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W.A.S.P. - Return to Datschiburg
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W.A.S.P. um ihren charismatischen Frontmann und Gitarristen Blackie Lawless haben sich für ein Konzert ins Augsburger Spektrum angekündigt. Es handelt sich dabei um den zweiten Teil der Babylon-Tour, der stilecht als Return To Babylon angekündigt wird. Direkt am Spectrum stehen noch sehr viele Leute davor. Der Grund ist die ohrenbetäubende Lautstärke der ersten Vorband. Dies ist noch außerhalb des Gebäudes so penetrant laut, dass wir uns dies sparen und erst in der Pause den Club betreten. Am Merchandise-Stand werden diesmal sogar T-Shirts der letzten Tour zum Sonderpreis von 20 Euro angeboten - eine Tatsache, die zunehmend eher selten wird. Der Typ der die T-Shirts verkauft sieht aus wie Blackie Lawless’ Bruder oder ein ehemaliges Bandmitglied. Jedenfalls scheint er seinen Stil seit den seligen 80ern nicht verändert zu haben.
Pünktlich um 22 Uhr haben wir uns vor der Bühne versammelt, das Licht geht aus und das Intro läuft. Es besteht aus einem Zusammenschnitt der größten W.A.S.P.-Hits, eine gute Einstimmung auf das bevorstehende Konzert. Dann brettern die Amis auf die Bühne und beginnen mit „On Your Knees“. Blackie Lawless sieht aus wie immer, er hat sich mittlerweile wieder ein paar Kettensägen an die Hemdärmel genäht. Sein Gesichtsausdruck ist eine Mischung aus Wahnsinn und Wut, was den textlichen Inhalt des Songs noch optisch unterstreicht. Rechts und links wird er von dem mittlerweile zur Institution gewordenen Bassisten Mike Duda und Gitarrist Doug Blair unterstützt. Im Hintergrund drischt Mike Dupke wie ein Wahnsinniger auf sein Schlagzeug ein. Der The Who- Klassiker The Real Me folgt im Anschluss und hier sieht man ganz klar, dass Blackie ein riesiger Fan der Über-Band aus Großbritannien ist. Im Hintergrund der Bühne ist eine große Leinwand aufgebaut, auf der die Videos der Songs aus uralten Tagen im Hintergrund laufen. Dies ist einerseits eine coole Sache. Auf der anderen Seite verleitet dies dazu, die Jungs auf der Bühne zu übersehen. Immerhin - ich wusste nicht, dass es so viele Videos von W.A.S.P gibt. Es wäre sicher eine coole Sache, die alle auf einer DVD präsentiert zu bekommen!
Von Anfang an ist sehr viel Tempo, Bewegung und Aggressivität auf der Bühne. Blackie Lawless pusht das Publikum nach jedem Song gnadenlos nach vorne. W.A.S.P. spielen wie eine Dampfwalze, die alles gnadenlos niederbügeln. Der noch lautere Sound verstärkt dies. Ich halte es vor der Bühne nach etwa 30 Minuten nicht mehr aus und gehe trotz Ohrenstöpsel in den hinteren Bereich. Die beiden neuen Songs „Crazy“ und „Live To Die Another Day“ kommen beim Publikum sehr gut an und beweisen, dass die neueren W.A.S.P.-Songs keinesfalls hinter der Qualität der Klassiker zurück geblieben sind. Dem legendären Live In The Raw-Album wird mit dem Paukenschlag „Hellion“, „I Don’t Need No Doctor“ und dem live sehr selten gespielten „Scream Until You Like It“ Tribut gezollt. Hier kommt vor allem der Humple Pie-Hit „I Don’t Need No Doctor“ richtig gut an, W.A.S.P. haben den Klassiker von Peter Frampton und Steve Marriot mittlerweile zu ihrem eigenen gemacht. Das Video zu „Babylon’s Burning“, in dem viele Kriegszenen und Bildern von Särgen von US-Soldaten ausgestattet ist zeigt, dass Blackie Lawless längst aus dem „Fuck Like A Beast“-Schema herausgewachsen ist und er sich ernsthafte Gedanken um die politische Situation seines Landes und gesellschaftliche Probleme macht. Dies kommt leider bei vielen Diskussionen um die früher sehr kontroverse Band zu kurz.
„The Idol“ bestreiten Doug Blair und Mike Dupke nach der ersten Strophe allein, Doug spielt sich hier förmlich in einen Rausch. Mike Duda und Blackie Lawless verlassen hier demonstrativ die Bühne. Das sieht nicht nur blöd aus sondern ist bei der traditionell kurzen Spielzeit der Band absolut unangebracht. Die Instrumente laufen natürlich seltsamerweise weiter. Ich und viele andere stellen sich natürlich die Frage: Kommt die Musik vom Band oder spielen Blackie und Mike während ihrer (hoffentlich) Raucherpause synchron mit? Das ist meiner Meinung nach eher nicht anzunehmen. Mit dem unverwüstlichen „I Wanna Be Somebody“ wird der offizielle Teil beendet. Nach einer sehr langen Pause lassen sich dievVier noch einmal zu zwei Zugaben in Form von einem überragenden „Heaven’s Hung In Black“ und natürlich dem Rausschmeißer „Blind In Texas“ hinreißen. Das Publikum feiert diese beiden Songs frenetisch, Blackie bedankt sich bei den Fans und W.A.S.P. gehen unter großem Beifall von Augsburgs Bühne. Die Spielzeit von 75 Minuten ist für W.A.S.P.-Verhältnisse eher lang gehalten. Allerdings hätte man wie immer noch wesentlich länger zuhören können.
Das Konzert war absolut klasse. Blackie ist stimmlich absolut auf der Höhe und zeigt mit seiner aggressiven und charismatischen Bühnenpräsenz, dass er trotz seiner langen Musikerkarriere immer noch live überzeugen kann. Der Rest der Band ist ebenfalls sehr gut, Mike Duda und Doug Blair springen ständig von einem Eck der Bühne in die andere und zeigen enorme Spiel- und Lauffreude. Einen etwas faden Beigeschmack bekommt die Sache mit der „The Idol“-Aktion, bei der es mich schon interessieren würde, wie viel da tatsächlich live gespielt wurde.
Setlist:
On Your Knees
The Real Me
L.O.V.E. Machine
Crazy
Live to Die Another Day
Wild Child
Hellion
I Don't Need No Doctor
Scream Until You Like It
Babylon's Burning
The Idol
I Wanna Be Somebody
Heaven's Hung in Black
Blind In Texas
Stefan Graßl
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