Duke Ellington

Live At The Berlin Jazz Festival 1969-1973, The Lost Recordings


Info
Musikrichtung: Jazz

VÖ: 20.05.2022

(The Lost Recordings)

Gesamtspielzeit: 51:18

Internet:

https://www.martinaweinmar.de/
https://en.thelostrecordings.store/en


The Lost Recordings, in dieser Serie gab/gibt es so Einiges an Schätzen zu entdecken. Nun hat man auch Aufnahmen zu Duke Ellington ausgegraben - Live At The Berlin Jazz Festival 1969-1973. Der Komponist/Pianist/Bandleader lebte von 1899 bis 1974, so gehören die 1973er Einspielungen sicher mit zu den letzten seines Lebens. Der Mann hat deutliche Spuren als Komponist vieler bekannter Stücke hinterlassen, solche, die man vielleicht auch außerhalb des Kreises von Jazzfreunden kennt - “It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing)“, “In a Sentimental Mood“, “C Jam Blues, “Take the “A” Train“, "Mood Indigo". Die beiden letztgenannten findet man auch auf diesen beiden bisher nie zuvor veröffentlichten Konzerten.

Die erste Hälfte des Albums (#1-6) wurde mit Duke und seiner Band aufgenommen und die zweite Hälfte wurde mit dem Duke Ellington Orchestra, der Meister jedoch beide Male mit dabei am Piano. 1969 mag vielleicht gar nicht mal so der Hang zum Big Band-Jazz vorhanden gewesen sein, und gerade im Jazz hatte sich so manch' ein radikaler Wechsel vollzogen, doch zum 70.Geburtstag Ellington's stellte man ihn mit seiner Band dennoch im Rahmen des Berliner Jazz-Festivals vor, hier die Aufnahmen Track 7-13, übrigens in Mono, die ersten sechs sind jene aus 1973, in Stereo.

Und so startet der Duke mit einer gut fünfminütigen Piano-Improvisation, und das klingt nach Jazz, nach Blues und nach Klassik, sehr geschmeidig, verträumt und einfühlsam. Und dann der Hit "Take The "A" Train", ganz anders gespielt, als man es aus früheren wuchtigen Big Band-Fassungen kennt, in einem zunächst walzernden Rhythmus setzt man nach gut einer Minute zum Swing an, der Duke spielt in einem Modus, ein wenig am Stride-Piano-Stil früherer Tage orientiert, im Trio nimmt das Stück zunächst Fahrt auf, und erst später ergänzen die Bläser um das bekannte Thema und Harold "Money" Johnson setzt zum Trompeten-Solo an.

Auffällig ist es, dass alle Titel relativ kurz gehalten wurden, der letzte Song übrigens ist dem Tap Dance gewidmet, Ellington, im Trio mit Bass und Schlagzeug, unterstützt den sich vorab selbst vorstellenden Tap Dancer Baby Laurence, das man so leider nur hören und nicht sehen kann, aber, wie Laurence selbst bemerkte, sei Tap Dancing auch eine Art Perkussion.

Kommen wir nun zu den älteren Aufnahmen und der grösseren Bandbesetzung. Mit "La Plus Belle Africaine" erklingt das Orchester so, wie man es eher nicht kennt. Sehr wuchtig und recht frei, nach einer kraftvollen Einleitung setzt dann bereits ein gestrichenes Bass-Solo des im Line-up nicht genannten Bassisten ein. Ich vermute einmal, dass es Victor Gaskin ist, mit dem man 1969 tourte . Ja, dieser 1966 während einer Tournee in Dakar komponierte Song wirkt recht modern und zeigt die Bandbreite des Komponisten Ellington auf. Insgesamt halte ich diese 1969er-Einspielung für druckvoller, lebendiger und viel raffinierter, die Band spielte voller Frische und Leidenschaft, auf höchstem Niveau. Somit sind diese sieben Songs für mich die absolut positive Überraschung dieser Kompilation.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Piano Improvisation No. 1
2 Take The "A" Train
3 Pitter Panther Patter
4 Sophisticated Lady
5 Introduction By Baby Laurence
6 Tap Dance
7 La Plus Belle Africaine
8 El Gato
9 I Can't Get Started
10 Caravan
11 Mood Indigo
12 Satin Doll
13 Meditation
Besetzung

Tracks 1-6 (1973)

Duke Ellington (piano)
Joe Benjamin (bass)
Quinten "Rocky" White Jr. (drums)
Harold "Money" Johnson (trumpet)
Paul Gonsalves (saxophone)
Harry Carney (baritone saxophone, clarinet)

Tracks 7-13 (1969)

Duke Ellington (piano, leader)
And his Orchestra, Featuring:
Cat Anderson, Cootie Williams, Mercer Ellington (trumpets)
Harold Ashby, Johnny Hodges, Paul Gonsalves, Russell Procope (saxophones)
Harry Carney (baritone saxophone, clarinet)
Victor Gaskin (bass?)
Rufus Jones (drums)



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