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Leonard Cohen: Ein außergewöhnliches Leben!
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Anthony Reynolds ist ein walisischer Musiker, Schriftsteller und Journalist, der sich nach einem Buch über Scott Walker & The Walker Brothers einer weiteren faszinierenden Persönlichkeit zugewandt hat: Leonard Cohen. Seine 2010 veröffentlichte Biographie über diesen außergewöhnlichen Poeten, Singer/Songwriter und Romanautor gibt es nun bei Bosworth in einer deutschen Übersetzung.
Leonard Cohen - Ein außergewöhnliches Leben umfasst den kompletten Lebenslauf des kanadischen Künstler, von seiner Kindheit in Montreal und dem französischen Einfluss, über die frühen Tage als Schriftsteller, Poet und Romanschreiber, mit noch relativ bescheidenem Erfolg, bis hin zu seiner großartigen Karriere als Musiker – mit all ihren Höhen und Tiefen. Leonard Cohen gehört sicherlich zu den Musikern, denen der Text ein besonderes Anliegen ist. Dies hat sich seit seinen Anfängen als Schriftsteller bis heute nicht geändert. Nicht umsonst werden seine Songs auch heute noch weltweit gecovert. An Songs wie “Halleluja“, “Suzanne“ oder “Sisters of Mercy“ kommt man auch heute nicht vorbei, auch wenn man oft gar nicht das Original kennt.
Nun, inhaltlich ist hier alles gut recherchiert und man erhält gute Einblicke in den Lebensweg Leonard Cohens. Anthony Reynolds hat viele verschiedene Quellen angezapft, mit verschiedenen Leuten, die ein Stück auf dem Weg mit Leonard Cohen gingen gesprochen und versucht so, ein umfassendes Bild zu entwerfen, das dem Künstler und dem Menschen Leonard Cohen gerecht wird. So ganz scheint dies nicht zu gelingen. Seltsam unbeteiligt und nüchtern wirkt die Sprache, die verwendet wird. Die depressiven Zeiten Leonard Cohens werden im gleichen Tonfall abgehandelt, wie die positiveren Zeiten seines Lebenswegs. Der sprunghafte Lebenswandel, sowohl was die verschiedenen Wohnorte wie Montreal, New York, London, die griechische Insel Hydra oder Los Angeles, als auch die verschiedensten Beziehungen mit den Frauen im Leben Cohens werden auf sehr emotionslose Weise beschrieben. Und auch der finanzielle Ruin durch die Veruntreuung fast aller seiner Rücklagen durch seine Managerin Ende der 90er Jahre wird wenig konkret dargestellt.
Dagegen gibt es einige ausführliche Beschreibungen der Aufnahmesessions der gerade einmal 11 erschienenen Studioalben mit Hoch- und Tiefpunkten. Spannend zu lesen, wie zum Beispiel eine Produzenten-Legende wie Phil Spector gearbeitet hat, als sein Stern schon am verblassen war. Auch die Live-Auftritte nehmen einen großen Rahmen ein mit zum Teil sehr detaillierten Beschreibungen der Tourneen. Hier stellt sich allerdings die Frage, wie authentisch diese wirklich sind, denn Anthony Reynolds hat gerade einmal ein einziges Konzert Leonard Cohens besucht. Dieses Konzert, am 18.09.2009 im spanischen Benimamet, einem Vorort Valencias, war gerade mal drei Songs alt, als Leonard Cohen im Folge einer Lebensmittelvergiftung zusammenbrach und das Konzert abgebrochen werden musste. Gerade diese Konzertbeschreibungen sind aber oft so geschildert, als ob Anthony Reynolds ein steter Begleiter war. Das hätte sicherlich besser gelöst werden können.
Insgesamt ist Anthony Reynolds dennoch ein gutes Buch mit interessanten Geschichten aus dem Leben Leonard Cohens gelungen, das durch einige schöne und seltene Fotos noch dazugewinnt. Für Fans sicherlich interessant!
Ingo Andruschkewitsch
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