Earthshaker-Fest 2004
Etwas besseres als der Umzug nach Geiselwind hätte dem Earthshaker Festival nicht passieren können, da neben dem amtlichen Billing vor allem die ideale Location dafür verantwortlich war, dass dieses Event schon in der zweiten Auflage zur Elite der deutschen Metalfestivals gezählt werden durfte. Europas grösster Autohof erfüllte einfach alle Wünsche, die man so an ein Festival dieser Art stellt, und selbst der an diesen Tagen etwas schlecht gelaunte Wettergott konnte meine Meinung nicht ändern. So eroberte das Earthshakerfest ohne große Mühe die vorläufige Pole Position meiner persönlichen "Festivals 2004"-Charts. Unter dem Motto "Never Change A Winning Team" waren wir mit der bereits vom diesjährigen Bang Your Head eingespielten Mannschaft (Mario Karl und Manuel Liebler) vor Ort, um euch von den Ereignissen aus Metalfranken zu berichten. Here we go!
Freitag, der 23. Juli 2004
Traceelords: "Hallo wir sind die Traceelords aus Hagen. One, Two, Three, Four!" So (oder so ähnlich) startete die neue deutsche Rock`n`Roll-Hoffnung um Andy Brings (ex-Sodom) bei strahlendem Sonnenschein ihren bunten Melodienreigen und lieferten den perfekten Soundtrack zum ersten Earthshaker-Bier. Mit ihren Spaß-Titeln wie "Change My Name", "People Of My Age" oder dem abschließenden Boney M-Cover "Daddy Cool" konnte die Band das noch recht überschaubare Häuflein vor der Bühne schnell auf ihre Seite ziehen. Mit spitzen Bemerkungen gegen eine spezielle (deutsche) Metal-Band und der Aufforderung, die anwesenden Truemetaller sollten zum anschließenden Progressive-Power-Metal-Hammer (ca. 3,73 sec. lang) bitte ihr Plastikschwert schwingen, machte man sich auch schnell Freunde. Wirklich beste Unterhaltung für zwischendurch, allerdings wurde das erklärte Traceelords-Ziel zur Erklimmung des Rock-Throns heute noch nicht ganz erreicht. (MK)
Disbelief: Für die angekündigten Atrocity waren kurzfristig die Todesmetaller von Disbelief als Ersatz eingesprungen. Die Band konnte ja im vergangenen Jahr mit ihrem Album "Spreading The Rage" bei Presse und Fans ordentlich punkten und dieser Titel war Programm. Mit ihren groovigen Riffs, polternden Drums und der "einzigartigen" Stimme von Frontmann Jagger (gurgelt der täglich mit Rasierklingen?!) ließ man ein ordentliches Soundgewitter vom Stapel. Leider trübte der zum Teil undifferenzierte Soundbrei das Vergnügen etwas. Aber bei Songs wie "To The Sky" oder "Ethnic Instinct" war ein sehr zufriedenes Kopfnicken garantiert. (MK)
Mnemic: An den Dänen von Mnemic gibt es dieses Jahr wohl absolut kein Vorbeikommen, sei es in der Presse, diversen Clip-Shows oder eben live. So langsam füllte sich auch das Gelände und die Band wurde wohlwollend empfangen. Mit ordentlichem Sound und viel Feuer unterm Hintern gab die Band, und besonders Frontmann Michael Bøgballe, ordentlich Gas. Das Wort "Abwechslung" wird zwar von der Band nicht gerade allzu groß geschrieben, aber ihre Hits "Liquid" und "Ghost" drängten sich schnell in die Gehörgänge, und das Publikum schüttelte sich hier die Hitze aus den trägen Knochen. Mnemic werden ja immer wieder als bloße Fear Factory-Kopie verschrien - dass das nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, bewiesen sie mit der FF-Covernummer "Self Bias Resistor", welche sich doch sehr harmonisch ins Set einfügte. Bei diesem Song teilte sich Michael das Mikro mit dem FF-Frontmann Burton C. Bell, welcher den Nachwuchs allerdings in Grund und Boden grölte. (MK)
Primal Fear: Langsam aber sicher stellte sich (besonders beim Redakteur) doch eine gewisse Primal Fear-Übersättigung ein. Daran schienen sich allerdings am heutigen Abend nur wenige zu stören. Mit ihren kugelsicheren Hits wie "Angel In Black", "Under The Spell", "Chainbreaker" und dem lauthals mitgebrüllten "Metal Is Forever" (wenn die Stimme versagt: Samples Blau) brachte die Band doch ziemlich Bewegung unter die nach traditionellem Metal dürstenden Fans. Und durch die so langsam sinkende Sonne sowie den glasklaren Sound wollte sich doch eine gewisse Stimmung einstellen. Die Band selbst lieferte wie immer eine gute Show und rockte standardmäßig, wobei Drummer Randy Black, wie immer, hervorstach. Auf jeden Fall der erste (und vorletzte) Stimmungshöhepunkt des Tages. (MK)
Fear Factory: Als nächster Programmpunkt stand ein riesiger Donnerschlag an. Und dies war wirklich wörtlich zu nehmen. Bereits bei Primal Fear begann der Himmel sich stark zu verdunkeln. Gepaart mit der Vorfreude auf Fear Factory in der Umbaupause, erzeugte diese eine gar beängstigende Atmosphäre. Kurz bevor die Band mit dem Opener ihres aktuellen Rundlings Slave Labor ihr Gastspiel eröffneten, begann es Katzen und Hunde zu regnen, was das Publikum allerdings anfangs relativ unbeeindruckt ließ, denn alle wollten feiern! Wer beim anschließenden "Cyberwaste" noch nicht bis auf die Haut durchnässt sein wollte, der benötigte schon einen sehr guten Regenmantel. Aber nicht nur die Fans bekamen die volle Ladung ab, auch auf der Bühne brauste durch jede noch so kleine Ritze das Wasser. Als Fear Factory nach "Shock" den nächsten Song anspielen wollten, gab es aufgrund der Witterung ein technisches Problem mit der Soundanlage (fragt mal mein Handy, was es von dem Wetter hielt...) und es wurde dunkel und still. Anfangs warteten alle, was da noch kommen möge. Aber es kam nichts mehr - Konzertabbruch. Auch um das Publikum nicht weiter durch Blitzschlag zu gefährden. Freundlicherweise ließ man die durchnässten Besucher in die benachbarte Veranstaltungshalle, die eigentlich als Backstagebereich diente, um die nassen Knochen ein wenig bei einem Bierchen zu trocknen. Was neben durchnässten Klamotten und einer leichten Erkältung blieb, war die Gewissheit ein kurzes aber sehr intensives Konzerterlebnis mitgemacht zu haben. Für Fear Factory sicher auch ein denkwürdiges Ereignis der anderen Art. (MK)
Samstag, der 24. Juli 2004
Psychopunch: Dass der gestrige Gig von Rose Tattoo ja sprichwörtlich ins Wasser gefallen war und irgendwie heute ins Programm gequetscht werden musste, hatte auch für alle anderen Bands an diesem Samstag seine Auswirkungen. So wurden die Umbau- bzw. Auftrittszeiten entsprechender Kapellen um einige Minütchen gekürzt und zudem startete das Festival ein wenig früher, was alles in allem genug Zeit auf die Habenseite brachte um nachmittags noch ein denkwürdiges Konzert der Australier steigen zu lassen. Nun wurde es aber Zeit für Psychopunch, und zu diesem Zeitpunkt eignete sich wohl keine Spielart des Rock`N`Roll besser, um diverse traurige Regenschnuten zu vertreiben, als fröhlicher Punkrock aus dem Land der Elche. Die Schweden um den Farin Urlaub-lookalike namens JM stellten auch auf dem Earthshaker Fest wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis, dass sie dieses Jahr mit ihrem neuen Longplayer Smashed On Arrival in der Champions-League dieses Genres angekommen sind. Aus ebenjenem, inzwischen schon fünftem Silberling der Band, stammte auch der Höhepunkt dieser Stippvisite namens "Hard To Belong", der vor allem durch seinen eindrucksvollen, mehrstimmigen Refrain zu begeistern wusste. So kann es also gehen: Die in ihrer musikalischen Ausrichtung wohl exotischste Band dieses Festivals war genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, brachte durch Spielfreude im Jumbopack zumindest einen Teil der noch zählbaren Zuschauermenge zum freundlichen Mitwippen und bot einen gelungenen Start in den zweiten Tag dieses Events. (ML)
Dream Evil: Wer das neue Dream Evil-Video zur Hymne "The Book Of Heavy Metal" kennt, der kann sich vorstellen in welcher ulkigen Kostümierung Fredrik Nordström und Co. die Geiselwinder Bühne enterten. Mit bereits erwähntem Song startete auch der True-Metal-Reigen, und da Schminke ebenfalls zum Outfit der Schweden gehörte, erkannte man erst auf den zweiten Blick, dass an der Leadgitarre nicht der etatmässige Axtschwinger Gus G. sein Unwesen trieb, sondern ein scheinbarer Doppelgänger diesen auf dem Earthshaker ersetzte. Da die Imitationskünste dieses Herren auch in Sachen "Instrumentenbeherrschung" recht ansehnlich waren, konnte man diesen (bis heute) ungeklärten Fakt ohne Gewissensbisse ausser Acht lassen und die "Best-Of"-Setlist des Quintetts geniessen, die sich hauptsächlich aus brandneuem Material und Stücken des vielgelobten Debütalbums zusammensetzte. War die Stimmung unter den inzwischen zahlreich vor der Bühne erschienenen Metalheads anfangs noch eher verhalten, so erreichte das imaginäre Applausometer bei dem "So schlecht, das es schon wieder geil ist"-Doppelpack "M.O.M./Made Of Metal" absolute Rekordwerte. Als weiteren Augen bzw. Ohrenschmaus konnte man das engagierte Spiel von dem mit einer Sturmhaube(!) bekleideten Schlagzeuger Snowy Shaw einordnen, der wohl das Ziel hatte, sein Mini-Drum-Kit dem Erdboden gleichzumachen, was ihm sogar fast gelang. Heiliger Antonius! Das muss man gesehen haben, und die scheinbar nicht endenden "Zugabe"-Rufe des Publikums nach Ende dieses Gigs, sprachen eindeutig für die Band aus dem Ikea-Land. Dream Evil sind also im wahrsten Sinne des Wortes für die kommende Tour mit Saxon gerüstet und bereit ein neues, livehaftiges Kapitel des "Book Of Heavy Metal" zu schreiben. (ML)
Leaves Eyes: Allen Festivalbesuchern, die noch sauer über den kurzfristig (aus bis zum Redaktionsschluss immer noch unbekannten Gründen) geplatzten Atrocity-Gig waren, konnte mit Leaves Eyes zumindest ein wenig geholfen werden. Denn bei dieser Truppe sind bekanntlich alle Atrocity-Musiker involviert und so konnten die Fans der Schwaben doch noch ein Wiedersehen mit ihren Lieblingen feiern. Diese mussten sich aber heute hinten anstellen, denn die "Hauptrolle" bei Leaves Eyes gehört unumstritten der bezaubernden Frontdame Liv Kristine Espenaes Krull (P.S.: Ich hasse Doppelnamen!) und auch der Sound hatte relativ wenig mit den ultraharten Riffs der deutschen Szenehelden zu tun. Dafür konnte man Within-Temptation-ähnlichem Gothicmetal lauschen, der zwischen den Prädikaten "Hitverdächtig" ("Norwegian Lovesong", "Lovelorn", "Into Your Light") und "Irgendwie Langweilig" (der überwiegende Rest der ruhigeren Nummern) schwankte, während Petrus den härtesten Fans dazu noch eine tolle, aber leider für Haut und Handy nicht ganz ungefährliche Extreme-Regen-Show spendierte. Diese begeisterte das übriggebliebene Völkchen vor der Bühne umso mehr, erweiterte das eh schon vorhandene Honigkuchenpferdgrinsen der Norwegerin um ein Vielfaches und gab besonders dem Duett mit Gaststar bzw. Ehemann Alexander Krull einen besonderen Reiz. Nach diesem Gig konnte man sich auf jeden Fall sicher sein, dass Leaves Eyes durchaus das Potential hat, irgendwann auf Nightwish/Within Temptation-Pfaden zu wandeln und sich an der hohen Stimme der Frontlady weiter die Geister scheiden und es tatsächlich Frauen gibt, die mit dem Alter immer hübscher werden. Wieso jedoch die augenscheinlich topfitte Atrocity-Crew am Tag vorher nicht die Geiselwinder Bühne enterte, steht weiterhin in den Sternen und wird wahrscheinlich bei der nächsten Pressemitteilung der Band für uns Normalsterbliche entschlüsselt. (ML)
Justice: "Who The Fuck Is Justice?", werden sich jetzt bestimmt einige Leser fragen, doch das anwesende Frankenvolk wusste genau, wer diese fünf Herren waren. Dementsprechend füllte sich auch der Platz vor den Brettern, die die Musikerwelt bedeuten. Die im Land des Boxbeutels durch ihre beliebten Metal-Covershows fast schon vergötterte Band, hatte nämlich vor kurzem den zweiten Longplayer mit eigenen Stücken veröffentlicht und die daraus in Geiselwind gebotenen Auszüge klangen um einiges reifer, als das überwiegende Material des durchwachsenen Debüts The Hammer Of Justice. Besonders der Titeltrack "The Descendant" beinhaltete fast schon so etwas wie Hitqualität, aber auch "The World Is Mine" bzw. "Nu Machine" sind nicht von schlechten Eltern und lassen Dutzende Querverweise auf etablierte Bands durch den Kopf des MAS-Redaktuers schießen. Diese Fakten rechtfertigen zwar (noch !) nicht die gute Billingposition, doch die headlinerwürdige Stimmung im Publikum allemal, und dass das Volk keinen "Slaaaayyyeeerrr"-Song forderte, sondern sich begeistert die Seele aus dem Leib bangte, machte deutlich, das Justice alles andere ist als eine "Rollende Metaldisco", wie sie von einigen Neidern manchmal spöttisch tituliert werden. Justice sind einfach Kult und wenn sich die (selbst komponierten) Alben der Band weiterhin in diesem beachtlichen Volumen steigern, werden auch alle "außerfränkischen Lebensformen" bald viel mehr von diesem Quintett hören. (ML)
Mantas: "Mantas, war das nicht der Gitarrist von Venom früher?", hörte ich einen etwas betagteren Metal-Fan neben mir fragen. "Ja genau! Der war das!" Neuerdings hat er eine neue Band um sich geschart, welche er schlicht und ergreifend Mantas nennt. Und was machen die so? Um es kurz zu machen: Lärm! Zwischen Hardcore-Geprügel und tausendmal gehörten Metal-Riffs sollen sich irgendwo auch ein paar Songs versteckt haben. Das Ganze nachzuhören auf dem demnächst erscheinenden Album Zero Tolerance. Das Publikum ließ das ganze Spektakel relativ unbeeindruckt. Lediglich als die bunt gemischte Truppe (Alt-Metaller + dreadgelockter New-School-Schreihals + 18jährige Souldiva an den Drums) die alten Venom-Kamellen "Black Metal" und "In League With Satan" vom Stapel ließ, waren ein paar wild schwingende Pommesgabeln zu sehen. Ob sich die Band mit diesem Auftritt viele Freunde gemacht habe, wage ich allerdings zu bezweifeln. (MK)
Rose Tattoo: Als tags zuvor Rose Tattoo aufgrund der Witterungsverhältnisse abgesagt wurden, war ich schon leicht verärgert, war doch das australische Rock`N`Roll-Urgestein einer der Gründe für meine Anreise. Aber glücklicherweise wurde das Konzert heute bei strahlendem Sonnenschein nachgeholt. Frontsirene Angry Anderson schlenderte im weißen Overall gekleidet kurz nach vier locker auf die Bühne, nippte noch schnell an der Jackie-Pulle und los konnte es gehen mit ihrem Sound direkt von der Straße. Die Fünf waren, trotz fortgeschrittenen Alters, spielerisch top in Form und man sah ihnen den Spaß an der Sache zu jeder Sekunde an. Besonders der Gitarrenkoloss Robin Riley hatte jede Menge Spaß hinter (und Bier in) den Backen. Optischer Dreh- und Angelpunkt war zweifellos wie immer Sänger und Gossenpoet Angry, der auch heute noch jedes Wort seiner Texte mitlebt. Seien es "The Butcher And Fast Eddie", "Branded“, „Bad Boy For Live", "Rock`N`Roll Outlaw” oder “Scarred For Live”. Und mit einem Titel wie "Kisses & Hugs" sprach er sicherlich auch dem einen oder anderen aus der Seele (ich zitiere mal kurz: "I don't need no kisses and hugs, honey, I need someone I can fuck"). (Slide-)Gitarrist Pete Wells wurde auf dieser Tour von einem mir nicht bekannten Herrn ersetzt, der seine Sache recht ordentlich machte, so dass der Großmeister nicht allzu sehr vermisst werden musste. Sah man anfangs noch ziemlich viel Skepsis in den Augen des doch für Rose Tattoo-Verhältnisse relativ jungen Publikums, so verflog diese Song für Song immer mehr, bis zum abschließenden "Nice Boys" (inkl. ellenlanger Mitsingspielchen). Spätestens zu diesem Zeitpunkt war für den letzten Zweifler klar: "Rock`N`Roll Is King“. (MK)
Sodom: Für alle Headbanger, die Trash-Metal "Made In Germany" zu ihrem Lieblingsohrenfutter auserkoren haben, dürfte das diesjährige Earthshaker Fest so etwas wie das Paradies auf Erden gewesen sein, da sich von dem großen Dreigestirn Kreator/Destruction/Sodom zumindest zwei dieser Bands nacheinander dem Geiselwinder Publikum stellten. Sodom machte den Anfang und neben Klassikern wie "The Saw Is The Law", "Remember The Fallen" und der "Stummen Ursel", sorgte vor allem Frontsau Tom Angelripper mit seinen Kommentaren im ulkigen Ruhrpottdialekt für jede Menge Unterhaltung. So lobte er das Earthshakerfestival, forderte aber auch gleichzeitig, dass der Härtegrad dieses Events zukünftig um einige Gradzahlen ansteigen sollte und machte fleißig Werbung für die neue Sodom-CD, die in Kürze beim CD-Händler eures Vertrauens zu finden sein wird. Den Worten ließ "Onkel" Tom aber auch Taten folgen und so spendierte die Band sogar einen kleinen Appetithappen ebenjenes Silberlings, und wenn die komplette CD so klingt, dürfen Sodom-Fans schon einmal anfangen ihren Sparstrumpf für diese Investition zu füttern. Bei "Wachturm" holte sich der Meister sogar Ex-Gitarrero Andy Brings von den Traceelords als zusätztlichen Axe-Man auf die Bühne, und als Rauschmeißer dieses unterhaltsamen Gigs fungierte eine eigenwillige "Ace Of Spades"-Coverversion sowie ein nettes Medley aus dem Hause der Trashmetalveteranen. Heavy-Metal-Entertainment pur eben und auch für Personen, die sonst wenig mit dem Trio anfangen können, alles andere als langweilig. Respekt! (ML)
Destruction: Headbanging-Alarm: Die Nieten-Mafia Destruction machte am heutigen Tag ihrem Name wieder alle Ehre. Nachdem Sodom die Fans bereits gut aufgewärmt hatten, zerlegte das andere deutsche Thrash-Trio das restliche Gelände in Schutt und Asche. Mit ihren Prügelgranaten "Bestial Invasion", "The Butcher Strikes Back" und dem abschließenden "Mad Butcher" taten sie sich auch nicht wirklich schwer. Der Mob vor der Bühne hatte seine helle Freude daran und man sah jede Menge Haare bis zum Mischpult fliegen. Die Band zockte wie immer sehr tight und in dieser Form sind Destruction sicher überall gern gesehene Gäste. Um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: Thrash ´til Death! (MK)
U.D.O.: Pünktlich zum Ende der Tagesschau wurde in Geiselwind ein wenig Solinger Stahl geschmiedet und die Accept-Revival-Band, äh Entschuldigung, U.D.O. hatten uns mal wieder eine sattes Potpourri aus 25 Jahren deutscher Schwermetall-Geschichte mitgebracht. Die Band startete ihr Programm mit dem Titelsong des aktuellen Albums "Thunderball" und zeigte mit dem anschließenden Klassiker "Metal Heart", dass sie auch heute nichts anbrennen lassen wollten. Weiter ging´s über Accept-Schmankerl wie "Living For Tonight", "Restless And Wild" und "Son Of A Bitch" und weiteren U.D.O.-Krachern vom Kaliber "The Bullet And The Bomd", "Animal House", "Independence Day“ und dem Stampfer "Man And Machine". Ein Traum von einer Setlist! Bei dieser Vergangenheit stellt es ja auch kein Problem dar, ein derartig starkes Programm zusammenzustellen. Der Pulk vor der Bühne saugte jede Note in sich auf und stand bald Kopf. Bei dem einen oder anderen Titel bildete sich sogar ein ordentlicher Moshpit (!). Ja man merkt´s, wir sind halt in Metal-Franken. (Genau Mario! Da wird halt anders als bei euch im Schwabenland gerockt! Anm. d. fränkischen Co-Autors) (knuffig, wilde Stammeskrieger unter sich... Anm. d. deutschen Redakteurs) Nach "Balls To The Wall" entschloss sich her Dirkschneider eine kurzes Päuschen einzulegen, nur um kurz danach der Meute noch "Princess Of The Dawn", "I´m A Rebel" und die gemütliche Schunkelnummer "Fast As A Shark" vor den Latz zu knallen. Die Mannschaft hinter den Ex-Accept Recken Stefan Kaufmann und Udo himself wirkt zwar nach wie vor etwas blass, aber nichts desto trotz war dies mal wieder beste Unterhaltung! (MK)
Helloween:
Nun wurde es Zeit für Helloween und es ist wirklich schade, dass der Mann am Mischpult gerade zu Beginn des Konzertes seinen Tiefpunkt hatte. Denn gerade in dieser Zeitspanne bot die Band Klassiker wie z.B. "The Keeper Of The Seven Keys" in voller Länge, und bei solchem historisch absolut wertvollen Stoff darf man doch wohl zumindest einen guten Sound erwarten. Dieser besserte sich glücklicherweise im Laufe des Geschehens, doch obwohl Frontmann Andi Derris ein ausgezeichneter Entertainer ist (siehe die lustigen Mitsingspielchen bei "Power"), die Band sich in Sachen Songmaterial ("Future World", "Dr.Stein", "Eagle Fly Free") eindeutig wieder "Back To The Roots" bewegte und die Neuzugänge Sascha Gerstner bzw. Stefan Schwarzmann sich hervorragend akklimatisierten, fehlte irgendwie der letzte Funken Magie, den man bei früheren Helloween-Gigs des Öfteren zu spüren bekommen hatte. Michael "Ich hab nen Aschenbecher am Mikroständer" Weikath und Co. beschränkten sich auch bei den Songs neueren Datums auf traditionellere Sounds ("Sun 4 The World", "Hey Lord") und würdigten das umstrittene, aber meiner Meinung nach wegweisende Album The Dark Ride nur mit dem Ohrwurm "If I Could Fly". Aber selbst diese Maßnahmen überzeugten mich nicht zu 100 Prozent von der Gesamtheit der neugestalteten Truppe. Bei dieser Kritik darf man aber auch nicht vergessen, dass die Helloween-Stippvisite alles in allem doch ein gelungener Auftritt war und sich durchaus mit den Leistungen der "The Dark Ride-Tour" messen konnte. Doch irgendwie haben alle insgeheim beim ruhmbefleckten Namen Helloween doch ein wenig mehr erwartet. Naja, vielleicht beim nächsten Mal. (ML)
In Flames: Um es schon mal vorwegzunehmen - Eine stärkere Leistung als in Geiselwind habe ich von In Flames noch nie zu Gesicht bekommen, und das will bei der Qualität dieser Band schon etwas heißen. Fast beängstigend souverän führte der einst so schüchtern wirkende Rastamann Anders Friden durch das Programm, meisterte den Spagat zwischen gegrunzten und gesungenen Vocals besser als je zuvor und ließ mit seiner Truppe eine Setlist vom Stapel, die absolut nicht einen Tiefpunkt aufzuweisen hatte. Kein Wunder eigentlich, denn mit so vielen Killeralben in der Hinterhand können die Schweden aus dem Vollen schöpfen und den Fans ohne Gnade Hits wie "Episode 666", "Only For The Weak", "Cloud Connected" u.s.w. um die Ohren ballern. Da diese heute so viel zu tun hatten, hielt man sich auch ein wenig mit den optischen (Pyro-)Effekten zurück, doch für Menschen, die In Flames noch nie vorher gesehen hatten, reichten die Knallfrösche dennoch aus, um sie in eine Zeitreise zum 31.12. zu versetzen. Anhänger des älteren Materials der Nordeuropäer dürften nach dem Gig ein wenig enttäuscht gewesen sein, denn mit "Behind Space" kam an dieser Samstagnacht nur ein Track aus den Anfangstagen der Melodic-Deather zum Vorschein, aber diese Zielgruppe war glücklicherweise in der Minderheit und tat der genialen Stimmung vor der Bühne keinen Abbruch. Ebenjene Zuschauer zeigten sich erstaunlicherweise extrem textsicher und selbst die in einer opulenten Menge dargebotenen Stücke des aktuellen Albums Soundtrack For Your Escape wurden ebenbürtig wie diverse Klassiker angenommen und bewirkten, dass die Show der Ikea-Ländler wie aus einem Guss klang. Trotz dieses wunderschönen Straußes dunkelgrauer Melodien, stellte der Höhepunkt des Abends ein Schlagzeugsolo(!) dar, bei dem ein x-beliebiger(!!) Fan
sich hinter die Kessel setzen durfte und den Massen eine Kostprobe seines Könnens gab. Der Grund für diese Aktion lag laut Mr. Friden an der Tatsache, dass In Flames so schlechte Musiker sind und keine Solos spielen könnten. Eigentlich egal, dass diese Aussage als Scherz gemeint war, denn für den jungen Herrn am Schlagzeug waren dies bestimmt ein paar der schönsten Minuten in seinem Leben. Nur glauben wird ihm diese Story wohl keiner von seinen Freunden, wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen haben. Nachdem die letzen Töne der Kultband bzw. des kompletten Events im Geiselwinder Nachthimmel verklungen waren, war sich wohl jede der anwesenden Personen einig, das In Flames ein mehr als würdiger Headliner waren und sich in der Form ihres Lebens befinden. (ML)
...So endete diese Geschichte und alle waren glücklich und zufrieden und werden im nächsten Jahr bestimmt wiederkommen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann bringen sie die Erde in Geiselwind wohl immer noch zum beben.
FOTOS: Manuel Liebler
Manuel Liebler & Mario Karl
|