Baquedano, J. de (Recasens, A.)
Musik für die Kathedrale von Santiago
|
|
Info |
Musikrichtung:
Barock Vokal
VÖ: 02.09.2022
(Lauda / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. LAU 022)
Gesamtspielzeit: 67:22
|
|
|
MYSTISCHES GLOSEN
Ein mystisches Glosen erfüllt diese Musik des spanischen Komponisten und Trinitariermönchs José de Baquedano, der um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert für die berühmte Kathedrale in Santiago di Compostela mehrchörige geistliche Musik komponierte. Die meisten der hier versammelten Stücke sind wenigstens für acht Stimmen, zwei sind sogar für zehn bzw. sogar 12 Stimmen gesetzt. Wobei die vokalen Teile durch mitlaufende instrumentale Stimmen nach Belieben ergänzt werden. Mitunter sind Instrumente aber als obligatorische eigenständige Besetzung vorgeschrieben, wie die drei Vihuelas in der sechstimmigen Vertonung eines Ausschnitts aus den Lamentationen des Propheten Jeremia.
In dieser sorgfältig edierten und schön gestalteten Einspielung verschmelzen die Sing- und Instrumentalparts so organisch, dass der Gesamtklang harmonisch sehr voll und – getragen von der Kirchenakustik – diffus-schimmernd wirkt. In der Malerei würde man angesichts dieser weichgezeichneten Konturen von Sfumato sprechen; lediglich die Zupfinstrumente treten etwas hervor, erzeugen helle Reflexe auf dem unablässigen geschmeidigen Wogen und Weben der Stimmen. Was für ein erhabener Wohlklang!
Baquedano ist ein Meister der alten Satzkunst, seine lateinische Musik wirkt vergleichsweise archaisch, weshalb er bislang eher unbeachtet geblieben ist und als "Kleinmeister" firmierte. Palestrina und Victoria standen hier Pate. Chromatische Experimente, kontrastierende Abschnitte oder konzertante Rhythmen findet man hier kaum. Der Komponist beherrscht freilich die Kunst der räumlichen Klangkomposition durch die wechselnde Kombination immer neuer Teilensembles. Auch sorgt die Expansion in die Höhe für gloriose Aufgipfelungen und Entladungen – ein akustisches Pendant zu Wolkenformationen auf barocken Gemälden, durch die eine strahlende Sonne als Symbol der göttlichen Transzendenz bricht.
Die ebenmäßige Schönheit der Musik verlangt geradezu nach einer derart leuchtend-schönen, ausgewogenen und trotzdem innerlich glühenden Darbietung, wie sie ihr das Ensemble „La Grande Chapelle“ unter der Leitung von Albert Recasens angedeihen lässt. Man kann sich gut vorstellen, wie die Pilgernden, die den Jakobsweg nach Santiago die Compostela unter vielen Entbehrungen und Abenteuern abgeschritten hatten, sich am Ende wie in den Himmel versetzt gefühlt haben müssen, wenn ihnen die Musik aus der Kathedrale auf einem vergleichbar prächtigen Niveau entgegen geklungen sein sollte …
Georg Henkel
Trackliste |
Assumpta est Maria; Senex puerum; Interveniat pro nobis; Domine ne in furore;
O crux, ave spes; Incipit Lamentatios; Miserere; Laudate Dominum; Viri Galilaei |
|
|
|
|
Besetzung |
La Grande Chapelle
Albert Recasens, Leitung
|
|
|
|
|