Cavalli, P.F. (Gini)
Missa pro defunctis
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Info |
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 26.07.2004
Tactus / Klassik Center Kassel (CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr. TC 600312)
Gesamtspielzeit: 76:53
Internet:
Tactus
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EDLE GRÖSSE
Als Pier Franceso Cavalli (1602-1676) sich - wohl zwischen 1670 und 1675 - der Komposition seines Requiems, der Missa pro defunctis zuwandte, konnte er auf ein erfolgreiches Musikerleben zurückblicken. Aus ärmlichen Verhältnissen im italienischen Städtchen Crema stammend, ermöglichte ihm ein wohlhabender Gönner eine Ausbildung in Venedig. Hier, an der Kirche San Marco, brachte Cavalli es zum Organisten, schließlich gar zum Kapellmeister. Lange Jahre aber galt sein Hauptaugenmerk dem Opernschaffen. Venedig war damals in einem wahren Opernfieber und Cavalli eiferte mit Erfolg dem großen Vorbild Monteverdi mit seinen Bühnenwerken nach. Sein Versuch allerdings, damit noch im fortgeschrittenen Alter auch in Frankreich sein Glück zu machen, scheiterte und Cavalli kehrte enttäuscht nach Venedig zurück. Hier wandte sich der inzwischen verwitwete Komponist wieder verstärkt den geistlichen Werken zu. Unter diesen ragt zweifellos das Requiem turmhoch empor. Auf das Stück vereinte Cavalli neben seinem ungebrochenen Erfindungsreichtum auch die umfassende Erfahrung seiner Karriere. Dabei ist das Werk vollständig frei von jedem opernhaftem Zug, dennoch aber nicht ohne dramatische Spannung.
Vom Text des Requiem vertonte Cavalli dabei nur sechs Teile; das Graduale "Requiem aeternam", das "Absolve Domine" und das "Lux Aeterna" hingegen sind im Gregorianischen Gesang auszuführen (hier lupenrein dargeboten vom Ensemble Cantori Gregoriani). Schon dies sorgt für einen eigtnümlichen, teils abrupten Stimmungswechsel und läßt die kunstvoll gesetzten Kompositionen Cavallis besonders klar aufleuchten. Am verschwenderischsten gestaltete der Meister die Sequenz "Dies irae", jenen Gesang, der auf so unnachahmliche Weise die Vision der Schrecken des Jüngsten Gerichts mit der Hoffnung des Glaubenden auf Erlösung vereint. Cavalli reiht bei der Vertonung abschnittsweise Motetten aneinander, die in ihrer Chromatik, ihrer harmonischen Kühnheit und polyphonen Kunstfertigkeit immer wieder aufhorchen lassen. Einen besonderen Glanzpunkt setzt er schließlich mit dem abschließenden Responsorium "Libera me", in dem sich theatralisches Gespür und traditionelle venezianische Doppelchörigkeit die Hand reichen.
Das insofern höchst spannende, zwischen Andacht und Repräsentation wechselnde Werk hat in dem Ensemble unter der Leitung von Bruno Gini äußerst kundige und sensible Sachwalter gefunden. Mit präzisen Einsätzen, runder Tongebung und größtmöglicher Transparenz im Vortrag lassen die Mitwirkenden die Totenmesse, die Cavalli übrigens zu seiner eigenen Beerdigung aufgeführt wissen wollte, mal monumental aufscheinen, mal verhalten trauernd erklingen. Die überdies eingespielten Sonaten, von Cavalli um 1656 komponierte, ergänzen das Werk reizvoll, wenn auch die erste Sonata a otto mit ihrer eher heiteren Note als Eröfnung vor dem Requiem wenig klug gewählt erscheint.Bei den zusätzlich aufgenommenen Motetten vermag vor allem die Sopranistin Yetzabel Arias Fernandez mit ihrer weich timbrierten, aber stets sicher geführten Stimme zu gefallen. Das Klangbild der CD ist warm und mit der passenden Dosis kirchenraumtypischen Halls eingefangen.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1 Sonata a otto 2-13 Missa pro defunctis 14 "Cantate Domino", Motette für Sopran und Basso Continuo 15 "O bone Jesu", Motette für Sopran, Alt und Basso Continuo 16 "O quam suavis", Motette für Sopran und Basso Continuo |
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Besetzung |
Florin Cezar Ouatu, Yetzbael Arias Fernandez (Sopran) Roberto Quintarelli (Altus) Michael Paumgarten (Tenor) Gianluca Buratto (Bass)
Quoniam (Fagottkonsort) Academia Dià.Pason (Viola da Gamba-Ensemble)
Cantori Gregoriani
Coro "C.Monteverdi" di Crema
Ltg. Bruno Gini
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