Kosmic Horrör
Zarkov Protocols Vol. 1
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Was den Elben im Herrn der Ringe vor ein paar Monaten gewährt wurde, besitzen die Klingonen aus dem Star Trek-Universum schon längst: Eine eigens entwickelte Sprache, die dank offiziellem Wörterbuch jeder lernen darf, der grad nichts sinnvolleres zu tun hat. Und solche Menschen scheint es tatsächlich zu geben, unter anderem mitten in unserer Bundeshauptstadt: Das Berliner Trio Kosmic Horrör hat ein Konzeptalbum komplett in klingonischer Sprache aufgenommen - durchaus nicht un-grotesk.
Natürlich bedeutet das nicht, dass Zarkov Protocols Vol. 1 ausschließlich Klingonen vorbehalten ist und solchen, die es werden wollen (sprich: abgedrehten Trekkies). Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch mein Wissen über unsere intragalaktischen Nachbarn sich mehr oder minder darin erschöpft, dass sie schröckliche Stirnplatten haben, ausgesprochen kräftig sind und mit Vorliebe lebendes Wurmvieh verspeisen. Trotzdem fiel es mir nicht schwer, Gefallen an den hart rockenden Klängen zu finden.
Aber zunächst zur Story: Der terranische Wissenschaftler Zarkov gerät in klingonische Gefangenschaft. Dort wird er unter anderem Zeuge klingonischer Musikkultur. Eben diese ist hier zu hören, wobei Zarkov in seinen Protokollen zwischendurch immer wieder ein paar (englische!) Worte zu den Erlebnissen in und um seine Gefangenschaft erzählt. Die Homepage der Band erzählt die Geschichte des Terraners nochmal in deutlich umfangreicherer Version, für alle, die's interessiert. Die Songs an sich sind größtenteils in Klingonisch verfasst und behandeln entsprechend Themen aus Alltag und Geschichte jener Aliens - das geht zumindest aus den kurzen Erläuterungen im Booklet hervor, denn Übersetzungen sucht man vergeblich.
Musikalisch unterscheidet sich der Klingon-Import gar nicht so sehr von unserem gewohnten, auf der Erde weit verbreitetem Hardrock. Das kann mal ganz traditionell klingen wie im Titeltrack, der stilistisch ein wenig an den Schwermetall-Act Grave Digger in ihrer Knights Of The Cross-Phase erinnert, oder deutlich spaciger, wie in den meisten anderen Stücken. Zum Anspielen ist hierbei bereits der erste Song "Temptress Of The Stars" bestens geeignet, der sehr eingängig in Midtempo vor sich hingebrüllt wird und durch dezenten Einsatz von Elektronik seinen Weltraum-Charakter erhält. Ebenfalls sehr stark sind "D-Day", der etwas mehr Tempo macht, und der sehr majestätische, mit verschiedenen Stimmen spielende Track "Khemrex Klinzhai".
Ein Nachfolger ist mit Sicherheit geplant, nicht zuletzt aufgrund des "Vol. 1" im Titel, das dezent darauf aufmerksam macht. Mir soll's nur recht sein, denn eines dürfte außer Frage stehen: Besser Klingonen-Rock als selige Harfenklänge zu tuntigem Elbengejaller!
Hendrik Stahl
Trackliste |
1 | Opener | 1:09 |
2 | Temptress Of The Stars | 3:15 |
3 | Protocol 1 | 0:51 |
4 | Duj Tivoq Tah | 4:12 |
5 | Protocol 2 | 0:14 |
6 | Khemorex Klinzhai | 3:11 |
7 | Protocol 3 | 0:46 |
8 | Give Sympathize Control | 4:22 |
9 | Protocol 4 | 0:27 |
10 | D-Day | 3:29 |
11 | Cosmic Horror | 3:49 |
12 | Buran Buran | 3:12 |
13 | Protocol 5 | 1:01 |
14 | Bang Hot | 2:55 |
15 | Born Too Early | 8:00 |
16 | Alia (Excerpt) | 7:00 |
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Besetzung |
Christian Kuhlmey: Drums, Programming, Keyboard Kumpe: Voice, Klingonen-Vocals Mathis Richter-Reichhelm: Guitars, Organ, sung vocals
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