Bach, J. S. (Corti)
Partiten für Cembalo BWV 825-830
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Info |
Musikrichtung:
Barock Cembalo
VÖ: 27.08.2010
(Berlin Classics / Edel / 2 CD / DDD / 2010 / Best. Nr. 0300039BC)
Gesamtspielzeit: 154:20
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LEBENDIGER CHARAKTER
Dass Francesco Corti eine nach den Quellen selbst erstellte Ausgabe von J. S. Bachs sechs Partiten für Cembalo (oder „Clavir“, wie es im Originaldruck von 1731 etwas allgemeiner heißt) benutzt, hört man an einigen Verzierungsvarianten. Klar, dass durch solche Details die Stücke nicht auf den Kopf gestellt werden. Aber sie verraten doch den gewissenhaften und selbstständigen Ansatz, mit dem der junge italienische Cembalist sich diese sattsam bekannten Werke erschlossen hat. Ein Junger Wilder, wie ihn eine zeitgeistige Klassikindustrie gerne mag, ist er aber nicht: Er habe Probleme mit Interpreten, die nur etwas Neues auszuprobieren versuchten, darauf komme es ihm nicht an, sagt Corti in einem Interview. Und er verschweigt auch keineswegs, dass er sich durch die gängigen Einspielungen hindurchgehört habe, seien sie nur auf dem Cembalo oder dem modernen Klavier entstanden, um sich über seine eigene Position klar zu werden. Die kann sich hören lassen und muss den Vergleich nicht scheuen: Klar, frisch, lebendig und virtuos, aber nicht oberflächlich und effektverliebt – so könnte man den Eindruck zusammenfassen.
Corti spielt einen klangschönen, eher höhenbetonten zweimanualigen Ruckers-Nachbau mit klassischer Disposition. Ein hochwertiges, aber neutrales Medium, das sich nicht in den Vordergrund schiebt. Dessen Registrierungsmöglichkeiten werden zurückhaltend, aber immer sinnvoll eingesetzt, um innerhalb einzelner Sätze und zwischen den Stücken Kontraste zu erzeugen.
Corti bekennt sich zwar zu seinen Vorlieben für schnelle Tempi, aber er weiß eben auch genau, wie er sie zu dosieren hat. Insgesamt zeichnet sich diese Einspielung in der Tempogestaltung durch eine große Bandbreite zwischen schnell und langsam aus. Die Sorge vor dem überstrapazierten flotten Einheitstempo der Historischen Aufführungspraxis erweist sich mithin als unbegründet! Überzeugend ist, wie organisch Corti im Großen wie im Detail gestaltet. Die Sarabanden oder eine kontemplative Allemande wie diejenige aus der 4. Partita mit ihren empfindsamen Momenten und spannungsreichen Dissonanzen lässt er sich ausdrucksvoll aussingen. Die Giguen haben bei ihm alle ihr ganz eigenes zwar zügiges, aber nicht hastiges Grundtempo. Und selbst da, wo Corti mal so richtig Gas gibt wie bei der Corrente der 5. Partita, bleibt die Phrasierung und Artikulation klar, so dass die Architektur aus thematischen „Pfeilern“ und „Bögen“ bzw. ornamentalem „Maßwerk“ kenntlich bleibt. Deutlich wird überdies, dass manche Figur einfach ein so hohes Tempo benötigt, um ihren besonderen Effekt zu machen – nicht als Folge von Einzeltönen, sondern als besondere Klangfarbe oder -figur. Humorvolle Sätze wie die spieluhrenartige Burlesca aus der 3. Partita nimmt Corti mit tänzerischer Leichtigkeit. Das anschließende Scherzo gibt er athletisch und kernig, in den geschlagenen vollgriffigen Akkorden wirkt es fast wie ein Tambourin von Rameau.
Stimmig auch die relativ maßvolle Tempowahl bei der eröffnenden Sinfonia der 2. Partita. Wo andere eine Französische Ouvertüre heraushören und auch -spielen, interpretiert Corti diese Musik ohne rhythmische Stauchungen und Zuspitzungen als eine Art Doppel aus Fantasie und Fuge – das wirkt ganz natürlich und dürfte der Intention Bachs wohl näher kommen.
Eine lebendige Darstellung dieser Meisterwerke, die Lust auf mehr von Francesco Corti macht!
Georg Henkel
Trackliste |
CD 1
Partiten Nr. 1, 3 & 4: 75:49
CD 2
Partiten Nr. 2, 5 & 6: 78:31 |
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Besetzung |
Francesco Corti: Nachbau eines Ruckers-Cembalo von 1624
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