The Wildhearts
Chutzpah
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Die Geschichte der britischen Wildhearts ist voller Turbulenzen: Interne Querelen, ernste Alkohol- und Drogenprobleme und mehrmalige Auflösungen. Aber seit dem zweiten und selbst betitelten Combackalbum The Wildhearts vor zwei Jahren geht es volle Kraft voraus. Alte Probleme scheinen überwunden zu sein und mit einem stabilen Lineup aus alten Weggefährten, sowie dem amerikanischen Bassisten Scott Sorry (Amen, Brides of Destruction) dreht es sich bei Bandleader Ginger und Co. wieder um die Musik.
Und diese hat sich über die Jahre immer wieder ein wenig verändert. Mal mehr oder weniger stark im Punk verwurzelt war man schon immer. Zu anfangs vielleicht noch etwas ungehobelter, aber doch melodisch, zu Beginn des aktuellen Jahrtausends schon fast poppig und zuletzt sogar mit einem schon fast metallischen Einschlag und verspielt. Anno 2009 hat man sich wieder etwas weiter entwickelt. Die Punkwurzeln sind eher rudimentär erkennbar (z.B. „You are proof that not all women are insane“), aber stets vorhanden, wenn auch oft sehr poppig, wie bei „The only one“, das doch etwas käsig geworden ist. Aber trotz seiner eindeutigen Radiomachart, besitzt der Song immer noch mehr Eier also die Legion an amerikanischen Pseudo-Poppunks.
Generell sind die Wildhearts auch wesentlich abwechslungsreicher. Chutzpah beginnt mit einem relativ harten, metallischen Riff, das in einen treibenden Rocker mit lässigem Mitsingrefrain übergeht. Das folgende „Plastic Jebus“ ist nicht weniger einprägsam und ist ein richtig moderner, aber guter Rocksong. An eingängigen Hooks mangelt es auf der Platte auch zu keiner Sekunde, was die Stärke des Albums ist. Und die teilweise erkennbare Beatles-Affinität unterstützt das auch noch (u.a. „Low energy vortex“, „Tim Smith“). Dazu wirft man hin und wieder unauffälliges, hintergründiges elektronisches Blubbern, ein wenig Bombast, sowie ein U2-Gitarrensolo („John of violence“), ein paar stimmungsgeladene Oh-Ohs („Mazel Tov Cocktail“), sowie ein bisschen Wahnsinn dazu. Dieser scheint spätestens beim abschließenden Titelsong „Chutzpah“ endgültig durch. Hier bekommt man eine wilde, punkige und treibende Strophe, eine verfremdete Bridge, Metallica-artiges Geriffe, sowie einen langen Ausklang mit einem Bon Jovi-Gedächtnissolo gleich auf einmal. Gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem irgendwie nett.
Und nicht nur nett, sondern ziemlich gut und keine Dreistigkeit ist das Album am Ende auch geworden. Fast erscheint es Anfang September schon zu spät, denn mit coolen Songs wie „The Jacksons Whites“, „You took the sunshine from New York“ oder „Mazel Tov Cocktail“ sorgt man für jede Menge guter Laune und ein sonniges Gemüt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Wildhearts endlich auch mal ihre Lorbeeren ernten können. Denn verdient hätte es eine der unterbewertesten englischen Bands zweifelsohne.
Mario Karl
Trackliste |
1 | The Jackson Whites | 3:29 |
2 |
Plastic Jebus | 3:18 |
3 |
The Only One | 3:52 |
4 |
John Of Violence | 3:53 |
5 |
You Are Proof That Not All Women Are Insane | 2:49 |
6 |
Tim Smith | 3:30 |
7 |
Low Energy Vortex | 3:30 |
8 |
You Took The Sunshine From New York | 3:41 |
9 |
Mazel Tov Cocktail | 3:00 |
10 |
Chutzpah | 5:46 |
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Besetzung |
Ginger (Vocals/Guitar)
CJ (Vocals/Guitar)
Scott Sorry (Vocals/Bass)
Ritch Battersby (Drums)
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