Irie Révoltés
Les deux Cotés
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Linke Politik-Muster sind in Deutschland mit der Wende zusammen mit dem „real existierenden Sozialismus“ vor die Hunde gegangen. Um herrlich undifferenzierte Klassenkampfparolen zu hören, muss man daher die Grenzen überschreiten – zumindest teilweise. Die Heimatadresse der Irie Révoltés lautet zwar Heidelberg, aber die Einflüsse aus dem Land der Baguettes, Froschschenkel und der Revolution sind unüberhörbar – auch in der Sprache der Texte, die nur gelegentlich vom Französischen ins Deutsche oder Englische springen.
Musikalisch schielt man dabei nicht in die textlich passenden deutschen Punk-Hoch-Zeiten Anfang der 80er, sondern – der Name sagt es bereits - weit in den Westen, ins Sonnenland Jamaika, wo Reggae und Ska die eine Wurzel für den ansonsten vor allem vom HipHop beeinflussten Ragga liefern.
Sehr deutsch ist die Band bei der Radikalität und Konsequenz ihrer Parolen, die keinen Raum für Differenzierungen lassen. Klar, dass dann Schröder, Fischer und Stoiber in einer Kiste mit Le Pen und Berlusconi landen und den großen Stempel Rassisten aufgedrückt bekommen. Ganz undeutsch die Leichtigkeit und Lebensfreude, mit der die kämpferischen Texte in die Welt gesetzt werden. Rassismus, Feminismus, Arbeiter- und Menschenrechte, Krieg und kaum ein Thema, das die außerparlamentarische linke in den letzten 25 Jahren thematisiert hat, wird nicht thematisiert. Damit ist Les deux Cotés der 1a-Soundtrack für alle atac-Veranstaltungen.
Anspieltipps sind bei Eigenproduktionen zwar immer Angelegenheiten mit etwas fragwürdigem Sinn. Um das Spektrum der Irie Révoltés deutlich zu machen, weise ich dennoch auf den französischen Reggae “On assassine en Afrique“ hin, die wütende Anti-Politik-Nummer “Abolition“, den streckenweise reinen deutschen HipHop-Song “La Musique“, die fröhliche Ska-Nummer “Ska“, die beiden sanft swingenden Reggaes, die einmal mit einem wunderbar sanften Refrain glänzen (“Mes Soeurs“), einmal durch einen harschen aggressiven Mittelteil kontrastreich zerrissen werden (“Consommation“) und last not least das dreist mit Spliff-Samples arbeitende “Fight for your right“.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Intro | 0:16 |
2 | On assassine en Afrique | 4:35 |
3 | Arretez | 4:32 |
4 | No Difference | 4:45 |
5 | Les Élections | 3:02 |
6 | Mes Soeurs | 4:32 |
7 | Abolition | 4:35 |
8 | Consommation | 3:19 |
9 | Fight for your Right | 4:23 |
10 | Dis-moi où | 2:57 |
11 | Soleil | 3:33 |
12 | La Musique | 4:32 |
13 | Ska | 2:42 |
14 | My Friends | 5:02 |
15 | La Fausse liberté | 4:29 |
16 | Guérilla | 3:20 |
17 | Flüsterlied | 4:24 |
18 | Tu n'es plus là | 4:28 |
19 | Mes Soeurs (Ecoutez notre Soeur-sista Zoum) | 4:21 |
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Besetzung |
Carlos Charlemoine (Voc) Pablo Charlemoine (Lead Voc) Tobias Osten (Git) Felix Mussell (Dr) Conrad Sievers (B) Marco Dizzanayake (Ragga Voc) Benjamin van Bebbern (Key) Ralph Tanbourgi (HipHop Voc) Andreas Spreyer (HipHop Voc) Camelia Zoumbou (Voc) Peter Lages (Ragga Voc) Valentin von Seggern (Sax)
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