Jazzator
Nonagon
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Es gab Knorkator, die Rockband aus Berlin, Urbanator, die Fusion-Formation um den Geiger Michal Urbaniak, und nun das schweizerisch-russische Quartett Jazzator.
Mit Verlaub – diese Musik ist ‘schräg‘, fordernd, nicht zum Nebenbeihören, sondern dazu da, sich dafür zu interessieren, sich darauf einzulassen und dann die Vielfalt zu genießen!
Das ist nicht einfach Jazz, wie der Bandname vermuten lässt. Denn hier fließen zusätzlich Elemente aus der klassischen Musik, des Rocks und der Folklore mit ein. Zu einem avantgardistischen Klangmix vereint, bieten die vier Musiker jene Musik, die sich partout nicht in eine Schublade pressen lassen will.
Es fließen Passagen des Free Jazz, es rockt, geheimnisvoll übernimmt das Baritonsaxofon zum Beispiel im Eröffnungstitel bei etwa 6:38 das Kommando und schwelgt mit bluesigem Ton über dem anmachenden swingenden Rhythmus, dann kann es im Verlauf der Platte einmal Ausflüge in den Funk geben. Im Titeltrack scheine ich Passagen der Frühphase von Pink Floyd neben Auszügen aus klassischer Musik miteinander zu verschmelzen zu hören.
Jabberwocky, ist das ein Hinweis auf das Gedicht von Lewis Carroll oder auf den Spielfilm von Terry Gilliam? Nun, als Quelle könnte ich mir beides vorstellen, doch anstelle der eher erwarteten Skurrilität startet dieser Song doch mit den schönsten Momenten dieser Platte, fast ist es eine pure Jazzballade, wiederum mit sehr schön gezogenen bluesinspirierten Tönen des Saxofonisten, von dem ich übrigens gern einmal ein Solowerk hören möchte.
Doch der Song verzweigt sich in seinem Verlauf dann doch noch in kleine verrückt wirkende Spielereien und wird dem Gesamteindruck der Platte letztlich noch gerecht.
Count Bassy ist das längste Stück und lässt insofern viel Raum für Entwicklung, und ist dabei auch recht vielschichtig im Ausdruck.
Eine Anmerkung noch zum Einsatz des Gesangs: Angesichts der vielseitigen Arrangements der Musik ergibt sich für mich eher nicht die Notwendigkeit, Gesang beizusteuern. Denn ich halte den Einsatz der Stimme nicht immer für gelungen, am ehesten kann ich damit leben, wenn diese eher hintergründig als Element eingesetzt wird.
Offiziell scheint Marina Sobyanina die Frontfrau des Quartetts zu sein, doch die Ausrichtung der Arrangements erlaubt die Einlassung darauf, dass hier niemand Chef ist, sondern eine Kollektivleistung im Vordergrund steht.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Al Bozha (11:23)
2 Peter The Clown (2:51)
3 Nonagon (9:09)
4 Jabberwocky Intro (0:41)
5 Jabberwocky (6:16)
6 Count Bassy (14:06)
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Besetzung |
Marina Sobyanina (piano, synthesizer, vocals)
Sergey Balashov (drums)
Oleg Mariakhin (baritone saxophone)
Maximilian Grossenbacher (bass)
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