Musik an sich


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IRON MAIDEN - Somewhere back in time: Live in Prag




Info
Künstler: Iron Maiden

Zeit: 08.08.2008

Ort: Prag (Multifunktionsarena Eden)

Internet:
http://www.ironmaiden.com

Um 17 Uhr machten wir uns vom Hotel per U-Bahn bzw. Straßenbahn auf den Weg zum Stadion. Die ganze Straßenbahn war mit Iron Maiden-Fans vollgequetscht, das Publikum sehr international. Es waren sehr viele Deutsche, Amerikaner, Engländer und auch Österreicher dabei. Am Stadion angekommen hörten wir schon Musik aus den Lautsprechern. Lauren Harris, die Tochter des Iron Maiden-Bassisten Steve Harris, spielte ein paar Songs ihrer Debüt-Scheibe. Soundmäßig unter aller Kanone bekamen wir eigentlich nur die Hälfte mit, da wir in dem Stadion nach dem richtigen Eingang zum Stehplatzbereich suchten. Das ganze Bauwerk ist mit Sicherheit auch bei Fußballspielen ein richtig kleines Schmuckstück, ich denke mal, dass in dem Stadion nur auf den Sitzplätzen 30 000 Leute Platz finden. Die T-Shirts und das Merchandise, das Iron Maiden im Stadion verkaufen ist sehr teuer und von den Preisen genau so hoch wie in Deutschland. Das berühmt-berüchtigte Maiden-Trikot kostet z.B. 120 Euro, so viel wie bei uns. Trotzdem decken sich die Tschechen T-Shirt-mäßig sehr fleißig ein.

Die Musik aus der Konserve wird nun härter und als „Doctor, Doctor“ von UFO ertönt, denke ich mir mal, dass es gleich losgehen wird. Pünktlich um 20 Uhr geht dann das Spektakel los. Ein kleiner Vorfilm, bei dem „Murders In The Rue Morgue“ ertönt, zeigt wie die Band in Brasilien aus dem Flugzeug steigt und von den Fans begrüßt wird oder Sänger Bruce Dickinson beim Fliegen der Iron Maiden-Boing 747. Dies stimmt die enthusiastischen Fans auf das ein, was denn nun gleich folgen wird:.

Vom Band kommt „Churchill’s Speech“, das berühmt-berüchtigte Intro das schon auf Live After Death verwendet wurde. Das Publikum flippt bereits hier aus und als dann „Aces High“ gespielt wird gibt’s kein Halten mehr. Leider zeigt sich bereits jetzt, dass der Sound viel zu leise, zu matschig und grottig ist. Man kann anfangs nur den Gesang und das Schlagzeug und ein kleines bisschen Gitarre (aber keinesfalls drei) hören. Das was man hört ist jedoch vom Allerfeinsten. Bruce Dickinson singt wie immer wie eine Sirene und ist bei jedem Song voll auf der Höhe. Was der Mann auch noch lauftechnisch an diesem Abend auf der Bühne zurücklegt ist aller Ehren wert. Tragischerweise war am Nachmittag des 8.8. ein Zugunglück, bei dem sehr viele Maiden-Fans verletzt wurden oder sogar gestorben sind. Genaueres kann ich hier nicht schreiben, weil ich darüber zu wenig weiß (mehr dazu hier). Bruce widmet den nächsten Song „Revelations“ den Opfern des Zugunglücks und man merkt ihm und der Band an, dass die Jungs das total ehrlich meinen und wirklich betroffen sind. Bei „The Trooper“ ist Bruce in eine englische Uniform geschlüpft und weht mit einer Großbritannien-Flagge herum. Die ganze Band gibt ordentlich Gas. Steve Harris am Bass heizt das Publikum an so oft es geht, die Gitarrenfront um Dave Murray und Adrian Smith zocken routiniert und mit stoischer Ruhe ihre Solos runter und Janick Gers post wie Pete Townsend, Yngwie Malmsteen und Paul Stanley zusammen. Dabei übertreibt er manchmal auch ein bisschen, manches wirkt ein wenig zu überfrachtet. Über all dem thront Nicko Mc Brain mit einem riesigen Schlagzeug, der rhythmustechnisch mit einem Schweizer Uhrwerk ausgestattet zu sein scheint. Das tschechische Publikum ist feiertechnisch absolut genial, die Stimmung bei dem Konzert ist unbeschreiblich. Der Sound wird nur ein kleines bisschen besser und es ist umso erstaunlicher, dass vom Publikum her niemand pfeift oder sich beschwert.

Es kommt Hit auf Hit und es ist einfach nur genial, die Songs die schon seit Ewigkeiten nicht mehr live präsentiert wurden, wieder einmal zu hören. Man sieht auch, dass die Band sehr viel Begeisterung und Spielfreude mitbringt und keineswegs nur den finanziellen Aspekt einer solchen Retro-Setlist im Auge hat. Der Bühnenhintergrund wechselt bei fast jedem Song und das Ganze sieht schon ziemlich eindrucksvoll aus. Bei „The Rime Of The Ancient Mariner“ hat es den Anschein, als wenn im Hintergrund der Bühne ein riesiges Schiff stehen würde. Und der Song ist einfach nur klasse. Überhaupt wird fast bei jedem Song der Hintergrund gewechselt. So sieht man abwechselnd das Bühnenbild von „Powerslave“, den „Trooper“, „Caught Somewhere In Time“ oder „Can I Play With Madness“. Was auch auffällt: Die Tschechen sind äußerst textsicher. Hinter mir stehen zwei etwa 16-jährige Mädels, die selbst bei diesem Song fast jeden Ton mitsingen. „The Number Of The Beast“ bringt die Stimmung zum Kochen, aber auch Göttergaben wie „Wasted Years“ oder „Can I Play With Madness“ sorgen für ordentlich Dampf. Persönliches Highlight für mich ist der Song „Powerslave“. Bruce hat hier eine Maske auf und gibt wie immer alles. Hier kommt auch aus der Pyramide der goldene Kopf von Eddie heraus und spuckt Pyros und Feuer was das Zeug hält. Der einzige „neuere“ Song an diesem Abend ist „Fear Of The Dark“ und hier geht stimmungsmäßig natürlich am allermeisten. Bei „Heaven Can Wait“ lassen Maiden im Mittelteil einige Fans auf die Bühne und diese singen dann mit. Der letzte Song des regulären Teils, „Iron Maiden“, wird sehr brachial präsentiert und Prag gibt noch einmal alles. Hier kommt auch Eddie noch einmal zum Zug und zwar der vom Somewhere In Time-Cover. Er schießt mit seiner Pistole auf die Jungs von Maiden, dann auch ins Publikum und deutet eine Onaniergeste in Richtung Publikum an, woraufhin viele zu lachen beginnen.

Doch auch der Zugabenteil hat es mit dem genialen „Moonchild“, „The Clairvoyant“ und dem alles überragenden „Hallowed Be Thy Name“ noch mal so richtig in sich. Danach ist dann leider auch Schluss, das ganze Konzert hat satte 2 Stunden gedauert. „Always Look On The Bright Side Of Life“ von Monty Python wird eingespielt und man sieht lauter glückliche und zufriedene Gesichter. Ich und meine Begleiter sind uns einig, dass das Konzert absolut klasse war. Einziger Kritikpunkt ist wirklich der Sound, der bis zum Schluss einfach nun schlecht war. Ansonsten war es ein unglaublich tolles Erlebnis die Klassiker von Maiden noch einmal live präsentiert zu bekommen.


Setlist:
Churchill’s Speech
Aces High
2 Minutes To Midnight
Revelations
The Trooper
Wasted Years
The Number Of The Beast
Can I Play With Madness?
Rime Of The Ancient Mariner
Powerslave
Heaven Can Wait
Run To The Hills
Fear Of The Dark
Iron Maiden
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Moonchild
The Clairvoyant
Hallowed Be Thy Name


Stefan Graßl



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