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Simeon Soul Charger + Hamlar = wieder eine gute Kombination
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Mittlerweile gastiert das US-amerikansiche Quartett Simeon Soul Charger, das vor ein paar Jahren im tiefsten Bayern eine neue Heimat fand, bereits zum vierten Mal im urigen Rockmusik Hamlar. Da man sich in diesem Etablissement wie in einer Zeitmaschine in die tiefsten 70er vorkommt, passen Band und Club aber auch wunderbar zusammen. Man schert sich nicht um Trends und zieht einfach sein eigenes Ding durch, das auf angenehme Art und Weise nach der „guten alten Zeit“ duftet.
Mit im Gepäck hat man dieses mal die RAMRODS aus dem Raum Nürnberg um Konzertpromoter und Clubbesitzer Peter Harasim. Dies war eine gute Wahl, wie sich später noch heraus stellen würde. Dabei wirkte der Beginn noch etwas verhalten und fast unspektakulär. Das lag vielleicht auch ein wenig an den fünf Musikern die sich recht zurückhaltend gaben. Dies ist wohl mehr der Bodenständigkeit der Band geschuldet. Denn statt Posen steht hier eindeutig die Musik im Vordergrund. Diese hielt sich stilistisch vielleicht etwas zu sehr am althergebrachtem Classic- und Blues-Rock-Schema. Aber 1. gehen die Wurzeln der Band bis tief in die 1970er Jahre zurück und 2., warum das Rad neu erfinden, wenn man seine Musik mit soviel Leidenschaft darbietet? Das sah auch das Publikum so, das zu diesem Zeitpunkt leider noch etwas spärlich vor Ort war. Immer mehr Leute füllten die Tanzfläche und zeigten lautstark ihre Sympathie, so dass das Grinsen des sympathischen Sängers merklich breiter wurde. Die Stunde Spielzeit verging jedenfalls wie im Flug und die Ramrods ließen sich auch zu einer kleinen Zugabe hinreißen. Mit dem alt bekannten „Shakin' all over“ brachte man die Kneipe zum Mitsingen. Gut gemacht.
Für SIMEON SOUL CHARGER, die in Hamlar jedes Mal lauthals abgefeiert wurden, sollte es aber kein Problem sein, hieran anzuschließen. Aber irgendwie schien der Sinn der Band heute anfangs zuerst nach etwas anderem zu stehen. Denn mit dem gemächlichen „Sitting on the rainbow“ ging man das Ganze noch recht zurückhaltend und entspannt an. Ganz traf man den Sinn der Anwesenden damit noch nicht wirklich. Oder lag es auch an der heute etwas nüchternen Ausstrahlung? Vor allem Sänger Aaron wirkte an diesem Abend für seine Verhältnisse etwas verstockt. Aber egal, sobald man das kratzig treibende „Europa's Garden“ aus dem Hut zauberte war man wieder ganz drin, in diesem speziellen Simeon-Soul-Charger-Gefühl, das sich schlecht mit Worten beschreiben lässt, das einen ganz hinterhältig von hinten anspringt und mitreißt.
Von da an ließ die Band ihre Fans auch nicht mehr los und spielte sich beseelt quer durch ihre Veröffentlichungen. Dabei überraschte man die Anwesenden gleich mit drei Songs ihrer selbst betitelten Debüt-EP. Besonders das grandiose und äußerst leidenschaftlich vorgetragene „What gets you high“ entpuppte sich als starke Livenummer, die alles enthält, was die Band ausmacht: tolle Atmosphäre, einen mitreißenden Groove, eine unwiderstehliche Melodie und das Ganze vorgetragen von euphorischen, selbstsicheren und emotionalen Musikern.
Neben bekannten Nummern präsentierte man an diesem Abend auch einen Vorgeschmack auf ein neues Album, welches Anfang 2015 erscheinen soll. „How do you feel“ machte definitiv Appetit auf mehr. Eine Überraschung war das Instrumental „The Illusionist“, welches das Quartett hart, kalt und schon fast metallisch zeigte. Eine Synthesizer-Einlage sorgte darin zusätzlich für eine psychedelische Komponente. Da musste man erst einmal durchatmen und man freute sich, als gegen Ende die bekannten Hits erklangen. Selbstverständlich war „Someone shoot the fucking TV“ wieder mit dabei. Heute aber kurz und knackig ohne Mitsingspielchen. Auch die Single „Cain“ hatte man im Gepäck. Dieses Mal aber ohne Akustikgitarre und ziemlich rotzig.
Der krönende Abschluss war erwartungsgemäß der epische Wahnsinn von „The Swallowing Mouth“. Quasi das „Stairway to Heaven“ der Band. Allerdings viel mehr LSD-Rausch als Blumenkinder-Beschaulichkeit. Danach wollte das Publikum die Band mal wieder nicht gehen lassen. Eine Zugabe sollte also sein. Dafür mussten die altehrwürdigen „War Pigs“ von Black Sabbath herhalten. Auch hier ließ man die Rocksau derb von der Leine und integrierte zu Led Zeppelins „Moby Dick“ ein ausgedehntes Schlagzeugsolo. Ein donnernder Abschluss eines rund 100-minütigen Konzerts, das wie im Flug verging und wieder zu schnell vorbei war. Bitte bald wieder mehr davon!
Setliste SSC:
Sitting on the Rainbow
Cocharamoona
Europa’s Garden
The Devil’s Rhapsody
The Piper’s Prize
Heavy
How do you feel
The Illusionist
What gets you high
Someone shoot the fucking TV
The Prince of Wands
Cain
The Swallowing Mouth
War Pigs / Moby Dick
Mario Karl
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