Esben and The Witch
A New Nature
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Auch Esben and The Witch stehen jetzt auf eigenen Beinen. Um ihr drittes Album zu produzieren, initiierten sie (wie so viele andere mittlerweile ebenso) eine Crowfunding-Kampagne über PledgeMusic. Diese war von Erfolg gekrönt und so erscheint A New Nature jetzt auf dem eigenen Label Nostromo und digital bei iTunes. Musikalisch wählte das britische Trio einen leicht anderen Weg. So wollte man jeglichen überflüssigen Ballast über Bord werfen. Nur die drei Musiker in einem Raum, Gesang, Bass, Gitarre und Schlagzeug, rau und pur - mehr sollte es nicht zu hören geben. Wer könnte dabei besser auf dem Produzentenstuhl Platz nehmen als Steve Albini, der diese Arbeitsweise stets propagiert.
Und so unverfälscht klangen Esben and The Witch wohl wirklich noch nie. Hier vibriert es, der Sound flirrt ungefiltert durch die Lautsprecher und erzeugt ziemlich direkt diese spezielle, unheimlich Atmosphäre, wie man sie von der Band kennt. Noch immer spielt man eigenwilligen Postrock, der musikalisch an eine Band wie Mogwai erinnert, während man den Gesang von Rachel Davies eher in die Düsterecke stellen möchte. Dort im Halbdunkel findet sich eine schönes Plätzchen zwischen der jungen PJ Harvey und dem weltentrückten Wimmern einer Beth Gibbons (Portishead). Das hat was gothicmäßiges, kommt aber ganz ohne kitschiges Melodrama aus.
Die Stimmung ist teilweise recht erdrückend, wenn die Sängerin ihre dunklen Zeilen ins Mikro haucht, während der musikalische Unterbau Richtung Abgrund steuert. Nicht selten lässt sich die Band dabei richtig Zeit. So bestehen die ersten beiden Minuten der Platte erst einmal aus ruhigen, unverzerrten Gitarrenakkorden, bevor „Press Heavenwards!“ richtig losrollt. Die Musik ist ein ständiges Auf und Ab. Nur selten geht es so straight wie im wild losrockenden „No Dog“ zu.
In ihren besten Momenten sind Esben and The Witch in ihrem Wirken ziemlich einnehmend, wie bei dem überlangen Atmosphärenrausch „The Jungle“, manchmal verliert man sich aber in der eigenen Spiellust, wie bei „Blood Teachings“. Spätestens hier hat man den Punkt erreicht, an dem A New Nature auch mal regelrecht langatmig ist. Denn einen wirklich Hörrausch entfaltet das Ganze erst beim genauen Hinhören. Und deswegen ist das Album auch keine Musik für den täglichen Gebrauch, sondern eher die zwielichtigen Stunden. Dann wenn man sich ein düsteres, aber nicht niederschmetterndes Ambiente wünscht. Dann wenn Atmosphäre wichtiger ist als einnehmende Melodien. Der Blick auf das Cover zeigt gut was einen hier erwartet.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Press Heavenwards! | 10:16 |
2 |
Dig Your Fingers In | 4:40 |
3 |
No Dog | 6:02 |
4 |
The Jungle | 14:35 |
5 |
Those Dreadful Hammers | 3:38 |
6 |
Wooden Star | 6:52 |
7 |
Blood Teachings | 7:56 |
8 |
Bathed In Light | 2:02 |
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Besetzung |
Rachel Davies (Gesang, Bass, Perkussion)
Daniel Copeman (Schlagzeug, Elektronik)
Thomas Fisher (Gitarre)
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