Killing Joke
Absolute dissent
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28 Jahre ist es her, dass Killing Joke ein Album in Originalbesetzung eingespielt haben. 28 Jahre in denen viel passiert ist. Nicht nur allgemein, sondern auch die Band selbst ging durch viele Höhen und Tiefen. Aber sie ist immer noch da. Und passend zum 30-jährigen Jubiläum ihres Debüts mit ihrem abwechslungsreichsten Album seit vielen Jahren! Es scheint fast so, als hätten Killing Joke einen langen Blick zurück auf sich selbst geworfen und dabei ihre Eindrücke in neue Songs verarbeitet.
Garstiger Postpunk („Here comes the singularity“), Industrial-Anleihen („This world hell“), harter Metal („The great cull“), melancholisch Melodiöses („The raven king“), verpackt in einen rohen und etwas matschigen Sound. Eine einstündige Reise also von 1980, über 1994, 2003, 1986 bis nach 2006. Auf dem Weg dahin hat Jaz Coleman nebenbei sogar einige der eingängigsten Refrains seiner Karriere geschrieben. Das mantraartige „In excelsis“ oder das fast swingend groovende „End game“ (beide von der Vorab-EP bekannt) sind die besten Beispiele dafür. Das 14. Studioalbum Absolute dissent ist aber keinesfalls eine Retroveranstaltung, sondern ein quicklebendiges Lebenszeichen einer nach wie vor ungemütlichen Band.
Die Ungerichtigkeiten der Welt, gesellschaftliche Kontrolle oder die schamlose Ausbeutung unserer Lebensgrundlagen sind noch immer der Stoff, aus dem die Aggressionen für Songs wie das harte und mitbrüllbare „Depthcharge“ oder das beschwörende „Fever from the skies“ gezimmert sind. Weiter findet man aber auch ein großes Maß an Melancholie und überraschend viele Melodien in den zwölf Songs der Platte. Jaz Coleman röhrt nicht durchgehend kehlig, sondern zeigt relativ oft und gerne seine Gesangsstimme, was Stücke wie das fast träumerische „The raven king“ oder „Honour of fire“ zu ziemlich emotionalen Angelegenheiten macht.
Doch der Gesang alleine wäre nichts ohne die wiedervereinte und einfach, aber effektiv agierende Rhythmusgruppe aus Bassist Youth (der zuletzt zusammen mit Paul McCartney für Aufregung sorgte) und Schlagzeuger Paul Ferguson, sowie Sechssaiter Geordie Walker. Gerade er sorgt mit seiner gnadenlos reduzierten und einfallsreichen Gitarrenarbeit für den passenden Sound. Mal den Gesang flächig unterstützend, dann wieder zackig rockend. Elektronik findet man dieses Mal nicht allzu viel - wenn man einmal vom genannten „Depthcharge“, sowie von der Vorabsingle „European Super State“ absieht. Mit seiner tanzbaren Mischung aus EBM/Wave und Dance-Punk schlägt sie klanglich ziemlich aus der Reihe. Genauso wie der Abschlusstrack „Ghosts on Ladbroke Grove“, der als ruhige und fast hypnotische Dub-Nummer um die Ecke kommt.
Killing Joke hätten es sich einfach machen können und nur eine aktualisierte Version ihres Debüt-Meilensteins einspielen müssen. Aber damit hätte man sich letztendlich künstlerisch selbst ins Aus geschossen. Altersmilde scheint man im Bandcamp also nicht zu kennen. Denn 2010 klingt man immer noch genauso ruppig, wie auf dem letzten Album Hosannas from the basement of hell - nur mit besseren Songs! So stillt Absolute dissent zweifellos den Appetit, den die Vorab-EP In Excelsis angeregt hat.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Absolute Dissent | 6:16 |
2 |
The Great Cull | 5:57 |
3 |
Fever From The Skies | 3:23 |
4 |
In Excelsis | 4:04 |
5 |
European Super State | 4:42 |
6 |
This World Hell | 5:27 |
7 |
End Game | 4:41 |
8 |
The Raven King | 6:33 |
9 |
Honour The Fire | 5:50 |
10 |
Depthcharge | 4:17 |
11 |
Here Comes The Singularity | 5:04 |
12 |
Ghosts On Ladbroke Grove | 6:32 |
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Besetzung |
Jaz Coleman (Vocals)
Geordie (Guitar)
Youth (Bass)
Paul Ferguson (Drums)
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