Musik an sich


Reviews
Tumido

Nomads


Info
Musikrichtung: Jazz Tekkno / Experimental / Electronic Crossover

VÖ: 15.09.2014

(Interstellar Records)

Gesamtspielzeit: 32:44

Internet:

http://www.interstellarrecords.at
http://www.tumidiomusic.bandcamp.com/releases


Tumido stammen aus Österreich und Nomads ist bereits Ihr 7. Album. Auf Nomads sind der Synthesizer ebenso wie Schlagzeug und Trompete weiterhin die Hauptinstrumente, doch mischen sich hier nun auch Gitarren und ein seltsames aInstrument Namens Tres, ein kubanisches Streichinstrument, dazu.

Wie soll man das, was dem Hörer hier entgegenschallt beschreiben, in Worte fassen?
Das Album öffnet mit dem Tsunami “Gubat“. Die Synthesizer sind in Richtung Tekkno gespielt, haben jedoch noch Melodie. Das Schlagzeug spielt in einem unglaublichen Tempo und einer ebensolchen Wucht. Die Trompeten die dann einsetzen, liegen irgendwo zwischen Brass und Freejazz, schwanken von melodisch zu völlig ausgefreakt. Und trotz der teilweise vorhandenen Kakophonie ergibt sich ein treibendes Stück reiner Beat mit kaum fassbaren Soundelementen.
Es ist sowieso das unglaubliche Schlagzeigspiel, welches in Zusammenhang mit pumpenden Synthiebässen diese Musik beherrscht. Das setzt sich auch im 2. Stück “Nuuk“ fort.
Ein Stückweit langsamer, insgesamt etwas aufgeräumter und mit den genannten Elementen klar im Vordergrund. Die Aufgeräumtheit hält jedoch nur ca. eine Minute an, dann bricht der nächste Sturm über den Hörer los. Gitarrensounds wie Speedmetal, der vorher stoisch arbeitende Beat aus Schlagzeug und Bass explodieren Richtung Punk und die Elektronik verbreitet Spacesounds. Und diese beiden Parts, langsam und schnell, wechseln sich im 30-Sekunden-Takt ab und treiben den Hörer in den Wahn.
“Isny“ schließt dann die erste Seite (Vinyl und Download-Release!) düster und fast romantisch ab. Allerdings die Romantik eines SciFi-Horrorfilms. Die Perkussion arbeitet diesmal dezent und doch eindrucksvoll, der Synthie baut dunkle und beängstigende Keyboardwände auf und der Synthiebass pumpt langsam und bedrohlich vor sich hin.
Später setzen dann noch eine verfremdete Gitarre ein sowie das Tres ein und treiben das Ganze in seltsam melodische Gefilde, bevor ein Deathmetal-ähnliches Finale mit einer "Wall of Sound" einsetzt, das einem den Kopfhörer um die Ohren fliegen lässt. Der perfekte Soundtrack für einen John-Carpenter-SciFi-Horrorstreifen.

Seite 2 eröffnet mit “Tommo“ und zunächst fast normalen Elektro-Beats. Der Synthbass gibt dann schon mal schrägere Nuancen Frei und dann schlägt dieses Hammer-Schlagzeug mit Anklängen an Stonerrock wieder zu. Das Stück entwickelt sich mit einer Vielzahl nicht eindeutig identifizierbarer Instrumente zu einem geordneten Chaos bester Güte.

Abgeschlossen wird mit “Xaxim“. Eingeleitet von Gitarrensaiten-Sounds setzt bald ein pumpender Basssound ein, unterstützt von treibenden Perkussionen. Die Instrumentierung treibt sich selbst in einen rasanten rhythmischen Verlauf, über den sich dann verschiedentliche Instrumente legen. Gitarren geben wilde Hooks, E-Piano nimmt den melodischen Faden auf und so weiter. Flirrende Geräusche geben psychedelische Atmosphäre und der Beat treibt und treibt. Über zwölf treibende Minuten Musik mit unglaublicher Vielfalt ausgebreitet mit einen packenden Beat. Später entwickelt sich ein Space-Psych-Song, der Beat fährt etwas herunter und eine Geräuschkulisse aus verschiedensten Instrumenten baut eine dichte, versponnene Atmosphäre auf.

Einziges Manko der Scheibe ist, dass sie viel zu kurz ist. Die Frage ist nur, würde man mehr als die etwas über 30 Minuten überhaupt überstehen? Abschließend sage ich es nochmals: Nomads ist eine Platte wie ein Tsunami. Er wird Euch wegblasen.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Gubat5:20
2 Nuuk4:36
3 Isny6:04
4 Tommo4:20
5 Xaxim12:24
Besetzung

Bernhard Breuer: Schlagzeug
Gigi Gratt:Tres, Trompete
Mario Stadler: Synthesizer


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>