Markus Stockhausen
Far Into The Stars
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Der Trompeter Markus Stockhausen wurde am 2. Mai 1957 in Köln geboren. Unweigerlich werden ihn viele Musikliebhaber mit dem Komponisten Karlheinz Stockhausen in Verbindung bringen, naheliegend, ist dieser doch sein Vater. Etwa fünfundzwanzig Jahre lang arbeiteten die Beiden auch musikalisch zusammen. Doch anders als der Vater entschied sich der Sohn letztendlich auch für den Jazz, wobei er auch gleichzeitig noch in der E-Musik-Branche tätig ist.
Selbst arbeitet er seit langem in mehreren Formationen, und mit vielen bekannten Musikern, selbst Arbeiten für das renommierte Münchener Label ECM legte er vor. Einer der Bands ist Quadrivium, das sind letztlich jene Musiker, die die Platte Far Into The Stars einspielten. Im Jahr 2000 war es, dass die ECM-Einspielung “Karta“ bei mir für Begeisterung sorgte. Die skandinavische Stimmung jener Platte war es wohl, die mich in den Bann zog. Und genau das ist es, was mir bei Far Into The Stars mitunter ebenfalls auffällt, diese klare Atmosphäre, der eindringliche Klang der Trompete, das Geheimnisvolle, dass die Musik umgibt. Schade einerseits, dass nun nicht mehr Terje Rypdal an der Gitarre für die ganz besonderen Momente sorgt, doch andererseits ist der Ausdruck nun um nichts schlechter dadurch, nur anders, vielleicht sogar noch ruhiger, noch gesetzter, noch kammermusikalischer und vielleicht gar einen Tick „schöner“.
Beiden Platten gemein ist dieses schwerelos erscheinende und schwebende Element, dass die Seele umschmeichelt mit harmonischer Eleganz und ganz viel Wärme. Beim Hören, dass von Beginn an in eine Art Trancezustand versetzen kann, ist man rasch gefesselt in diesem einmalig faszinierenden Klangbad. Die Musiker lassen ihre Musiker durch den Raum schweben, nehmen den Hörer mit auf ihre Reise, gleich beim ersten Stück weit in die Sterne hinaustragend. Phantasien können entstehen, Jede/r mag eine eigene Reise antreten, je nachdem, was man damit assoziiert.
Die Erfahrung aus der E-Musik ist unzweifelhaft in die Gestaltung eingeflossen, das ist nicht einfach Jazz. Komposition steht hier neben Improvisation, auf einfache und schnell zugängliche Weise miteinander verbunden, Musik auf ganz hohem Niveau. Dabei stehen Stockhausen mit einem Cellisten, der zwischen gestrichenem und gezupftem Instrument prägende Elemente gleichermaßen im Umfeld von Jazz und Klassik einsetzt, dem Pianisten, der, wenn er freier agieren kann, den starken Jazz-Akzent setzt, bereits im ersten Song, der mit einer Spieldauer von 14:27 viele Elemente beinhaltet, und einem Schlagzeuger, der mit großem Einfühlungsvermögen zu brillieren weiß.
Lässt man sich auf diese Musik ein, und gibt sich ihr und der von ihr ausgehenden Entspannung hin, dann erwachsen Bilder, die, je tiefer man lauscht, ständig vielschichtiger werden. Große Abwechslung wird geboten, Arrangements wechseln teilweise innerhalb einzelner Stücke, lassen die Musik sich verändern, und versucht man, zu erforschen, inwieweit die jeweiligen Titel stimmungsmäßig umgesetzt wurden, dann bleibt nur noch eine Bejahung dessen. Alles fließt dahin, erfüllt von makelloser Schönheit und Erhabenheit, ohne auch nur einen Augenblick in die „böse Ecke“ Kopfmusik gestellt werden zu können. Diese Musik atmet, ist erfüllt von Seele und kann dieselbe erfreuen, pastoral, mysteriös, balladesk gleichermaßen.
Leider ist diese Platte nach ihrem Abschluss einem nicht so erfreulichen Anlass gewidmet. Stockhausen verabschiedet sich hiermit von Walter Quintus, dem Tonmeister, mit dem er fünfunddreißig Jahre zusammenarbeitete, und er im Februar dieses Jahres verstarb. Dieses war die letzte gemeinsame Produktion. This music is dedicated to you, Walter, in gratitude for everything.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Far Into The Stars (14:27)
2 Encoeur (5:06)
3 Our Father (6:24)
4 Passacaglia (6:39)
5 Kult (11:34)
6 Choral am Ende der Reise (5:52)
7 Freigeist (6:58)
8 Warmlicht (4:13)
9 Schnee von heute (9:45)
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Besetzung |
Markus Stockhausen (trumpet)
Jörg Brinkmann (cello)
Angelo Comisso (piano)
Christian Thomé (drums)
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