Groslot, R. (Roth, L.)
2. Konzert für Violine und Orchester op. 129 / Sinfonie „Now, Voyager, sail…” op 130
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik / Konzert / Orchester
VÖ: 07.07.2023
(Antartica / Note 1 / CD / DDD / 2020 u. 2021 / AR046)
Gesamtspielzeit: 66:10
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TRAUMVERSCHLUNGEN
Ja, man kann Bookletautor Stefan Grondelaers durchaus zustimmen: Das 2. Violinkonzert des belgischen Komponist Robert Groslot (Jg. 1951) klingt wirklich so, als sei es ca. 1923 komponiert worden: Musik, die so tut, als wäre Mahler 71 Jahre alt geworden, hätte sich überdies mit der 2. Wiener Schule beschäftigt und dem reifen Debussy eine Tasse Tee getrunken – und dann ein Solokonzert komponiert. Die genannten Einflüsse sind unüberhörbar, wenngleich Groslots Musik dabei sehr abgeklärt wirkt, alle Fin-de-siècle-Echos, alles spätromantische Gären und expressionistische Schwären, aber auch alle impressionistischen Verwirrspiele finden sich dort allenfalls in klassisch-geläuterter Form wieder. Die Musik klingt elegant, auch ein wenig kühl und distanziert – ein „Als-ob-Effekt“. Das mag auch daran liegen, dass der Orchester- und der Solopart, letzerer feinsinnig-virtuos gespielt von Linus Roth, getrennt an unterschiedlichen Ort aufgenommen und erst für das Album zusammengefügt wurden.
Groslot ist ein sehr fruchtbarer Komponist, auf der vorliegenden CD befindet sich auch seine erste Sinfonie mit dem Titel „Now, Voyager, sail…”, der einem Gedicht von Walt Whitman entlehnt ist. Wie beim Solokonzert ist auch hier das Brussels Philharmonic beteiligt. Die Musik wirkt, vielleicht auch aufgrund der weniger künstlichen Aufnahmebedingungen, unmittelbarer, direkter. Die sehr geschmackvolle, klangsinnlich orchestrierte Musik ist ebenso eklektisch wie das Violinkonzert, weiß sich gleichfalls der Tonalität und einer fasslichen Harmonik verpflichtet. Das Scherzo spielt auf den Beatles-Song „Getting better“ an. Das Werk erinnert manchmal auch an die Musik Benjamin Brittens.
Trotz der Fülle an Bezügen und der frei schweifenden Fantasie des Komponisten wirkt die Musik dennoch nicht beliebig und austauschbar. Sicher navigiert der Komponist – und mit ihm das Publikum – durch die oft atmosphärischen, träumerisch verschlungenen, aber in der Tat sehr stabil gefügten Klangwelten.
Georg Henkel
Trackliste |
2. Violinkonzert
Sinfonie „Now, Voyager, sail…“ |
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Besetzung |
Linus Roth, Violine
Brussels Philharmonic
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