Uriah Heep
Celebration
Alles Gute zum 40sten!
Uriah Heep sind ja so eine Sache für sich: entweder man liebt diese Band oder man hasst sie oder man kennt sie einfach nicht... In den frühen Siebziegern als Rocknummer durchaus angesagt hat man sich in den späten Siebziegern etwas in Richtung Disco-Pop treiben lassen, um sich dann Anfang der Achtziger nochmals - ohne Mastermind Ken Hensley - wieder den etwas rockigeren Seiten zuzuwenden. In den letzten 25 Jahren ist es eher etwas still geworden um Uriah Heep - man tourt zwar nahezu ununterbrochen rund um den Globus, richtig überzeugende oder erfolgreiche Alben gab es aber eher nicht.
Im letzten Jahr wurde mit Wake The Sleeper nach langen zehn Jahren endlich mal wieder ein Studio-Album vorgelegt, welches ohne den Namen Uriah Heep auf dem Cover vielleicht kaum jemanden interessiert hätte (die sehr positive MAS-Review zum Album teile ich nur bedingt...). Und jetzt beginnt der Schlingerkurs in Sachen Vergangenheitsbewältigung von Uriah Heep: während man in den letzten Jahren vor allem mit den 70'er Höhepunkten, ohne großartig das spätere Schaffenswerk der Band zu würdigen, tourte, spielt man plötzlich live nur noch selbstbewusst das neue Album und belässt es bei nur noch sehr wenigen alten Stücken. Doch nun findet man plötzlich wieder zurück zu den alten Songs: anlässlich des 40jährigen Bandjubiläums erscheint Celebration: neben zwei neuen Songs wurden ein Dutzend alter Songs und Klassiker mit der aktuellen Besetzung neu eingespielt.
Die Trackliste ist nahezu überraschungsfrei: "Stealin'", "Gypsy" (hat es jemals ein Uriah-Heep-Konzert ohne diesen Song gegeben?), "The Wizard", "Look At Yourself", "July Morning", "Easy Living" und die übrigen Verdächtigen. Die einzigen Songs, die man nicht unbedingt zwingend erwartet hätte, sind vielleicht "Free And Easy" (hier eher in einer missglückten Version zu hören) und "Between Two Worlds". Schade eigentlich, dass man nicht doch ein paar andere Schätzchen aus dem nicht gerade kleinen Backkatalog von Uriah Heep herausgeholt hat, sondern doch nur ein weiteres Mal die Songs spielt, die man seit mindestens 25 Jahren auf fast jedem Konzert hört. Klar, ohne eine Neueinspielung von "Lady In Black" hätte wohl keine Plattenfirma dieser Welt das Album veröffentlicht und auch ohne das bei vielen Fans so verhasste "Free Me" ging es wohl (leider) nicht, aber der Mut zum einen oder anderen Stück, welches man vielleicht noch nie aus der Kehle von Bernie Shaw gehört hat, hätte dem Album gut getan. Warum nicht mal "Love Machine" statt "Look At Yourself", warum nicht statt "Stealin'" auch mal "Dreamer" oder "Seven Stars" wagen? Oder sogar "Dreammare" statt "Gypsy"? Warum klammert man die Goalby-Jahre aus den Achtzigern (in denen Uriah Heep doch eigentlich gar nicht so schlecht waren) ganz aus? Klar, live braucht man die üblichen Gassenhauer, aber für viele wäre eine Neuversion von "Carry On", "Tears In My Eyes", "Suicidal Man" oder "One Way Or Another" wesentlich interessanter gewesen als das 1000ste "Easy Living".
Einfallslos wie die Songauswahl ist leider auch die Interpretation der Stücke: so wie sie seit über 25 Jahren live aufgeführt werden, bekommt man sie auch hier in den Studioversionen vorgesetzt. Überraschungs- und innovationsfrei werden sie heruntergespielt, ohne etwas Neues zu bieten und ohne den Originalaufnahmen das Wasser reichen zu können (am besten ist noch "Sunrise" gelungen). "Look At Yourself" hätte man beispielsweise auch sehr gut mit dem Schlagzeugsolo des Originals präsentieren können (dies wäre für den neuen Drummer Russel Gilbrock doch eine tolle Gelegenheit gewesen, sich zu empfehlen...), und auch sonst distanziert man sich eher von den leicht progressiven Klängen der frühen Alben.
Positiv erwähnen kann man neben der Tatsache, dass "Gypsy" mit seinem alten Intro eröffnet wird die beiden neuen Songs "Only Human" und "Corridors Of Madness", die immerhin einigermaßen frisch und engagiert rüberkommen. Mehr davon - und bitte nicht erst in 10 Jahren!
Fazit: Celebration ist wie aufgewärmte Fertigkost aus der Dose: wenig nahrhaft, aber manchmal schmeckt es eben doch. Für Fans wären mal andere Stücke interessant gewesen, und für Quereinsteiger ist wohl auch eine der zahlreichen Best-Of-Veröffentlichungen besser geeignet als diese Sammlung von Neuaufnahmen - insgesamt aber immerhin ein weiteres neues Lebenszeichen einer 40jährigen Legende. Herzlichen Glückwunsch!
Jürgen Weber
Trackliste |
1 | Only Human | 3:19 |
2 |
Bird Of Prey | 3:58 |
3 |
Sunrise | 4:20 |
4 |
Stealin' | 4:38 |
5 |
Corridors Of Madness | 5:19 |
6 |
Between Two Worlds | 6:07 |
7 |
The Wizard | 3:17 |
8 |
Free Me | 3:25 |
9 |
Free And Easy | 2:32 |
10 |
Gypsy | 4:32 |
11 |
Look At Yourself | 3:43 |
12 |
July Morning | 8:45 |
13 |
Easy Living | 2:54 |
14 |
Lady In Black | 5:30 |
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Besetzung |
Mick Box - Guitar / Vocals
Bernie Shaw - Lead Vocals
Phil Lanzon - Keyboards / Vocals
Trevor Bolder - Bass Guitar / Vocals
Russell Gilbrook - Percussion / Vocals
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