Musik an sich


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Rosenberger, K. (Bettendorf)

TEXTUREN


Info
Musikrichtung: Neue Musik Ensemble

VÖ: 20.07.2012

hathut / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2011 / Best. Nr. hat(now)ART 165

Gesamtspielzeit: 49:50



KLANGSINNIG

Abstrakt und verspielt, fremdartig und schön, poetisch und cool: Mit TEXTUREN legt die Schweizer Komponistin Katharina Rosenberger (1971) eine Suite vor, deren Einzelstücke sich modular zu einem Werk mit offenem Ende ergänzen. Es ist eine Reise durch verschiedene akustische und elektroakustische Klangräume. Die kammermusikalischen Komposition verbindet neben einem gewissen kühlen, metallisch-kristallinen Klangcharakter das Interesse an der Entfaltung und Entwicklung einfacher und klar erkennbarer Ausgangsmaterialien: ein Arpeggio, eine geschmeidiges Ornament (das freilich nichts ausziert, sondern für sich selbst steht), eine geräuschhaft herausfahrende Geste, vereinzelte Klangpunkte. Und immer wieder ist da die menschliche Stimme, in diesem Fall ein Sopran, dessen Part auf Gedichte der niederländischen Komponistin und Lyrikerin Rozalie Hirs komponiert wurde. Kate Soper besitzt dafür eine wunderbar klare, auf gewisse Weise „übernatürliche“ und zugleich wandlungsfähige Stimme, die oft mit sich selbst in den vorproduzierten musikalischen Umwelten „konzertiert“ (vor allem in vier kurzen Interludien).

All diese Materialien fangen an, miteinander zu reagieren und zu wuchern, so dass Texturen unterschiedlicher Gestalt und Dichte entstehen. Dabei zeigt sich Rosenberger synästhetisch inspiriert von visueller Kunst, Geometrie sowie von der Anatomie und Morphologie von Pflanzen. Die vier Interludien fungieren als Einleitung oder auch zwischen den fünf Hauptteilen als vermittelnde Gelenke. Während TEXTUREN für sieben Musiker die Grundidee des Werks in immer neuer Klang-, Farb- und Gestaltentwicklungen vorstellt, erproben die übrigen Stücke andere Besetzungen bis hin zum finalen ätherischen Klaviersolo torsion, in dem das Werk buchstäblich verklingt. Das eruptive, nervös vibrierende TEXTUREN kondensiert übergangslos im akrobatisch-witzigen Duo miroir für Flöte und Sopransaxophon. Auch parcours III entwickelt einigen Humor, wenn sich aus anfänglich isolierten Klangpunkte ein immer dichteres Weben und Wuseln entwickelt, das sich zu einer regelrechten Parforcejagd aufschaukelt, aus der es zunehmend aggressiver heraushupt, bis sich das Ganze zu einem großen, statischen Hupkonzert aufstaut. scatter nimmt sich wie ein ausgelassenes, rhythmisch pointiertes Scherzo aus, das aber zunehmend Verflachungstendenzen zeigt und sich in geräuschhaftere Regionen verflüchtigt.

Rosenbergers Musik ist luzide und konzentriert; trotz ihrer Komplexität bleibt sie in jedem Moment prägnant und fasslich: klangsinnig. Dass sich dies dem Hörer mitteilt, ist nicht zuletzt das Verdienst des Wet Ink Ensembles. Ob im Kollektiv oder solistisch: Es präsentiert diese funkelnden Inventionen unter der Leitung von Carl Christian Bettendorf ebenso genau wie klangschön. Da sitzt jede Geste, jeder Einsatz – alles formt sich im Zusammenspiel zu einem organischen Ganzen. Die sensible Aufnahmetechnik lässt ebenfalls keine Wünsche offen.



Georg Henkel



Besetzung

WET INK ENSEMBLE

Carl Christian Bettendorf: Leitung


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