Avenged Sevenfold
Nightmare
|
|
|
Am 28. Dezember 2009 geriet die Welt der Band Avenged Sevenfold komplett aus den Fugen, als ihr Schlagzeuger Jimmy „The Rev“ Sullivan überraschend aus dem Leben trat, als man gerade dabei war sein viertes Album zu schreiben. Sollte man weitermachen ohne den langjährigen Freund aus Kindertagen? Glücklicherweise für alle Fans lautete die Antwort JA! Um die Arbeiten möglichst schnell fortsetzen zu können, sprang kurzerhand Dream Theater-Oktupus Mike Portnoy auf den Schlagzeugschemel. So haben wir es beim mittlerweile vorliegendem Nightmare mit der Nachlassenschaft von The Rev zu tun, über die ein großer Mantel der Melancholie und des Verlusts liegt. Aber bereits vor dem tragischen Ableben sollte die Platte eine Reise durch Wahnsinn, Verzweiflung und den Tod werden. Welche Ironie, dass es letztlich so kam.
Rein musikalisch stellt das Album dabei so etwas wie Zusammenfassung der Musik Avenged Sevenfolds dar. Besonders die erste Hälfte ist einfach ein ziemlich unterhaltsames Stück moderner Ami-Metal, das vor allem von der tollen und klaren Stimme M. Shadows’ und der einfallsreichen Gitarrenarbeit Synyster Gates’ lebt und mittlerweile komplett Core-frei um die Ecke kommt. So muss (und kann) Hard Rock und Metal anno 2010 klingen! Durchdachte Heavysongs wie der eröffnende Titeltrack, „Welcome to the family“ oder „Danger line“ dürften alsbald als zeitlos gelten und sind mit ihren eingängigen Refrains richtige Ohrenschmeichler. Wer es etwas brutaler möchte, greift zur aggressiven Vollgasnummer „God hates us all“, die mit keifendem Gesang an die Frühphase von AX7 erinnert.
In der zweiten Albumhälfte wird es wesentlich melancholischer und bedrückender und zahlreiche ruhige Momente halten Einzug. Würde man den Hintergrund nicht kennen, könnte man das stellenweise fast soulig juchzende „Victim“ oder die tränenreiche Abschiedshymne „So far away“ für regelrechten Kitsch halten. Aber hier wird der Hörer von echten Emotionen übermannt. Erst recht bei der varietéartigen Klavierballade „Fiction“, bei der sich The Revs Stimme noch einmal aus dem Grab erhebt und zusammen mit M. Shadows im Duett singt. Gänsehautalarm pur! Aber Texte sind nicht alles. Das Ganze, wie auch die restlichen Songs, wurde in tolle und unwiderstehliche Melodien verpackt und spielerisch exzellent veredelt. Das führt so weit, dass die abschließende Breitwandnummer und Gefühlsachterbahn „Save me“ schon fast Rush- und Dream Theater-Züge annimmt.
Was solle man Ende zu dieser Platte sagen? Vielleicht dass Avenged Sevenfold ein prächtiges und klanglich buntes Stück harte Musik gelungen ist, das von hinten bis vorne überzeugt. Hier stimmen nicht nur die Songs, sondern auch das Spielerische weiß zu gefallen (für alle die Angst haben: Herr Portnoy hält sich meist angenehm zurück). Eine echte Empfehlung für scheuklappenfreie Rock- und Metalfans - egal ob Metallica, Iron Maiden, Alice in Chains, AFI, Guns’n’Roses oder die musikalisch verwandten Disturbed auf dem musikalischen Speiseplan stehen. Ihr ehemaliger Schlagzeuger wäre sicherlich stolz auf seine alte Band!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Nightmare | 6:14 |
2 |
Welcome To The Familiy | 4:05 |
3 |
Danger Line | 5:28 |
4 |
Buried Alive | 6:44 |
5 |
Natural Born Killer | 5:15 |
6 |
So Far Away | 5:26 |
7 |
God Hates Us | 5:19 |
8 |
Victim | 7:29 |
9 |
Tonight The World Dies | 4:41 |
10 |
Fiction | 5:12 |
11 |
Save Me | 10:56 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
M. Shadows (Gesang)
Zacky Vengeance (Rhythmusgitarre)
Synyster Gates (Leadgitarre)
Johnny Christ (Bass)
Mike Portnoy (Schlagzeug)
|
|
|
|