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Tracedawn

Ego anthem


Info
Musikrichtung: Melodic (Death) Metal

VÖ: 25.09.2009

(Drakkar Records/Sony Music)

Gesamtspielzeit: 38:46

Internet:

http://www.tracedawn.com
http://www.myspace.com/tracedawn


Junge Wilde - diese Bezeichnung zaubern selbst ernannte Marketingexperten gerne aus dem Hut um junge (logisch!) und aufstrebende Bands im Metalbereich richtig zu bewerben. Diesen Button wird man sicherlich auch den Finnen Tracedawn anheften. Ganz wie früher ihren Landsleuten Children of Bodom. Warum jetzt gerade Children of Bodom? Ja weil deren Platten haben die sechs Jungs mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht selten gehört. Denn musikalisch sind sich die beiden von Grund auf gar nicht unähnlich. Melodischer Death Metal ist die Grundzutat auf welcher der Sound von Tracedawn fußt. Und den präsentiert man mit ähnlichem Hunger wie man ihn damals auf Something wild zu hören bekam. Allerdings klingt das im Jahre 2009 dem Zeitgeist entsprechend wesentlich softer und glatter.

Und daran sind nicht einmal die eingesetzten Keyboards schuld, welche den Songs im Hintergrund einen dezenten melodischen Anstrich geben, das Ganze aber glücklicherweise nicht ins schlagerhafte abdriften lassen. Viel mehr sorgt der neben dem harschen Strophengesang starke Einsatz der mittlerweile schon zum guten Ton gehörenden klaren Refrains für sehr viel Melodieseligkeit und einen poppigen Anstrich. Der Chorus von „In your name“ mag vielleicht eingängig und angenehm sein, würde sich aber in einem Popsong besser machen als hier. Dabei singt Sänger Antti Lappalainen zwar glockenklar und technisch einwandfrei, doch leider etwas emotionslos und geht dabei nicht so wirklich aus sich heraus, wie es ein Mikkel Sandager (Mercenary - um im selben Genre zu bleiben) macht. Dabei stehen ihm die Growls fast besser und das harte „Scum“ und „Repeating mistakes“, welche ganz darauf setzen, wirken gleich ganz anders.

Aber genug der Kritik. Denn beim Hören von Ego anthem schlagen als qualitätsbewusster Hörer zwei Herzen in der Brust. Einerseits bemängelt man den konformen und wenig eigenständigen Sound, andererseits kann das musikalische Können und die an den Tag gelegte Energie begeistern. Spielerisch haben Tracedown bereits ein hohes Niveau erreicht, auf das andere Newcomer nur neidisch blicken können. Besonders die schmissigen Gitarrensoli (irgendwie zwischen Yngwie Malmsteen und John Petrucci) wissen zu gefallen. Das Songwriting an sich weißt ebenfalls ein paar interessante Kniffe auf. Und weiter muss man der Band das Außenvorhalten genretypischer Blut- und Gedärmtexte zugute halten. Vielmehr gibt man sich eher sozialkritisch, wie das CD-Cover zeigt (das Tier Mensch benebelt sich lieber, während im Hintergrund sein Lebensraum in Flammen steht).

Es ist also gar nicht so leicht das zweite Tracedawn-Album zu bewerten, da es ein Stück zu zwiespältig ausfällt. Zuwenig eigenes gibt es zu hören. Dieses ist dafür sauber in Szene gesetzt, wenn auch etwas glatt. Glücklicherweise aber auch nicht ganz so schlüpfrig wie bei der stilistischen Konkurrenz Sonic Syndicate. Der Melodic Metal (oder Melodic Death Metal, je nach persönlicher Ansicht) ist auf jeden Fall ausbaubar und das Sextett hat einiges auf dem Kasten. Der große kreative Durchbruch bleibt leider noch aus. Der zu erwartende Erfolg sei ihnen aber gegönnt. Und sollten die Jungs noch richtig aus sich herausgehen, erwartet die Metalfans bestimmt noch was sehr feines. Bis dahin dürfen Genrefans (sprich Freunde von CoB, Soilwork oder auch Scar Symmetry) aber durchaus ein Ohr riskieren.



Mario Karl



Trackliste
1Make Amends4:21
2 Part Of The Wounded3:57
3 Scum3:50
4 In Your Name3:58
5 Your Way Is Not For Me4:36
6 Dirt Track Speedball4:23
7 Repeating Mistakes5:05
8 Brain Attack3:52
9 The Forsaken4:42
Besetzung

Antti Lappalainen (Vocals)
Tuomas Yli-Jaskari (Guitar)
Vili Itäpelto (Keyboards)
Perttu Kurttila (Drums)
Pekko Heikkilä (Bass)
Roni Seppänen (Guitar)


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