Ry Cooder and Corridos Famosos
Live in San Francisco
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Er kann es noch. Ry Cooder meldet sich mit seinem zweiten Live-Album seit 1977 – also seit 36 Jahren - zurück. Was hat er nicht alles veröffentlicht in dieser Zeit: Jazz, Hawaii-Musik, kubanische, indische, mexikanische Musik, Kinderalben, Filmmusik und vor allem politisch relevante Musik im Geiste Woody Guthries. Doch wer einmal mit ihm Feuer gefangen hatte, der wird dies meist in den siebziger Jahren getan haben mit R&B- und Rock-Alben wie Bop Til You Drop. Letzteres wurde 1979 veröffentlicht, bot eine mitreißende Mischung zwischen Rock, Blues, Funk, Gospel, Soul und mehr und – war die erste CD in der Geschichte der Popmusik. In den Achtzigern setzte er diesen Sound fort, ging danach sehr erfolgreich anderen musikalischen Interessen nach und erst in den letzten fünf Jahren klang dieser alte rockgitarrenlastige Cooder-Stil in seinen Aufnahmen wieder zunehmend durch. Jetzt hat Cooder den alten Faden mit diesen Live-Aufnahmen von 2011 wieder ganz aufgenommen und er klingt – man glaubt es kaum – vom Stil, der Besetzung und dem Repertoire her fast so, als wären es unveröffentlichte Aufnahmen seines Live-Albums Show Time von 1977, zumal es der gleiche Aufnahmeort ist, die Great American Music Hall in San Francisco. Das Wichtigste: Endlich kann man seine exquisiten Slideguitarsoli wieder ausgiebig hören. Aus den Siebzigern sind mithin Sänger Terry Evans und Akkordeonist Flaco Jimenze dabei, ansonsten sind das wichtigste neue Element die gelegentlichen inbrünstigen Stöße in die Hörner durch die zehnköpfige mexikanische Blaskapelle La Banda Juvenil.
Zwar umfasst das Repertoire die gesamte Karriere Cooders, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Titel vor 1980, zwei Oldies der Sechziger inklusive. Cooder muss wohl klar geworden sein, dass er, wenn er sich live präsentiert, hiermit mit Abstand am besten rüberkommt. Typisch für ihn ist auch, dass er an dem Mitschnitt weder etwas weglässt noch beschönigt. Nebensächlichkeiten wie Gitarre stimmen oder Kommunikation mit dem Publikum nehmen viel Zeit auf dem Album ein, kleine Dissonanzen werden nicht beschönigt, dafür hat man fast unbewusst nach einiger Zeit das Gefühl einer Dokumentation. Hier hört man ein Konzert so wie es war, mit allem Drum und Dran. Und tatsächlich mag es wenig Alben geben, in denen man so genau hört, wie das Publikum mitgegangen ist.
Es gibt neue Titeln wie “El Corrido De Jesse James”, in dem der Revolverheld seine Waffe vom lieben Gott wieder will, denn so ein schlimmer Bursche, meint er, war er nicht, im Vergleich zu den raffgierigen Bänkern heute. Richtig krachig wird es aber bei “Wooly Bully”. Dem Klassiker von Sam The Sham & The Pharaoh verpasst er eine sehr eigene Version. Danach kommt noch der mexikanische Ranchero-Klassiker „Volver Volver“. und wenn jemals Trompeten geschmettert haben, dann hier. Leichte Befürchtungen könnte man bei der Auswahl der beiden letzten Titel bekommen, die im Original recht gemächlich klingen. Aber „Vigilante Man“ wird zum Feuerwerk der Slideguitar-Künste des Meisters. Und „Goodnight Irene passt als dämmriger Rausschmeißer.
Hans-Jürgen Lenhart
Trackliste |
1 | Crazy 'Bout An Automobile (Every Woman I Know) (live) |
2 |
Why Don't You Try Me (live) |
3 |
Boomer's Story (live) |
4 |
Lord Tell Me Why (live) |
5 |
Do Re Mi (live) |
6 |
School Is Out (live) |
7 |
The Dark End Of The Street (live) |
8 |
El corrido de Jesse James (live) |
9 |
Wooly Bully (live) |
10 |
Volver Volver (live) |
11 |
Vigilante Man (live) |
12 |
Goodnight Irene (live) |
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Besetzung |
Ry Cooder – voc, e-g;
Joachim Cooder - drums;
Robert Francis - bass;
Terry Evans, Arnold McCuller, and Juliette Commagere - voc;
Flaco Jimenez - accordion;
the ten-piece Mexican brass band La Banda Juvenil.
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