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Schöne Bilder vom "Boss": Konzerterlebnisse mit Bruce Springsteen
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In der Danksagung am Anfang seines Buches beschreibt Dave Marsh dieses als "ästhetischen Genuss" - und damit hat er auch völlig recht: ein opulentes Werk, welches man grafisch wohl nicht besser hätte machen können, ist Bruce Springsteen (übrigens nicht das erste Buch von Marsh über Springsteen) geworden. Reich bebildert und gut illustriert wird einem auf den ersten Blick fast eher ein Bildband als eine Biografie geboten, trotzdem bleibt aber noch genügend Text, um sich doch so einige Abende damit zu beschäftigen.
Und so gibt es in diesem Buch neben einer nett bebilderten (bedauerlicherweise nicht immer ganz synchron zum Text verlaufenden) Zeitleiste auch jede Menge schöne Bilder, leider aber kaum eines des Privatmannes Bruce Springsteen, sondern vor allem Bilder von Auftritten, Konzertplakaten und Eintrittskarten - wer also eine Bruce-Springsteen-Biografie im eigentlichen Sinne erwartet, wird eher enttäuscht. Es geht in diesem Buch nämlich fast ausschließlich nur um Live-Auftritte des Sängers, Songwriters und Bühnenmannes Springsteen; wer hier etwas über das Elternhaus, die Kindheit, Ehen, Scheidungen oder das sonstige private Leben des Stars erfahren will, oder gar eine Diskographie mit Coverabbildungen möchte, liegt hier völlig falsch.
Eine klassische Biografie hält man also nicht in Händen, sondern eigentlich nur eine Beschreibung seiner Tourneen - vielleicht hätte man fairerweise den Titel Bruce Springsteen on Tour der Originalausgabe beibehalten sollen, ja eigentlich sogar müssen. Für den, der weiß, dass es hier nicht um das Leben von Bruce Springsteen geht, sondern "nur" um seine Konzerte, geht das Buch aber absolut in Ordnung und sei durchaus empfohlen, wer dagegen eine reine Biografie erwartet, sollte besser zu anderen Büchern über Bruce Springsteen greifen.
Der musikalische Weg von Bruce Springsteen wird chronologisch ausführlich anhand seiner Live-Auftritte erzählt: begonnen wird mit seinen ersten (Schul-)Bands, es folgen sein erster Durchbruch mit Born To Run, sein Meisterstück Born In The U.S.A., die Trennung und spätere Reunion mit der E Street Band und schließlich auch sein politisches Engagement für die Demokraten in den USA. Die Konzerte werden recht stimmungsvoll und ausführlich beschrieben, wobei aber interessante oder witzige Anekdoten eher Mangelware sind.
Was den echten Fan kaum, dafür aber vielleicht den allgemein interessierten Leser stören könnte, ist der - an sich ja durchaus berechtigte - Lobgesang auf Bruce Springsteen: er ist der Beste, er macht die besten Songs und erst recht die besten Konzerte. Zwischen den Zeilen kann man hier fast eine Heiligenverehrung für den "Boss" (der Spitzname "The Boss" taucht übrigens im Buch kein einziges Mal auf) ausmachen, was mitunter - bei allem Respekt vor Bruce Springsteen - doch etwas nervt.
Fazit: Bruce Springsteen erscheint in Deutschland passend zum 60. Geburtstag des Künstlers im September 2009 (die amerikanische Originalausgabe erschien bereits 2006) und ist optisch wirklich ein Augenschmaus. Wer sich aber nur oberflächlich für Bruce Springsteen interessiert und sich eine kompakte Geschichte über sein Leben erhofft, liegt hier eher falsch. Gedacht und geeignet - und vielleicht auch ein Pflichtkauf - ist es wohl vor allem für echte Fans, denn nur für diese werden die vielen Konzertbeschreibungen und deren Details dazu interessant und lohnend sein.
Jürgen Weber
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