Subway to Sally
Nord Nord Ost
|
|
|
Die letzten beiden Subway to Sally-Alben habe ich verpasst. Wenn ich Michael Boden aka Bodenski Glauben schenken darf (siehe Interview in dieser Ausgabe), habe ich damit den Umweg durch poppige und ganz harte Gefilde vermieden und treffe die Potsdamer dort, wo ich sie bei der CD Hochzeit verlassen hatte. Dem entspricht mein erster Eindruck. Zwar haben mich die extrem harten Riffs z.B. der “Schneekönigin“, die mir bei den Subways bislang unbekannt waren, erst einmal überrascht. Aber insgesamt überwog der Eindruck großer Kontinuität zu den älteren Scheiben.
Dennoch macht Nord Nord Ost einen gereifteren Eindruck. Vor zehn Jahren war die einzige U-Bahn der Brandenburgischen Landeshauptstadt einer der Mitinitiatoren der Mittelalter-Rock und –Metal Schwemme. Heute scheint das Septett über den Dingen zu stehen und nicht mehr die geringste Notwendigkeit zu sehen, diesen Stil unter Beweis zu stellen. Natürlich bleibt man irgendwo Metal, aber in vielen Momenten wären Etiketten wie Folk oder gar Songwriter genauso berechtigt. Auch die Mittelalterspuren bleiben, kompositorisch und instrumental, erkennbar.
Aber das entscheidende Bindeglied ist nun, dass Eric Fisch seine Geschichten wie ein Barde auf dem Marktplatz des Musikrummels des 21. Jahrhunderts vorträgt. Und auch die Geschichten sind nur Mittel zum Zweck. Es geht um die in ihnen eingeschlossenen Gefühle und Emotionen, die wiederum Grundsituationen der menschlichen Existenz veranschaulichen. Und alles, was zu ihrer Verdeutlichung beiträgt, ist erlaubt und wird so integriert, dass es die Identität der Band nie in Frage stellt.
Sakrale Chöre eröffnen immer wieder transzendente Dimensionen. Erdige Riffs und fröhliche Melodien erhalten die Bodenständigkeit. Faszination und Angst, Bedrohliches und Hoffung gehen in fast allen Stücken Hand in Hand. Musik und Texte feiern die Vieldeutigkeit des Lebens. Und beide lassen erkennen, dass man es hier nicht mit Schmalspurkünstlern zu tun hat, sondern mit nachdenklichen Menschen, die bei nie versiegender Lebensfreude auch Lust am philosophischen Durchdringen der Welt und dessen haben, was hinter und über ihr existieren mag. Vielleicht ist das etwas groß gespuckt. Aber mir erscheinen Subway to Sally im verstärkten Maß, als Künstler, die die Tradition der Deutschen als eines Volkes der Dichter und Denker am Leben erhalten.
Großartig!
Mit der Single “Sieben“ setzt die Band nebenbei die Tradition ihrer großen Single-Hits fort. “Das Rätsel II“ schreit mit seiner herausgeschrieenen Textzeile „Schenkt uns einen Schrei“ geradezu nach der Live-Umsetzung und der entsprechenden Publikumsreaktion. Neben “S.O.S.“ für mich der Kandidat für eine zweite Single-Auskopplung.
Pflichtkauf !
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Sarabande de Noir | 0:56 |
2 | Schneekönigin | 5:46 |
3 | Feuerland | 4:07 |
4 | Sieben | 3:23 |
5 | 74 | 1:46 |
6 | Feuerkind | 6:06 |
7 | Das Rätsel II | 4:22 |
8 | S.O.S. | 5:56 |
9 | Eisblumen | 4:32 |
10 | Seemannslied | 5:18 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Eric Fish (Voc, Dudelsack, Flöten, Schalmei, Oboe) Bodenski (Voc, Git, Drehleier) Simon (Voc, Git, Trumscheid) Frau Schmitt (Violine) Ingo Hampf (E-git, Lautem, Ud, Mandola, Mandoline) Sugar Ray (B) Simon Michael (Dr)
|
|
|
|