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Vanessa Novak im Interview zu ihrem zweiten Album Bound To Change





Schon mit ihrem Debütalbum Traveling Heart konnte die Singer/Songwriterin Vanessa Novak auf sich aufmerksam machen. Mit ihrer neuen CD Bound To Change konnte sie allerdings noch deutlich zulegen. Dabei konnte sie mit so renommierten Musikern wie Tom Ripphahn oder Markus Rill zusammenarbeiten. Wie es dazu kam, welche Musiker ihr Inspiration geben und noch vieles mehr erfahren wir von Vanessa Novak im Interview.

Hallo Vanessa, könntest Du unseren Lesern etwas über Dich und Deine musikalische Laufbahn erzählen?

Seit ich 14 war habe ich immer Songs geschrieben. Ein Freund hatte mir etwas Gitarre spielen beigebracht. Über die Jahre hinweg habe ich mein Gitarrenspiel weiter entwickelt, bin mehr oder weniger eine Autodidaktin was die Gitarre betrifft. In den 90ern habe ich auch mal eine Zeitlang in einer Soulband in Kaiserslautern gesungen, die Commitments-Sachen nachgespielt haben. Das war auch eine schöne Sache. 2006 habe ich dann angefangen mit meinen Songs als Solokünstlerin bei Offenen Bühnen aufzutreten. Ende 2008 habe ich meine erste CD Traveling Heart veröffentlich. Die habe ich zusammen mit Darmstädter Musikern aufgenommen.

Wie sind die bisherigen Reaktionen auf die neue CD Bound To Change? Bist Du mit den Reaktionen zufrieden?

Bislang habe ich 3 Reviews und die sind durchweg positiv, was mich natürlich freut. Ich hoffe, dass noch mehr dazukommen. Auch in meinem privaten Umfeld sind alle begeistert und Ihnen gefällt die CD.

Seit Deinem Debütalbum Traveling Heart sind ja einige Jahre vergangen. Wie kam es zu dieser langen Pause zwischen den Veröffentlichungen?

Das war einmal familiär bedingt, ich habe noch ein Kind bekommen, da ist man oft einfach zu müde um kreativ zu sein. Es ist natürlich auch eine finanzielle Frage. In der Zeit zwischen den beiden CD's habe ich außerdem viel live gespielt.

Kannst Du von der Musik leben oder hast ich noch einen „richtigen“ Job und Musik ist eine Art Hobby für Dich?

Von der Musik kann ich nicht leben, das können wohl nur die wenigsten. Meinen 'richtigen' Job - Physiotherapeutin - mache ich nicht mehr. Vor längerer Zeit habe ich entschieden Musikerin zu sein, neben meiner Familie, für die ich ja auch da bin. Ich wollte mich ganz auf die Musik konzentrieren. Als reines Hobby möchte ich die Musik deshalb nicht bezeichnen.

Wie würdet Du selbst Deine Musik beschreiben?

Folk-Country-Blues & Bluegrass beeinflusst. Emotional wäre wohl auch richtig. Mein Mann behauptet man merke in meinen Melodien auch etwas die Einflüsse meiner osteuropäischen Vorfahren. Da bin ich mir jetzt nicht so sicher ob das stimmt...

Welche Bands/Künstler oder welche Art von Musik beeinflussen Dich hauptsächlich?

Ich mag viele Richtungen. Über die Jahre verändert sich das auch. Mir gefallen (ohne bestimmte Reihenfolge) u.a. Patti Griffin, Lucinda Williams, Kris Kristofferson, Johnny Cash, Stevie Nicks, Rich & Chris Robinson, Michelle Shocked, Lee Hollis, Kimya Dawson, Jagger & Richards, Patti Smith, Jean Ritchie, Neil Young & CSN, Jackson Brown, Willi Nelson, Dolly Parton, Ann & Nancy Wilson und Steve Earle. Die berühren mich.

Planst Du eine komplette Tour in Deutschland – oder auch abseits der Heimat – oder musst Du Dich mit einzelnen Konzerten zufrieden geben?

Derzeit mit einzelnen Konzerten. Ich versuche, viel aufzutreten und eventuell kommt dann ja auch mal eine Mini Tour dabei raus. Einzelne Auftritte in England und Frankreich haben sich auch schon ergeben.

Wie schwierig ist es als unabhängige Künstlerin an Auftritte zu kommen?

Ganz klar - schwierig. Da steckt viel Arbeit und Zeit dahinter, wenn man das wie ich und viele andere Künstler auch, alleine macht. Manchmal ist das sehr frustrierend. Ich weiß aber auch, dass es für die Veranstalter nicht immer einfach ist, die bekommen ja auch immer sehr viele Anfragen. Wenn die einen nicht kennen ist das schon schwer reinzukommen.

Wie komponierst und arrangierst Du die Musik?

Meistens fällt mir spontan etwas ein, dann kritzele ich schnell die Idee für einen Song auf das nächste Blatt das gerade rumliegt. Songs entstehen auch manchmal einfach durch etwas Rumgeklimper. Gut ist es auch mal die Stimmung der Gitarre zu ändern. Seit ich mit offenen Tunings angefangen habe, ist mein Songschreiben auch anders geworden. Für meine Pickings schreibe ich keine Noten auf, nur begleitende Akkorde. Die Pickings habe ich dann im Kopf. Wer mit mir zusammen spielt, muss dann über die Musik reinkommen. Die meisten Musiker mit denen ich schon gespielt habe sind dann aber auch so pfiffig, dass sie die Songs verstehen. Ist vielleicht nicht immer einfach.

Gibt es bei Dir erst die Musik und dann die Texte oder auch umgekehrt?

Das ist unterschiedlich. Mal ist die Musik & der Text auf einmal da und man muss nur noch etwas 'frisieren'. Ein anderes mal habe ich Textideen und dann kommt die Musik oder umgekehrt. Was wichtig ist, ich brauche eine gute Story und die muss ich auch im Herzen fühlen. Wenn das nicht ganz da ist, brauch ich erst gar nicht anzufangen.

Wie sieht es mit den Texten aus? Wie wichtig sind diese für Dich? Hattest Du schon einmal den Wunsch, in Deutsch zu singen?

Texte sind natürlich sehr wichtig. Darum geht es ja, eine Geschichte zu erzählen oder besser ein Gefühl auszudrücken.

In Deutsch zu singen könnte ich mir nicht vorstellen. Nicht dass das schlecht wäre, aber ich bin ja Amerikanerin und englisch ist meine musikalische Sprache, obwohl ich eigentlich fast nur noch deutsch spreche. Aber nicht so beim Songschreiben. Es hat also nichts damit zu tun, dass ich deutsche Texte nicht mag. Für mich würde sich das nicht natürlich anfühlen. Ab und zu kommen bei Konzerten Leute auf mich zu und sagen dann so Sachen wie: „Wenn Du auf Deutsch singen würdest, hättest Du auch Erfolg!“. Das ist ganz bestimmt nicht böse gemeint von denen, aber doch schon etwas irritierend.

Welche Gitarrenmarken, Instrumente und Verstärker verwendest Du? Hast Du ein Hauptinstrument?

Ich spiele eine Morris, normal 9-saitig, die ich aber nur auf 6 Saiten spiele. Die gehört mir eigentlich gar nicht. Vor 20 Jahren habe ich meine Gitarre mit der von einem Freund getauscht. Morris ist sozusagen eine Dauerleihgabe. Ich habe dann vor einigen Jahren einen Pickup einbauen lassen. Meine andere Gitarre ist eine Alvarez (liebevoll von mir Alva genannt). Eine Mandoline besitze ich auch, mit der habe ich schon einen tollen Song geschrieben, weiter bin ich mit der Mandoline aber noch nicht gekommen. Saiten spiele ich von D'Addario 12er, Phosphor Bronze. Ich hab da schon einige Experimente gemacht, aber irgendwie komme ich immer wieder zu denen zurück. Meine kleine Anlage besteht aus einem Power-Mixer von Phonic (1202) und Boxen von HK Audio. Mikrophon ist ein Sure SM 58 beta. Da habe ich in der Vergangenheit auch schon was anderes ausprobiert, das Sure harmoniert aber am besten.

Nimmst Du die akustischen Gitarren nur mit einem Mikrofon auf oder verwendest Du auch Verstärker und Effekte?

Bis jetzt habe ich die Gitarren immer nur mit Mikrofon aufgenommen.

Ist es schwierig, die aufgenommene Musik in die Live-Situation umzusetzen?

Nein, die Songs wachsen langsam über die Monate und ich habe alle schon vor der Aufnahme auf Konzerten gespielt.

Der Sound von Bound To Change ist sehr warm und klar. Wie wichtig war die Hilfe von Produzent und Mitmusiker Tom Ripphahn?

Die ganze Produktion trägt ja die Handschrift von Tom Ripphahn. Er war Musiker auf der CD, Ideengeber, hat aufgenommen, gemixt & gemastert. Ein sehr kreativer Mensch. Genau so kreativ waren aber auch Markus Rill (als Musiker & Produzent) & Felix Leitner, Chris Reiss und Aggi Berger. Sie haben den 4 Songs, bei denen sie mitgespielt haben, ein neues Gewand gegeben.

Wie kam es überhaupt zur Zusammenarbeit mit so renommierten Musikern wie Tom Ripphahn oder Markus Rill?

Markus' Musik gefällt mir. Ich habe ihn dann mal angeschrieben und konnte bei ihm als Support spielen. Wir blieben in Kontakt und er hat mir auch Tom Ripphahn für die Aufnahmen meiner CD vorgeschlagen.

Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit Ihnen vorstellen? Haben sie ihre eigenen Ideen mit eingebracht?

Ich habe vorher Demos verschickt damit jeder die Songs kannte. Vor den Aufnahmen im Analoghaus war ich auch zu einer Probe in Würzburg bei den Jungs. Jeder hat natürlich seine musikalischen Ideen eingebracht. Die Aufnahmen in dieser Form waren ja Neuland für mich. Wir haben die Bandsongs zusammen live eingespielt, darauf bin ich schon etwas stolz. Normal spiele ich ja solo, habe also nicht so die Banderfahrung. Da aber alle sehr professionell sind und ich die Nerven behalten habe, hat das gut geklappt. Das war für mich schon aufregend. Ich glaube, die Livestimmung ist auch etwas zu spüren auf der CD. Diese Art aufzunehmen spricht mir etwas mehr zu, als Spur über Spur aufzunehmen und dann erst drauf zu singen. Das haben wir bei 2 Songs aber auch gemacht und das ist auch klasse geworden, vor allem bei "Three Words".

Gibt es noch etwas, das Du unseren Lesern mitteilen möchtest?

Natürlich würde ich mich freuen, wenn sie sich meine Musik anhören und zu meinen Konzerten kommen würden!


Ingo Andruschkewitsch



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