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HHY & The Macumbas

Throat Permission Cut


Info
Musikrichtung: Electronica / Psychedlica / Jazzpsychspacepunk

VÖ: 15.09.2014

(SILO / Cargo Records)

Gesamtspielzeit: 47:15

Internet:

http://www.jonathanulielsaldanha.com


Was passiert wenn man vier Perkussionisten und ein Brass-Ensemble sowie einen Bassisten zusammen los spielen lässt und das Ganze anschließend mit Hilfe von Elektronik abschmeckt und abmischt? Die Antwort gibt das Debütalbum von HH> & The Macumbas mit dem Titel Throat Permission Cut. Einen so noch nie gehörten, mitreißenden Sound!

Das auf Vinyl ausgelegte Album startet mit dem 10 Minuten langen “Issac, The Throat“. Zunächst ein paar elektronische Geräusche und dissonante Klänge, doch nach dieser kurzen Phase beginnen die Perkussionisten einen südamerkanisch-exotischen Rhythmussound zu entwickeln, der einfach nur mitreißt. Ähnliche Perkussionswände habe ich bisher höchstens mal auf Alben von Dead Can Dance gehört, aber in völlig anderem Kontext. Denn hier kommt ein treibender Bass hinzu, der fast in die Tekkno-Richtug geht. Es handelt sich aber wohlgemerkt um einen echten Bass. Die Produktion und der Einsatz von kaum hörbarer Elektronik geben dem Klangmonster dann eine fremdartig psychedelische Farbe, welche durch die später auftauchenden Brasssounds noch unterstützt werden. 10 unglaubliche Minuten eines Sounds der völlig neuartig ist und trotzdem seltsam bekannt wirkt.
Das 2. Stück namens “Barbaron“ ist dann wesentlich experimenteller und zerfaserter. Auch hier spielt die Perkussion eine wichtige Rolle, jedoch spielt diese in dem ruhigeren, düsteren Stück nicht einen straighten Beat sondern entwickelt aus verschiedenen Rhythmen und Klängen einen völlig verrückten Sound, der durch die Stereoeffekte noch verrückter wird. Der dunkle Bass gibt sein übriges und die wabernde Elektronik rundet ab. Da arbeitet sich das Stück 7 Minuten auf das Finale hin, in welchem düstere Brasssounds auftauchen und ein bombastisches, beängstigendes aber ebenso faszinierendes Klanggemälde abrunden.

Seite zwei startet mit einem Keyboardsound, der rhythmisch eingesetzt wird, darüber legen sich die Brasssounds und dank Bass und treibender Perkussion hebt das an sich düster wirkende Stück langsam ab. Die klar im Vordergrund stehenden Brasssounds werden durch geschickte Stereomischung zu einem den Hörer fast wahnsinnig machender, psychedelischer Gratwanderung.
“Lewopa de Kristel“ startet mit minimaler Perkussion und einem spacigen elektronischen Klangbild, das langsam abzuheben scheint. Dann setzt ein an Big-Band-Sounds erinnernder Brasssound ein. Das Stück wird durch eine eigentlich einfache Perkussion vorangetrieben, irgendwie wankend. Die Blasinstrumente wechseln von den Anklängen des Bigband zu eher freejazzartigen Klängen, die trotzdem dank des stoischen Rhythmusses hörbar und spannend bleiben. Jazz-Psych-Space-Punk.

Der Rausschmeisser “Reanima Electrica“ startet mit vergleichsweie simplen und doch mitreißenden Perkussionen, die sich fast unmerklich steigern. Ein dumpfer Bass und spacige Elektronik geben treibenden Spacesound. Seltsame Blasklänge ertönen und unter den donnernden Perkussionen wird man aus dem Album entlassen.

Das erste Stück bleibt zwar das stärkste, weil irgendwie am eingängigsten. Die anderen vier Stücke müssen sich mehr erarbeitet werden, bieten aber zum einen ebenso wirklich so noch nie gehörte Klangwelten und unglaublich viel Material zum Erkunden und Entdecken. HHY & The Macumbas ist ein überaus grandioses Debüt und fast nebenbei auch noch eines der ungewöhnlichsten und somit interessantesten Alben des Jahres 2014 gelungen. Höchste Empfehlungsstufe für Musikfans, die glauben schon alles gehört zu haben!



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Issac, the throat10:02
2 Barbaron11:12
3 Gysin9:52
4 Lewopa de Kristel 10:02
5 Reanima Electrica6:07
Besetzung

HHY ( Jonathan Uliel Saldanha: Producing, Mixing
Joa Fillipe: Percussion
Frankao: Percussion
Phillipe Silvia: Percussion
Brandan Hemthworth: Percussion
Alvaro Almeida: Horns
Andre Rocha: Horns
Rui Fernandes: Horns
Rui Leal: Bass


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