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Robert Sheltons klassische Biographie über Bob Dylan ist neu veröffentlicht worden
Info |
Autor: Robert Shelton
Titel: Bob Dylan. No Direction home - Sein Leben, seine Musik 1941-1978
Verlag: Edel : Vita
ISBN: 978-3-6419-0065-4
Preis: € 29,95
686 Seiten
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Über 650 Seiten laufender Text sollten doch eigentlich reichen, das Leben eines Künstlers ganz zu beschreiben. Wenn No Direction home das nicht tut, hat das seinen Grund darin, dass das Buch erstmals bereits 1986 erschienen ist - damals aus Anlass eines Artikels, den der Autor Robert Shelton 25 Jahre zuvor über „ein leuchtendes neues Gesicht in der Folk Music“ (Seite 8) geschrieben hatte. Nun wird es zu seinem eigenen 25-jährigen Jubiläum überarbeitet neu herausgegeben. Und da ich mir etwas Zeit mit der Niederschrift dieser Rezension gelassen habe, wird sie am 1. Oktober in der MAS erscheinen (bzw wenn ihr dies lest, erschienen sein) und damit fast auf den Tag genau 50 Jahre nach dem legendären Artikel, der für viele den Anfang der Karriere Dylans markiert und der am 29. September 1961 in New York erschienen ist.
Die Überarbeitung hat das Buch nicht zeitlich verlängert. Laut Vorwort wurden aus dem 1977er Manuskript Sheltons Anekdoten und Details im Umfang von etwa 20.000 Wörtern eingefügt (Seite 16). Somit endet No Direction home im Jahre 1978 nach Veröffentlichung des dreifach Live-Albums The last Waltz von The Band und dem Dylan-Album Desire.
Damit sind natürlich, die Phasen abgedeckt, die in der Regel angesprochen werden, wenn über Dylan gesprochen wird: die ersten Jahre als Greenwich Village Folk-Poet, der radikale Bruch durch den Griff zur E-Gitarre beim Newport Folk Festival, die Hinwendung zur Country Music mit dem durch ein Duett mit Johnny Cash eröffneten Album Nashville Skyline und dann die Annäherung an die Rockmusik nicht zuletzt auf Desire.
Wenn ich von der Lektüre ein wenig enttäuscht bin, dann lediglich, weil man über eben das, was Shelton berichtet, in jedem Dylan-Artikel und -Buch immer wieder liest – derzeit aufgrund des 70. Geburtstags Dylans natürlich besonders intensiv, während die späteren Phasen seiner Karriere meistens unter ferner liefen behandelt werden.
Sachliche Berichte über die direkt auf Desire folgende christliche Phase seiner Bobness sind rar. Dylanologen kanzeln sie in der Regel als Sündenfall ab. Auch die Arbeit mit den Travelling Wilburys und seine 1988 beginnende Never ending Tour können so natürlich nicht berücksichtigt werden.
Den Wert von Sheltons erschöpfender Darstellung der Historie Dylans kann meine subjektive Enttäuschung natürlich nicht trüben. Wenige Weltstars sind von Beginn ihrer Karriere an so kompetent beobachtet worden, wie Bob Dylan durch Robert Sheldon.
Als der oben genannte Artikel erschien, war nicht Dylan der Star. Im Gegenteil: ein renommierter Kultur-Redakteur, der im brodelnden New York nicht ohne Einfluss war, schrieb einen wohlwollenden Artikel über einen der vielen Nobodys, der versuchte sich in den Clubs und Bars des Künstlerquartiers Greenwich Village einen Namen zu machen.
Aber Dylans Karriere nimmt schnell Fahrt auf. Und bereits bei einem Abendessen Silvester 1965 ist es zu ersten Gesprächen über eine Biographie gekommen. Es war ein tiefes persönliches Vertrauen, dass den extrem pressescheuen Dylan veranlasste, dem Journalisten und Autor diverser Bücher Shelton intensiven Zugang zu seiner Person zu gewähren.
Shelton honoriert das mit einer detailreichern Arbeit, die gar nicht um Verständnis für einen Musiker werben muss, der oft mit rücksichtsloser Konsequenz und Sturheit den Weg geht, den er für richtig hält. Man versteht Dylan ganz einfach, wenn man von Shelton an die Hand genommen wird.
No Direction home hat zwei Stars: einen der kompetentesten Musikjournalisten, der eine der wichtigsten Gestalten der Musikgeschichte in seiner Entwicklung kenntlich werden lässt.
Norbert von Fransecky
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