinem sechsten Lebensjahr beschäftigte er sich mit Musik, zunächst mit dem Schlagzeug und dann über die Klarinette zum Saxofon.
2010 erschien das Debüt-Album “The Abyss“, mit dem der Mitt-Dreißiger eine hochenergetische Ladung dynamischen Jazz‘ lieferte, basierend auf der Tradition des Bop. Mit seinem Saxofon setzte er teils wilde Akzente. Während einer Tournee in Japan (2011) traf er erstmals mit Yuichiro Tokuda, einem japanischen Saxophonisten, zusammen. Wieder zu Hause, setzte der Musiker seine Eindrücke in neuen Kompositionen um, und 2014 folgte eine nächste Tour, inklusive der Aunahmen für die neue Platte.
Das Ergebnis liegt nun mit Tokyo’s Bad Boys vor.

Ich mochte japanischen Jazz schon immer, seit ich ihn Anfang der Siebziger kennenlernte.
Stark von amerikanischen Musikern beeinflusst, hatte sich Jazz in Japan schnell recht eigenständig entwickelt. Die dortige Fusion-Bewegung einmal ausgenommen, hatte ich stets den Eindruck, das japanische Jazzmusiker sehr druckvoll, sehr emotional, aus der Tiefe ihrer Seele, und damit verbunden viel kraft- und ausdrucksvoller und engagierter klangen, wilder auf ihre Art, gleichzeitig von meditativem Charakter beseelt.
Und wie beim Vorgänger trifft man bei dieser Platte erneut auf drückendes Saxofonspiel, kraftvoll, expressiv und voll schier unbändig erscheinender Energie, noch kräftig untermauert durch die japanischen Musiker. Und sogar die Balladen, ich empfehle “Mr. Amano“ als Hörbeispiel, besitzen diesen starken emotionalen Ausdruck.

Japanischer Jazz galt in seiner Anfangszeit als reine Kopie der amerikanischen Variante, doch bereits in den Sechzigern entwickelte sich eine Eigenständigkeit mit regionalen Einflüssen. Im vorliegenden Fall ergänzen sich die europäische und japanische Variante auf perfekte und hochrasante Weise.
Und so fühle ich mich sofort von den ersten Takten an mitgerissen in diesem Strudel von hochklassigem Jazz, der mit solcher Musik stets wieder eine Frischzellenkur erlebt.
“The Abyss“ war schon gut, die Musik dieser neue Platte kann mich noch mehr packen und begeistern.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Tokyo's Bad Boys (8:23)
2 Jamming In The Jungle (7:13)
3 Mr. Amano (6:56)
4 One Eyed Felix (5:15)
5 Maze Runner (9:26)
6 Torture Of The Wakening (7:08)
7 Sad Song (8:52)
8 Jacob's Blues (7:32)
9 Jorogumo (7:38)
Besetzung

Joris Posthumus (alto & soprano sax)
Shunichi Yanagi (piano)
Satoshi Tokuda (double bass)
Gaku Hasegawa (drums)
Yuichiro Tokuda (alto sax)
Yuki Nakae (tenor sax)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>