Blue Man Group
The Complex Rock Tour live (DVD)
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Geil! Wenn eine Show mit derart viel Pressewirbel und Vorschusslorbeeren angekündigt wird, wie die Blue Man Group bin ich erst mal sehr misstrauisch. Auf der anderen Seite gehört ein schönes Stück Selbstbewusstsein für eine in Deutschland so gut wie unbekannte Truppe dazu, wenn sie das Theater am Potsdamer Platz in Berlin gleich für ein ganzes Jahr(!) mietet. Und ich gebe zu, The complex Tour ist wie der ultimative Rock-Circus für die ganze Familie.
Die Geschichte der Rockmusik wird durch dieses Spektakel weder vorangebracht noch mit neuen Impulsen versehen. Avantgarde ist hier gar nichts. Das zeigt auch das Publikum des in Gran Prairie (Texas) aufgezeichneten Konzertes. Das ist Disneyland pur. Vom übergewichtigen Pappi und der überschminkten US-Mammi, bis zum pickligen 12-jährigen ist die ganze Picknick-Gesellschaft des weißen Vorort-Mittelstandes vertreten. Dafür dürfte das Programm auch entwickelt sein. Vermarktung der Musikgeschichte der 70er bis 90er vor breitmöglichstem Publikum. Und für diesen Ansatz ist das Optimum erreicht. Innovationen gibt es dabei natürlich nicht. Die Blue Man Group sammelt völlig eklektisch aus allen Bereichen der Rock- und teilweise Pop-Musik der letzten 25 Jahre, um das Material in kaum schlagbarer Form zu präsentieren.
Im Mittelpunkt stehen dabei die drei Blue Men. Warum in der Besetzungsliste vier stehen (ein Ersatzmann??), weiß ich nicht. Die drei wirken aus wie eine Mischung aus Fantomas und den Tele-Tubbies. Sie sind Animateure, Percussionisten und Musicalclowns. Sie beherrschen den gesamten vorderen Teil der Bühne, auf dem eine gigantische Konstruktion aus Plastikrohren steht. Mit Witz, Komik und viel Pantomime werden diese Rohren die erstaunlichsten Sounds und Soli entlockt. Das alleine begeistert, würde aber nicht durch den ganzen Abend tragen.
Aber im Hintergrund – quasi eine Etage höher – steht eine Top-Band bereit, die von Synthiesounds der 80er bis zu krachendem Metal-Donner alles drauf hat und jederzeit in der Lage ist, dem Publikum Feuer zu machen.
Um aus dem Konzert einen überragenden Event zu machen, dazu bedarf es allerdings noch etwas mehr. Filme, Computersimulationen, Lasergrafiken, Farbkaskaden, die bei jedem Schlag auf rätselhafte Weise von den Percussions aufsteigen und dutzende Effekte mehr, sorgen dafür, dass das Auge permanent beschäftigt ist. Grandios. Und dann gibt es noch immer wieder neue kleine Ideen; z.b ein Flügel, der hochkant(!) gespielt wird, mit einem rieseigen ca. 2 Meter langen Hammer(!) mit dem direkt auf die Saiten des aufgeklappten Luxus-Instruments eingedroschen wird. Das ist wirklich Circus.
Letzteres passiert bei dem Who-Cover “Baba O’Riley“, an dem Gastsängerin Tracy Bonham kläglich scheitert, während sie bei ihren weiteren Auftritten für das sorgt, was bei dieser Show wirklich große geschrieben wird: Abwechslung. Besser ergeht es der Neubearbeitung von Donna Summers “I feel Love“ (eingeleitet mit einem spitzen “I .. I …I“-Sample von Ozzy Osbourne – direkt nach dem ein fröhlicher Familien-Satanist seinen kleinen Satansgruß in die Kamera gewunken hat – passt ja.). Die Stöhn-Queen der 70er wird von einer herrlich schrillen Anette Strean gegeben in einem kegelförmigen Kleid aus blinkenden Leuchtstoffröhren. Yeah! .
Die DVD ergänzt das Konzert um drei Musikvideos (“Sing along”, “The Current“, „Exhibit 13”) und einen kurzen nett gestalteten Kommentar zum Ganzen. Darüber hinaus ist die DVD umdrehbar. Auf der Rückseite gibt es drei Audiotracks im 5.1.-Format (“Above”, “Your Attention”, “Sing along“).
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Above |
2 | Drumbone |
3 | Time to | start |
4 | Up to the | Roof |
5 | Persona |
6 | Your | Attention |
7 | Sing | along |
8 | Shadows Part | 2 |
9 | The | Current |
10 | The | Complex |
11 | I feel | Love |
12 | Exhibit | 13 |
13 | Baba | O’Riley |
14 | What is | Rock |
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Besetzung |
Kalen Allmandinger (Blue Man) Matthew Banks (Blue Man) Tom Galassi (Blue Man) Eric Gebow (Blue Man) Dave Steel (Git) Jeff Turlik (Git) Chris Dyas (Git) Peter Moore (Voc, Keys) Larry Heinemann (B, Stick) Mike Datz (B, Stick) Todd Perlmutter (Dr) Corky Gainsford (Dr) Todd Waetzig (Perc) Clem Waldmann (Perc) Dave Anania (Perc)
Gäste: Tracy Bonham Venus Hum: Kip Kubin Tony Miracle Annette Strean
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