Peter Gabriel
And I'll Scratch Yours
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Scratch my back… and I’ll scratch yours - sinngemäß: Eine Hand wäscht die andere. Das ist der Grundgedanke hinter Peter Gabriels letztem großem Projekt. Zuerst nahm er sich Lieder fremder Künstler vor und interpretierte sie mitsamt eines Orchesters neu. Jetzt sind die gecoverten Künstler an der Reihe, sich zu revanchieren. Allerdings fehlen ein paar der Originalinterpreten von Scratch my back (z.B. Radiohead und Neil Young). Dafür enthält And I’ll scratch yours ein paar weniger bekannte Namen.
Ein Album mit Coverversionen von Peter Gabriel also… Könnte ja tendenziell interessant sein, sofern sich die enthaltenen Interpreten etwas weiter aus dem Fenster lehnen. Am Ende ist es aber mal wieder, wie bei so vielen Platten dieser Art: mehr oder weniger neu zusammen gesetzte Songs wechseln sich mit einfachen Neueinspielungen ab, bei denen man sich nicht traute, allzu viel am Original zu verändern.
Zu den wirklich gelungenen Interpretationen gehören unter anderem die Bon Iver-Version von „Come talk to me“. Die Gruppe spielte das ganze erwartungsgemäß recht folkig und relativ zurückhaltend, was dem Lied nicht schlecht steht. Auch Arcade Fire („Games without frontiers“), Joseph Arthur („Shock the monkey“) und Elbow („Mercy Street“) legen stimmungsvolle Versionen vor, denen man einen eigenen Charakter eingeimpft hat. Einen solchen haben durchaus die alten Granden Randy Newman und Lou Reed, die recht eigenwillig vorgehen. Während Newman sich zumindest mit seiner schnodderig-jazzigen Art recht sarkastisch an „Big time“ vergeht, grenzt Reeds Version von „Solsbury Hill“ schon fast an Arbeitsverweigerung. Aber halt, wir wissen ja: das ist Kunst!
Wesentlich basischer und eher vorsichtig angefasst wurden die beiden Balladen „Blood of Eden“ und „Don’t give up“. Während Regina Spektor mit ihrer Klavierversion recht sparsam daher kommt, hat die Kanadierin Leslie Feist eine nicht zu unterschätzende Änderung vorgenommen und bei ihren Song einfach die Gesangsrollen vertauscht. Am Ende ist das Cover aber auch nur nett. Genauso wie Paul Simon mit „Biko“, der mit seiner Lagerfeuerversion zwar die Schlichtheit des Liedes hervor hebt, aber am Ende fehlt dann doch der intensiver hymnische Anklang. Bleiben noch die beiden Haudegen David Byrne und Brian Eno, die sich eher weniger bekannte Songs geschnappt haben. Während „I don’t remember“ sich an die Linie des Originals hält, klingt es doch nach „Talking Heads reloaded“. Mutiger war da schon Eno, der etwas befremdlichen Artpop zauberte, der fast wie ein Fremdkörper wirkt, aber auf seine Weise auch für ein kleines Ausrufezeichen sorgt - ab angenehm oder unangenehm, das ist Ansichtssache.
Am Ende bleibt And I’ll scratch yours eine gut zu hörende Veranstaltung, die aber wohl nur für echte Peter Gabriel-Fans interessant ist. Wer den Stein des Anstoßes verpasst hat, kann das Ganze auch mit dem Quasivorgänger Scratch my back im Paket haben.
Mario Karl
Trackliste |
1 | David Byrne “I Don’t Remember” | 3:38 |
2 |
Bon Iver “Come Talk to Me” | 6:17 |
3 |
Regina Spektor “Blood Of Eden” | 4:39 |
4 |
Stephin Merritt “Not One Of Us” | 3:49 |
5 |
Joseph Arthur “Shock The Monkey” | 5:49 |
6 |
Randy Newman “Big Time” | 3:29 |
7 |
Arcade Fire “Games Without Frontiers” | 3:22 |
8 |
Elbow “Mercy Street” | 5:28 |
9 |
Brian Eno “Mother Of Violence” | 3:00 |
10 |
Feist feat. Timber Timbre “Don’t Give Up” | 5:28 |
11 |
Lou Reed “Solsbury Hill” | 5:24 |
12 |
Paul Simon “Biko” | 4:17 |
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